Die Kritik war heftig, als der Anbieter gestartet ist.
Der Ärger war heftig, Vorwürfe kamen von beiden Seiten. Als der Rolleranbieter Tier vor knapp zwei Wochen in Dresden überraschend seine ersten Roller aufstellte, wusste die Stadtverwaltung nichts vom Start der Firma aus Berlin.
Prompt gab es Kritik. Tier habe nicht vorher die Verwaltung informiert, hieß es aus dem Rathaus, Roller seien in den verbotenen Zonen wie etwa dem Neumarkt und dem Altmarkt abgestellt worden. Tier wehrte sich, der Starttermin und die Ansprechpartner seien schon vor dem Jahreswechsel bekannt gegeben worden, sagte Dresden-Chef Georg Grams. Noch immer wartet die Stadt darauf, dass der Kooperationsvertrag zwischen dem Rathaus und dem Rolleranbieter zustande kommt. Jetzt sollen die Unstimmigkeiten bald Geschichte sein. Das hofft zumindest Verkehrsbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Bündnis 90/Die Grünen). „Wir haben uns inzwischen mit Tier Mobility getroffen und ein konstruktives Gespräch geführt“, sagte Schmidt-Lamontain auf SZ-Anfrage. „Es soll eine Kooperationsvereinbarung geschlossen werden.“ Dazu erwartet die Stadt nun die Daten von Tier. „Wir werden daraufhin einen aktualisierten Vertrag zusenden, der dann von beiden Seiten unterschrieben werden kann.“ Bis wann das passieren soll, teilte Schmidt-Lamontain nicht mit. Ist das passiert, haben dann drei Roller-Anbieter die Kooperationsvereinbarung mit dem Rathaus unterzeichnet, neben Tier auch Lime und Voi. Wann der dritte Scooter-Verleih in Dresden startet, ist weiter offen, das wissen auch die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung nicht.
Claus Unterkirchner, der unter anderem Voi-Chef in Deutschland ist, teilte dazu in der dritten Januarwoche mit, „das Interesse von vielen Städten nach Elektromobilität wird weiterhin größer“. Das sei auch in Dresden der Fall. Einen konkreten Starttermin nannte er zum wiederholten Mal nicht. „In diesem Jahr werden aber noch viele weitere Städte dazukommen“, sagte er lediglich. Voi hatte bereits im Sommer des vergangenen Jahres einen baldigen Start in Dresden in Aussicht gestellt. Seitdem blieb das Berliner Unternehmen stets unkonkret auf die Frage, wann seine ersten Roller in Dresden aufgestellt werden.
Unterdessen haben Lime und Tier täglich mit Beschädigungen und unsachgemäßem Umgang mit ihren Scootern zu kämpfen. Bei den Tier-Zweirädern werden immer wieder die Symbole mit Farbe beschmiert, die man mit dem Handy scannen muss, um einen Roller nutzen zu können. Die Scooter beider Anbieter werden häufig umgeworfen. Außerdem greifen sich Unbekannte immer wieder Roller, um sie zum Beispiel in Bäume zu hängen oder in Mülleimer zu stecken. Ob solche Aktionen als Protest gegen die Elektrozweiräder verstanden werden sollen, lassen die Täter dabei stets offen. Tier-Chef Grams kündigte an, Beschädigungen künftig anzuzeigen, sollten sie sich häufen. Lime spricht von einer verschwindend geringen Zahl von Rollerbeschädigungen und ersetzt kaputte Fahrzeuge lieber zügig durch neue. In der Kooperationsvereinbarung steht nicht nur, wo und wie viele Roller ein Anbieter abstellen darf. Dort ist auch geregelt, dass pro Firma höchstens 2000 Roller in der „erweiterten Kernstadt“ betrieben werden dürfen, davon höchstens 300 in der Innenstadt. Die sogenannte erweiterte Kernstadt reicht vom Wilden Mann im Westen bis Leuben und Bühlau im Osten sowie von der Albertstadt im Norden bis zur Südvorstadt und Plauen im Süden.
SZ
Hinterlasse jetzt einen Kommentar