Neues Tutu für die „Kleine vierzehnjährige Tänzerin“

Tutu Kleine vierzehnjährige Tänzerin
Die Dresdner Skulptur wurde aufwändig restauriert und ist ab 8. August 2023 wieder im Albertinum Dresden zu sehen. Foto: SKD

Es gilt als das berühmteste Tutu der Welt. Jetzt hat die Metallskulptur des Künstlers Edgar Degas (1834-19179) ein frisches Gewand bekommen.

Die kleine Tänzerin, gerade mal 103 Zentimeter groß, musste sich in den letzten Wochen einer umfassenden Prozedur unterziehen. Sie wurde fotogrammetrisch erfasst und in ein 3D-Modell verwandelt. Sie musste eine Röntgenfluoreszenzanalyse über sich ergehen lassen, die zu der Erkenntnis führte, dass die junge Dame aus Messing besteht und aus Bronze. Sie musste sich fachmännisch und feinfühlig säubern lassen, verlor dabei Grauschleier und rätselhafte Schäden auf ihrem Mieder und vor allem musste sie sich von ihrem alten Tutu trennen…

Tutu Kleine vierzehnjährige Tänzerin
Foto: SKD


Eine von 29 und das ewige Rätsel um den Rock

Die „Kleine vierzehnjährige Tänzerin“ hat weltweit noch 29 Schwestern. Sie alle wurden ab 1921 in Metall gegossen– und damit Jahre nach dem Tod des Künstlers, der sie geschaffen hatte. Die Originalvorlage stammt vom Maler Edgar Degas (1834-1917), der sie in Wachs formte und mit echtem Haarschopf, Ballettrock (Tutu) und -schuhen ausstattete. Degas zeigte sein Werk nur ein einziges Mal (1881) und löste einen Skandal aus. Nicht nur die verwendeten Materialien erregten Aufmerksamkeit, sondern auch die „gewöhnlichen Züge eines Arbeiterkindes“, die als „hässlich, vulgär, aufreizend“ verrufen waren. Die Kritik an seinem Werk führte dazu, dass Degas zeit seines Lebens keine Skulptur mehr ausstellte. Das Wachs-Tänzerin steht heute in der National Gallery of Art in Washington.

Bei den posthumen Ausführungen in Metall wurden Mieder- und Ballettschuhe später rosa und gelb bemalt, die Skulpturen erhielten ein textiles Tutu. Da dessen originales Aussehen nicht überliefert ist, spiegeln die weltweit anzutreffenden Variationen die Bandbreite des sich stetig wechselnden Zeitgeschmacks wider – von langen, kurzen und schlapp herabhängenden Tutus, Satin- und Tulpenröcken bis gestuften Röcken von schwarz bis strahlend weiß.

Die Dresdner Figur trägt nun ein längeres Röckchen als zuvor, handgenäht von Textilrestauratorin Karen Klingbiel. Ab 8. August steht die „kleine vierzehnjährige Tänzerin“ wieder im Albertinum. C. Pönisch

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