Digitale Lösungen zur Bewältigung der Pandemie

Foto: Landeshauptstadt Dresden

Immer wieder gibt es Kritik am Dresdner Gesundheitsamt. Infizierte berichten, sie würden vom Gesundheitsamt zu spät oder gar nicht kontaktiert. Doch wie arbeitet das Gesundheitsamt eigentlich und welche Technik wird genutzt?

Laborergebnisse und Arztmeldungen werden auf altmodische Art per Fax übermittelt, Quarantänebescheide in mühevoller Kleinarbeit von Hand erstellt und einzeln über die Poststelle verschickt, telefonische Erreichbarkeit ist so gut wie nie gegeben – so die allgemein bekannten Klischees über die Arbeitsweise des Gesundheitsamtes.

„Diese Mythen kann ich für Dresden nicht mehr bestätigen“, sagt der Leiter des Dresdner Amts für Gesundheit und Prävention Dr. Frank Bauer. „Das Dresdner Gesundheitsamt arbeitet mit einer sehr gut funktionierenden Datenbank, die mit Eingang des Testergebnisses bis Erstellung des Quarantänebescheides den gesamten Arbeitsablauf unterstützt. Seit November des vergangenen Jahres werden alle Bescheide auf Knopfdruck erzeugt. Fehler in dieser Übertragungskette gehören damit faktisch der Vergangenheit an. Das erleichtert uns die Arbeit enorm und ist ein wichtiger Bestandteil um vor die Lage zu kommen“, so Dr. Bauer weiter.

Welches Programm nutzt das Dresdner Gesundheitsamt?

Das Gesundheitsamt nutzt OctoWare®TN Gesundheit. Dieses Programm ist eine vom Gesundheitsministerium für alle sächsischen Gesundheitsämter vorgegebene Fachanwendung für die Erfassung und Bearbeitung von melde- und übermittlungspflichtigen Infektionsfällen. Die Software wurde vom Dresdner Unternehmen easy soft GmbH entwickelt und wird auch hier betreut.

Bundesweit ist viel vom Programm Sormas die Rede, wird Dresden diese Software zusätzlich einführen?

SORMAS-ÖGD-COVID-19 bietet viele Anwendungsmöglichkeiten, ausschließlich zur Bearbeitung und Auswertung von COVID-19-Fällen, die das Dresdner Gesundheitsamt mittlerweile mit OctoWare®TN erfüllt. Auch alle statistischen Meldungen für das bundesweite Meldesystem SurvNet@RKI werden mit einem pseudonymisierten Export aus OctoWare®TN an die Landesebene geliefert.

Die Landeshauptstadt Dresden geht deshalb davon aus, dass OctoWare®TN zumindest mittelfristig im Einsatz bleibt. Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass die Einführung einer neuen Software immer große Umstellungsarbeit bedeutet, die Mitarbeiter zu schulen und damit – zumindest kurzfristig – eingeschränkt leistungsfähig zu arbeiten.

Wie wird ein Quarantänebescheid erstellt?

Nachdem ein Infektions- oder Kontaktfall im OctoWare®TN erfasst ist und diese bestätigt wurden, kann der Quarantänebescheid per Knopfdruck aus dem Programm heraus erzeugt werden. Gedruckt wird der Bescheid bei einem beauftragten Postdienstleister. Bei allen Schritten ist der Datenschutz gewahrt. Das Verfahren wird seit Ende November 2020 angewendet.

Gibt es auch noch sogenannte Sammelbescheide?

Ja, insbesondere bei Infektionsfällen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindertagesstätten, Schulen oder Senioren- und Pflegeheimen wird dieses Verfahren weiterhin angewendet. Die städtische Allgemeinverfügung vom 18. Januar 2021 gilt uneingeschränkt.

Dadurch wird sichergestellt, dass infizierte Personen, deren Kontaktpersonen der Kategorie I und ihre Hausstandsangehörigen zügig informiert und in Quarantäne versetzt werden. Die Sammelbescheide erstellt das Gesundheitsamt in der Regel elektronisch und schickt sie an die Einrichtungsleitungen, die dann in der Pflicht sind, diese an die betreffenden Kontaktpersonen der Kategorie I zu verteilen. Der Sammelbescheid enthält keine personenbezogenen Daten, sodass der Datenschutz gewahrt bleibt.

Warum wurde die Technik erst so spät angepasst? Hätte man nicht viel eher auf die Coronavirus-Pandemie reagieren können?

„Die Verarbeitung personenbezogener Daten ist eine Angelegenheit, die man nicht überstürzt angehen kann. Wir haben teils sehr detaillierte Datenschutzvorschriften zu beachten. Außerdem ist es nicht möglich, den Infektionsschutz komplett zu automatisieren. Dafür benötigt man vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem nötigen Fachwissen. Mit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie im Frühjahr 2020 standen wir genauso wie alle anderen deutschen Gesundheitsämter vor vielen neuen Herausforderungen. Wir benötigten zusätzliches Personal, Technik, Räume und mussten unsere Organisation anpassen.

Im Sommer hatten wir unsere Hausaufgaben erledigt, vor allem zusätzliches Personal geschult und die Lage halbwegs im Griff. Die zweite Pandemie-Welle mit einem exponentiellen Wachstum ab Ende Oktober 2020 verschärfte die Situation sehr schnell und überstieg unsere Vorbereitungen deutlich. Selbst mit unserem zusätzlich geschulten Personal gerieten wir an unsere Grenzen. Dank der personellen Verstärkung aus Bundes-, Landes- und Stadtverwaltung sowie Bundeswehr und den weitreichenden technischen Anpassungen sind wir heute auf einem sehr guten arbeitsfähigen Level“, stellt Dr. Bauer klar.

Kann man das Gesundheitsamt auch per E-Mail kontaktieren?

Selbstverständlich. Der zentrale Eingangskanal für Fragen und Meldungen rund um das Coronavirus lautet [email protected]. E-Mails mit Anhängen sind möglich, wenn diese in den aktuellen Formaten wie beispielsweise .docx und .xlsx geschickt werden. Zu beachten ist, dass alte Formate wie .doc oder .xls aus Sicherheitsgründen automatisch blockiert und von keiner städtischen E-Mail-Adresse empfangen werden können. Elektronische Dokumente mit qualifizierter elektronischer Signatur sollten über das Formular unter www.dresden.de/kontakt eingereicht werden.

Wie steht es um die telefonische Erreichbarkeit des Gesundheitsamts?
Die Hotline des Gesundheitsamtes 0351-4885322 ist montags und mittwochs von 9 Uhr bis 16 Uhr, dienstags und donnerstags von 9 Uhr bis 18 Uhr, freitags von 9 Uhr bis 14 Uhr und am Wochenende von 9 bis 15 Uhr besetzt. Damit ist das Gesundheitsamt an sieben Tagen die Woche erreichbar. Nur an Feiertagen ist das Telefon nicht besetzt. Im Januar sprachen die Kolleginnen und Kollegen mit insgesamt 6.614 Bürgern. Dabei dauerte ein Anruf durchschnittlich sechs Minuten. „Besonders viele Anrufer registrieren wir immer, wenn neue Regeln erlassen werden. Viele Dresdnerinnen und Dresdner haben dann Fragen zu den angepassten Ver- und Geboten. Zeitweise liefen die Drähte heiß“, erklärt Dr. Bauer.

Sehr gut genutzt werden nach wie vor die Informationen der deutschen und englischen Internetseite unter www.dresden.de/corona sowie die Dashboards zu den Zahlen von Dresden und dem Infektionsgeschehen an Gemeinschaftseinrichtungen.

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