Reporter-Legende Gert Zimmermann ist im Alter von 69 Jahren verstorben.
Die SG Dynamo Dresden trauert um Gert Zimmermann. Dynamos früherer Stadionsprecher, den alle bis zuletzt immer nur kurz „Zimmi“ gerufen haben, ist am Dienstag im Alter von 69 Jahren nach schwerer Krankheit in Dresden verstorben.
„Wir trauern um einen Menschen, der Dynamo Dresden auf seine ganz eigene, authentische Art über Jahrzehnte hinweg eng begleitet und mitgeprägt hat. Er war immer mittendrin im Geschehen, stets bestens informiert und ein intimer Kenner des Dresdner Fußballs. Auch für mich persönlich war er ein wertvoller Wegbegleiter. Ich bin dankbar für unzählige tiefgründige Gespräche mit ihm, die mich inhaltlich und menschlich enorm bereichert haben. Zudem war er für humorvolle Einlagen sehr empfänglich und konnte seinerseits herzerfrischend lustig sein. Er wird unendlich fehlen“, so Dynamos Präsident Holger Scholze.
Als Kind entdeckte Gert Zimmermann bereits früh im Leben seine Leidenschaft für Radio-Reportagen. So lauschte er am Samstag auf seinem Fahrrad sitzend erst der DDR-Oberliga- und dann der Bundesliga-Konferenz im Radio.
„Ich habe Gert Zimmermann als einen mutigen Menschen erlebt, schon zu einer Zeit, wo viele politisch und gesellschaftlich lieber angepasst waren, um vor allem in der DDR nicht anzuecken. Er hat sich ganz einfach was in seinem Leben getraut – zumeist auf kreative, unterhaltsame und intelligente Weise“, so Dynamos Sportgeschäftsführer Ralf Minge.
Am 9. Februar 1951 wurde Gert Zimmermann in Dresden geboren. Er besuchte 1961 beim 0:0 gegen Dynamo Hohenschönhausen sein erstes Heimspiel der SGD. Mehr als 60 Jahre hielt er im Herzen seinem Lieblingsverein die Treue. Von 1988 bis 1991 erlangte er als Stadionsprecher von Dynamo Kultstatus über die Grenzen von Dresden hinaus.
„Schon mit den spektakulären, unterhaltsamen und kultigen Stadionshows zu den Europapokal-Spielen von Dynamo Dresden Ende der 1980er Jahre war er seiner Zeit ein ganzes Stück voraus. Außerdem hatte er ein feines Gespür für das, was Menschen bewegte. ‚Zimmi‘ hat sich vom Kellner über den Job als Stadionsprecher zu einer Dresdner Reporter-Legende hochgearbeitet – mit unglaublich viel Einsatzbereitschaft, Leidenschaft und Hingabe. Seine Arbeit, über den Fußball beim Hörfunk zu berichten, war bis zuletzt eine Berufung für ihn, sein Lebensinhalt und seine bedeutende Bühne auf dieser Welt“, so Holger Scholze.
Für Gert Zimmermann, der einst als Kellner und Diskjockey in seiner Heimatstadt ins Berufsleben gestartet war, bedeutete Journalismus unkonventionell und frei zu denken sowie den Finger als Reporter auch dann unbequem in die Wunde zu legen, wenn es anderen nicht gefiel. Seit dem 1. Januar 1992 war er als Reporter für MDR 1 Radio Sachsen im Einsatz. Im Dokumentarfilm „Sommer 1990“ hat er zuletzt noch mal intensive Einblicke in seine persönliche Erinnerungswelt an den letzten Doublesieg der SGD authentisch und emotional mit einem breiten Publikum geteilt.
‚Zimmi‘ hat sich bis zuletzt nicht geschont, er war immer auch streitbar und hat mit seiner Meinung auch mal ganz bewusst polarisiert. Wir haben uns hinter den Kulissen oft aneinander gerieben und doch waren wir stets auch in gegenseitiger Achtung miteinander verbunden. Er konnte nicht nur austeilen, sondern hat mit Anstand auch eingesteckt, wenn es der Sache diente. Er stand mit seinem Namen und seinem Gesicht für das, was er tat. Auf seinen Weg können er und seine Familie stolz sein, denn seine Karriere als Reporter gibt es so wohl kein zweites Mal“, sagte Ralf Minge.
Beim bisher letzten Spiel mit Publikum berichtete „Zimmi“ am 8. März 2020 vor 30.753 Menschen zum letzten Mal mit dem Mikrofon in der Hand unterm Dach des Rudolf-Harbig-Stadion vom 2:1-Sieg der SGD gegen den FC Erzgebirge Aue live im Radioprogramm. Ein besonders emotionales Drehbuch zu diesem Sachsenderby und ein persönlicher Abschluss – trotz aller Neutralität als Journalist, der insgeheim auch nach seinem Geschmack war. Gert Zimmermann hinterlässt seine Frau Rosi, die bis zuletzt an seiner Seite war. Ruhe in Frieden und mach’s gut, „Zimmi“.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar