Restitution von NS-Raubgut: SLUB Dresden gab Mitte Dezember Bücher aus dem Eigentum Klangs zurück. In diesem Jahr kehren die zwölf Werk an das OHG Wien zurück.
Es sind zwölf Bücher, die kurz vor Jahresende von Markus Stumpf, Leiter der NS-Provenienzforschung der Universitätsbibliothek Wien, an Paul Schreilechner zurückgegeben wurden. Die Bände waren zuvor in der SLUB Dresden im Rahmen des Provenienzforschungsprojektes „NS-Raubgut in der SLUB“ identifiziert worden. Sie sollen noch im Laufe dieses Jahres an die Bibliothek des Obersten Gerichtshof in Wien übergeben werden.
Heinrich Klang und der Weg der Bücher
Heinrich Klang wurde am 15. April 1875 in Wien geboren. Er studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften. Nach seiner Promotion 1897 schlug Klang die Richterlaufbahn ein und war u.a. am Landgericht Wien und Oberlandesgericht Wien tätig. 1903 erschien seine erste von insgesamt 775 wissenschaftlichen Publikationen. 1923 habilitierte sich Heinrich Klang an der Universität Wien, wo er anschließend als Privatdozent für bürgerliches Recht und ab 1925 als außerordentlicher Universitätsprofessor lehrte. Im selben Jahr trat er in die Redaktion der Juristischen Blätter ein, deren Mitherausgeber er im darauf folgenden Jahr wurde.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 verlor Klang aufgrund seiner jüdischen Herkunft sowohl seine Anstellung als Richter als auch seine Lehrbefugnis. 1942 wurde er ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Er überlebte den Holocaust und organisierte nach der Befreiung den ersten Rücktransport österreichischer Häftlinge nach Wien. Im November 1945 wurde Klang Senatspräsident des Obersten Gerichtshofs, bis 1951 lehrte er als Honorarprofessor wieder an der Universität Wien. Heinrich Klang starb am 22. Januar 1954 in Wien.
Die restaurierten zwölf Bücher, die nun an seine Erben zurückgingen, erbte Heinrich Klang einst von seinem Vater Dr. James Klang. 1939 musste er sie unter verfolgungsbedingtem Zwang an ein Wiener Antiquariat verkaufen. Der Antiquariatsbuchhändler Alfred Wolf, seit 1933 Mitglied der NSDAP, eröffnete nach dem Anschluss Österreichs 1938 ein Antiquariat in Wien, dessen Warenlager er mit Buchbeständen verfolgter jüdischer Antiquare sowie Privatpersonen aus Wien füllte.
In einem Selbstporträt erinnerte sich Klang: „Um nicht durch eine plötzliche Ausweisung in eine unmögliche Lage zu geraten, begann ich meinen Besitz langsam zu liquidieren. Am schwersten fiel mir wohl die Trennung von meiner Bücherei, mit deren Sammlung schon mein Vater begonnen hatte […]. Eine nicht übermäßige Anzahl konnte ich zu halbwegs anständigen Preisen an Antiquare in Leipzig, Berlin und Frankfurt a.M. verkaufen, während ich mit den Wiener Antiquaren die schlechtesten Erfahrungen gemacht habe […].“
Die die zwölfbändige Lexikonreihe Klangs konnten anhand der Inventarnummern eindeutig identifiziert werden. Denn Alfred Wolf persönlich hatte sie mit der Zahlenkombination „39/25“ versehen, wobei die „39“ für das Jahr des Wareneingangs (1939) und die „25“ für den codierten Vorbesitzer Heinrich Klang standen. In den Besitz der SLUB Dresden kam die Reihe 1992. Wo sie sich zwischen dem Verkauf in Wien und dem Ankauf durch die SLUB befanden, konnte nicht geklärt werden. Nach 30 Jahren Dresden-Aufenthalt kehrten Klangs Bücher jedenfalls in dessen Familie zurück.
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