Das Albert-Schweitzer-Kinderdorf will Kindern ein neues Zuhause geben, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihrer Herkunftsfamilie aufwachsen können. Die Kinderdorfeltern des gemeinnützigen Vereins stellen sich einer großen Herausforderung und nehmen bis zu 7 Kinder in ihre Familie auf.
Alle unter einem Dach
Lotte ist fünf Jahre alt, als das Jugendamt sie aus ihrer Familie nimmt. Eine Erzieherin aus Lottes Kita hatte schon länger bemerkt, dass das Mädchen zu Hause nur unregelmäßig Essen bekommt und tagelang die gleiche Kleidung trägt. Als blaue Flecken hinzukommen, die keiner erklären kann, verständigt sie die Behörden. Auch Lottes kleiner Bruder Hannes wird zu dessen Schutz vorläufig in Obhut genommen. Zu dem Termin, bei dem gemeinsam besprochen werden soll, wie es mit der Familie weitergeht, erscheinen die Eltern nicht. Sie sind abgetaucht.
3301 Kinder – das ist die traurige Bilanz des Jugendamts Sachsen. Im Schnitt neun Mädchen und Jungen pro Tag wurden 2018 im Freistaat in Obhut genommen. Neun Kinder wie Lotte und Hannes, die vorübergehend oder sogar auf längere Zeit nicht zurück zu ihren Eltern können. Die häufigsten Gründe: Alkoholmissbrauch, Drogenkonsum, Überforderung.
Ein neuer Anfang
Lotte und Hannes leben jetzt im Albert-Schweitzer-Kinderdorf. Ihre Kinderdorfmutter Ines hat ihnen ein neues, liebevolles Zuhause gegeben. Natürlich wissen Lotte und Hannes, dass Ines nicht ihre richtige Mama ist – und die vier anderen Kinder, die auch in dem Haus wohnen, nicht die richtigen Geschwister. Aber die familienähnliche Struktur gibt ihnen so viel Sicherheit, dass sie ihre Entwicklungsdefizite nach und nach aufholen. Damit Kinderdorfmutter Ines allen Kindern gerecht werden kann, hat sie fachliche Unterstützung von zwei Erzieherinnen und einer Hauswirtschaftskraft.
Das Kinderdorf im Überblick
Das Ziel der pädagogischen Arbeit des Albert-Schweitzer-Kinderdorfs ist es, die Kinder und Jugendlichen, die in der Regel bis zum 18. Geburtstag im Kinderdorf wohnen, gut auf ein selbstständiges Leben vorzubereiten. Ländlich vor den Toren Dresdens in Steinbach gelegen, haben die Kinder viel Raum für Bewegung in der Natur. Vier Häuser stehen dort seit den 90ern nebeneinander und beherbergen Kinderdorffamilien und familiennahe Wohngruppen.
Die beiden Therapiepferde, Resi und Grisou, sind ebenfalls an das Kinderdorf angegliedert, was das Leben der Kinder sehr bereichert. Lotte reitet zweimal pro Woche – am liebsten auf der gutmütigen Stute Resi. Ihre Erzieherin Kristina begleitet sie dabei. Für Kristina waren die Pferde ein ausschlaggebender Punkt, sich für den Job im Kinderdorf zu entscheiden. „Ich reite selbst seit vielen Jahren und hier kann ich Hobby und Beruf miteinander verbinden“, sagt die junge Frau. Lottes Bruder Hannes interessiert sich weniger für das Reiten. Dafür spielt er so oft er kann mit seinen Kinderdorfgeschwistern und Erzieher Mirko Fußball auf dem großen Gemeinschaftsplatz.
Zu ihrer Mama haben Lotte und Hannes auch wieder ab und zu Kontakt. Manchmal besucht sie die Kinder in Steinbach oder sie telefonieren. Vom Vater der Geschwister hat sie sich getrennt. Lotte und Hannes wissen, dass sie auf längere Sicht nicht zurückziehen können, weil es ihrer Mutter nicht so gut geht. Aber in den Mitarbeiter*innen des Kinderdorfs haben sie eine gute Ersatzfamilie gefunden.
Stellenangebote: Sie möchten sich auch für benachteiligte Kinder einsetzen und sie auf den Weg in die Selbstständigkeit begleiten? Das Albert-Schweitzer-Kinderdorf in Sachsen e.V. sucht staatlich anerkannte Erzieher*innen in Teilzeit oder Vollzeit sowie Hauseltern. Informieren Sie sich unter www.kinderdorf-online.de/stellenangebote oder telefonisch unter 0351 / 320 351 30.
Zum Schutz der Personen, wurden alle Namen im Artikel geändert.
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