Dresden bewirbt sich für die EU-Mission „100 klimaneutrale und intelligente Städte bis 2030“.
Insgesamt 377 europäische Städte haben dafür eine Interessensbekundung eingereicht. Im Rahmen der Mission werden europaweit 100 „Pilotstädte“ ausgesucht, die von der EU bis 2030 unterstützt werden, innovative, bürgernah umsetzbare Ideen zur Klimaneutralität zu erarbeiten und umzusetzen – als europäische Forschungs- und Innovationsförderung.
Die globale Klimakrise stellt Dresden vor große Herausforderungen, die auch auf lokaler Ebene entschlossen angegangen werden müssen. Dresden ist sich dieser globalen Verantwortung bewusst und bekennt sich klar zum Ziel des Klimaschutzes und seit 2020 per Stadtratsbeschluss zum Ziel der Klimaneutralität.
Warum möchte Dresden Teil der EU-Mission werden?
Oberbürgermeister Dirk Hilbert erklärt: „Der Klimawandel und die Klimaanpassung werden für die Städte eine der größten Herausforderungen der Zukunft sein. Seit 2000 gab es mehrere Jahrhundert-Hochwasser; Starkregenereignisse nehmen ebenso zu wie Hitze und Trockenheit, die sich negativ auf die Stadt und die Lebensqualität der Bewohner auswirken. Insofern wird deutlich: Das Thema geht uns alle an.“ Der Oberbürgermeister sieht aber auch Handlungsbedarf in der Kommunikation mit der Bürgerschaft: „Mit dieser Bewerbung bekennen wir uns einmal mehr zu unserem Ziel, in Dresden den CO-Ausstoß zu senken und ambitionierte Klimaziele zu erreichen. Doch Klimaneutralität ist für viele Menschen noch sehr abstrakt und angesichts steigender Energiepreise schwindet auch die Zustimmung für so manche gut gemeinte Maßnahme zum Klimaschutz. Hier wollen wir im Rahmen der EU-Mission neue Wege gehen. Stadt und Umland, Wissenschaft und Forschung, klassische Wirtschaft und innovativer High-Tech-Industrie – dies alles bietet exzellente Möglichkeiten, unsere Stadt klimafreundlicher zu gestalten. Hier sehe ich großes Potential für die Entwicklung und die Implementierung von innovativen und nachhaltigen Lösungen, die europaweit Modell-Charakter haben können.“
So soll Dresden klimaneutral werden
Die Dresdner Bewerbung ist ein Gemeinschaftswerk einer Arbeitsgruppe aus Stadtverwaltung, SachsenEnergie AG, Stadtentwässerung Dresden GmbH und Stadtreinigung Dresden GmbH. Viele aufeinander abgestimmte Maßnahmen sollen gemeinsam für künftige Klimaneutralität sorgen. So soll unter anderem der hohe Energiebedarf der leistungsstarken Dresdner Industrie zunehmend von Erneuerbaren Energien zuverlässig sichergestellt werden. Außerdem wird der Ausbau von Photovoltaikanlagen vorangetrieben und in Verbindung mit der umliegenden Region auch Windenergie genutzt. Auch das Fernwärmesystem wird für die künftige Integration Erneuerbarer Energien fit gemacht. Ein Meilenstein wurde dafür bereits 2020 mit der Fertigstellung der Fernwärmetrasse im Elbdüker erreicht. Der verstärkte Einsatz Erneuerbarer Energien bedeutet auch, dass mehr Energiespeicher für Strom und Wärme benötigt werden, um Erzeugung und Nachfrage besser in Einklang zu bringen.
Die öffentliche Beleuchtung des Hauptstraßennetzes soll mit 2.500 langlebigen, energieeffizienten LED-Leuchten mit zusätzlicher Nachtstromeinsparung ausgestattet werden, das spart Energie und reduziert die Lichtemission.
Auch Verkehr und Mobilität sind Schlüsselthemen. Radfahren spart Emissionen, muss dafür aber auch attraktiv sein. 480 radverkehrsbezogene Baumaßnahmen stehen auf dem Plan, um in Dresden ein Netz von Hauptrouten und diversen Radschnellverbindungen zum Umland zu schaffen. Im Fokus stehen auch Strategien für effizientere Ampelsteuerung und bessere Verkehrssicherheit. Der Stadtbahnausbau 2030 hat das Ziel, die meistbefahrenen Buslinien durch Straßenbahnen zu ersetzen. Eine Straßenbahnverbindung Plauen – Johannstadt würde eine Dieselbuslinie ablösen, die durch die Innenstadt führt.
Beim Thema Müll und Abfall geht es um Smart Waste: Digitalisierung des Managements in der Abfall- und Wertstoffsammlung: Verknüpfung von Datenbanken, Tracking- und Telematiksystemen zur optimierten Planung von Sammeltouren für 135.000 Behälter – von der Nutzung und Wartung bis zum Austausch und Recycling.
Das Schließen von Energie- und Stoffkreisläufen und die Weiterentwicklung von Smart-City-Anwendungen sind ebenso vorgesehen wie innovative Mobilitätskonzepte und klare Nachhaltigkeitsvorgaben für den Neubau und die Sanierung von kommunalen Gebäuden. Die Entscheidung der EU-Kommission wird im Frühjahr 2022 erwartet. Wichtige Elemente bei der Auswahl der Pilotstädte sind innovative, anwendungsorientierte Lösungen, partizipative Entscheidungsprozesse, ein nachhaltiges Wirtschafts- und Finanzierungsmodell, integrierte Stadt- und Verkehrsplanung sowie die Nutzung digitaler Technologien und Plattformen. Im Falle des Zuschlags würde die Landeshauptstadt Dresden gemeinsam mit der EU-Kommission einen sogenannten „Climate City Contract“ (CCC) entwickeln, der als integriertes Strategiedokument dient.
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