Platz ist in der kleinsten (Puppen)Stube

Puppenstube
Aus einem alten Radio hat Christel Göpel ein Musikzimmer gemacht. Für die Elektrifizierung der Häuser und Stuben ist ihr Mann zuständig. Fotos: Pönisch

Die Dresdnerin Christel Göpel baut Häuser und richtet sie ein. Es ist alles nur etwas kleiner als gewöhnlich …

Treppen sind ganz wichtig. Ein Haus ohne Treppe ins Obergeschoss oder in den Keller? Nicht nur unpraktisch, sondern vor allem unrealistisch. Also fällt der erste Blick von Christel Göpel bei der Besichtigung eines neuen Hauses auf dessen Treppen. Und wenn es keine Stufen im Haus gibt? Dann baut Christel Göpel sie halt selbst. Da werden Zahnstocher oder Partystäbchen zum Geländer, eine dünne Schnur zum Handlauf und ein sehr alter Fächer der Oma zu neuen Stufen. Fertig ist die wunderschöne Wendeltreppe.
Christel Göpel baut Puppenhäuser und Puppenstuben. Sieben mehrstöckige Gebäude, fünf Stuben und vier Küchen hat sie mittlerweile um- und ausgebaut und natürlich auch eingerichtet. Und zwar so liebevoll, lebensecht, einladend und stilvoll, dass man als Betrachter(in) glatt sein Köfferchen packen, einziehen und Teil der jeweiligen Puppenfamilie sein möchte.

Am Anfang stand die Titanic. Doch Unordnung ließ das Schiff sinken

„Angefangen hat eigentlich alles mit der Titanic“, erzählt die überaus sympathische 72-Jährige. Anfang der 1990er Jahre, die beiden Töchter waren bereits flügge, flatterte eins dieser „Sei-kreativ-bau-mit“-Angebote ins Haus: Jeden Monat ein paar Teile „Titanic“ zum Selbstaufbau und am Ende hätte ein fast zwei Meter langes Schiff irgendwo im Göpelschen Haus einen Ehrenplatz bekommen. „Allerdings wurden die Bauteile nicht chronologisch geschickt, sondern wild durcheinander. Ich konnte zwar alles aufbauen, aber nichts zusammenfügen“, erinnert sich die Hausherrin. Dieses wilde Durcheinander an Teilen gefiel ihr jedenfalls ganz und gar nicht und so packte sie alles zusammen und schickte es an den Absender zurück. Die Titanic war quasi untergegangen.
Geblieben war die Leidenschaft fürs kreative Basteln. Zum Glück gab es da dieses Puppenhaus – vollkommen abgespielt, etliche Male übermalt und ziemlich ramponiert. Heute ist dieses Haus das Prachtstück unter ihren sieben Puppenhäusern – 1,70 Meter hoch, zwei Meter breit, 50 Zentimeter tief und erweitert um Bastel- und Waschkeller, Wintergarten, Kinder- und Damenzimmer und Balkon. Drei Jahre hat der Wiederaufbau gedauert und wenn Christel Göpel erzählt, was sie alles verwendet hat für dieses „Schöner Wohnen“ im Maßstab 1:12, dann bleibt dem Laien der Mund offen vor Staunen. Denn eigentlich gibt es jedes Detail für ein perfektes Puppenhaus zu kaufen.

Alles ist käuflich. Man kann es aber auch selbst basteln

Aber das wäre viel zu einfach. Also verlegt die ehemalige Hausärztin das Parkett selbst – aus dreimal lackierten und geschliffenen Essstäbchen. Bambus-Platzdecken werden zu Wandbespannung, aus abgelegten Blusen und dem einstigen Brautschleier entstehen Gardinen. Kugelschreiberteile werden zur Klobürstenhalterung, Knöpfe zu Duschköpfen, kleine Wurst-Aluschalen zu Waschbecken, die uralte hölzerne Zigarrenschachtel zur Zimmertür, Mundspatel landen als Dachziegel auf dem Haus und eine dem Ehegatten abgeluchste Krawatte findet sich als Miniatursitzbezug wieder. Selbst Kochherd, Bilder, Blumen, Zimmerpflanzen, Teppiche und „Eigner Herd ist Goldes wert“-Überhandtücher entstehen unter ihren geschickten Händen.
Fünf Puppenhäuser sind ab 11. Oktober bis Jahresende übrigens bei Möbel Mahler in Siebenlehn zu bewundern, die anderen zwei Häuser und neun „Einzelzimmer“ stehen ab 6. November im Schloss Kuckuckstein. Puppenhaus Nummer 8 wartet im heimischen Arbeitszimmer als Rohbau auf seinen Wiederaufbau. Noch ohne Treppe, aber dafür hat Christel Göpel natürlich längst einen Plan…

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