10 Fragen – 10 Antworten

Mandoki Soulmate
Foto: PR

DAWO verlost 3 x 2 Tickets!

Herr Mandoki, auch mit 70 Jahren sind Sie noch sehr aktiv. Sie bereiten gerade, zusätzlich zu den Open Air Festival – Konzerten Ihrer Mandoki Soulmates, auch 5 Konzerte in Deutschland vor. Denken Sie nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen?

Musikalisch nichts Neues mehr zu erschaffen, kann ich mir nicht vorstellen und das Wort „Ruhestand“ kommt in meinem Sprachgebrauch gar nicht vor. Ich fühle mich wie 30, lebe wie mit 30 und arbeite wie mit 30. An meinem Lebensstil hat sich auch in meinem neuen Lebensjahr nichts verändert. Ich war noch nie krank, habe während meiner Schulzeit nie gefehlt, habe noch kein einziges Konzert abgesagt. Ich lebe ein typisches Musikerleben, eine 100 Stundenwoche.
Ein viereinhalbstündiges Soulmates Konzert, bei dem ich Schlagzeug und Percussion spiele und dabei noch viele Songs singe und als Bandleader die eine oder andere Geschichte erzähle, stellt schon physische Anforderungen, die ich nur zu gerne annehme. Aber das Alles bereitet mir einfach riesige Freude und normalerweise, wenn ich nach so einem Konzert von der Bühne komme, ist mein einziges Problem, dass ich nicht weiterspielen darf, weil das Publikum dann doch irgendwann auch mal nachhause gehen möchte. (lacht)

Sie gastieren am 04. September im Dresdner Kulturpalast. Auf wen und was dürfen wir uns freuen?

Sie dürfen sich auf unsere nicht zu bändigende Spielfreude freuen. John Helliwell und Jesse Siebenberg von Supertramp werden dabei sein. Mike Stern, einer der besten Gitarristen der Welt, Tony Carey, Till Brönner, Randy Brecker, Bill Evans, Nick van Eede und noch einige Soulmates mehr gehen mit auf die Tour 2023. Es wird keine Showeffekte in künstlerischem Sinne geben, keine Pyrotechnik und keine Laser. Dafür spielen wir uns durch die letzten 30 Jahre, sind aber dennoch keine Retro-Band, sondern schauen immer nach vorne und geben mit unserem Song „Devil`s Encyclopedia“ schon einen Einblick in das neue Album.

Dass wir Mandoki Soulmates im Dresdner Kulturpalast spielen dürfen, finden wir alle großartig. Eine Spielstätte, welche in ihrer Geschichte sich in stetigem Wandel befand und als ursprünglich geplantes „Haus der sozialistischen Kultur“, dann als „Volkshaus“ und schließlich als „Kulturpalast“ genutzt wurde, in dem schon immer Musiker aus aller Welt ihre Konzerte gaben und jegliche Musikrichtungen ihre Spuren hinterließen. Jetzt werden wir, ebenfalls beeinflusst durch unzählige Kulturen, den „Kulturpalast“ mit einer Klangästhetik des britischen ProgRocks und des amerikanischen Fusion-Jazz zu einem modernen Sound verschmelzen. Unsere Musik ist eben keine sms, sondern ein mit einem Füller handgeschriebener Liebesbrief an unser Publikum.

Die Soulmates bezeichnen sich als „musikalische Wertegemeinschaft für eine bessere Welt“. Von welchen Werten sprechen Sie? Wie stellen Sie sich diese bessere Welt vor?

Eine achtsame Welt, in der der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht die Gier. In der das Verbindende, das Einende gepflegt wird. Wir sind eine musikalische Wertegemeinschaft und gerade gegenwärtig ist es sehr wichtig, dass wir diese Werte auch leben. Deshalb möchte ich auch da Brücken bauen, wo die Brückenpfeiler schon erodiert sind. Für mich ist das ein ungeheures Versagen meiner Generation, dass wir Morden und Zerstören erleben müssen und Menschen ihre Lebensgrundlage brutal genommen wird. Im Alter von ca. 4 Jahren musste ich selbst erleben, wie die Russen den Ungarischen Volksaufstand in Blut ertränkt haben. Mit zwölf Jahren habe ich einen Schulverweis bekommen, weil ich mich als junger Friedensaktivist verweigert habe, für den Vietcong Altmetall zu sammeln. Und heute freuen sich zu viele Menschen, die mit mir in der Friedensbewegung aktiv waren, darüber, wie toll ihre Rheinmetall-Aktien laufen. Ich habe auch keine Lösung, aber Frieden in Freiheit muss realisierbar sein. Ich bin einfach gegen dieses sinnlose Töten und ich glaubte fest daran, dass wir das nie wieder erdulden müssen. Krieg ist letztlich nun mal ein Versagen der Diplomatie.

Sie und die Mandoki Soulmates sind eine große Familie.

Ja tatsächlich. Wenn wir im Studio sind und das neue Album produzieren, wie jetzt hier bei mir am Starnberger See, wohnen einige in den Gästezimmern hier im Studio, bei mir zuhause und einige in nahegelegenen Hotels. Wir arbeiten, leben und wir kochen zusammen. Wir haben tiefgehende Gespräche, natürlich über die Musik, aber auch über unsere Familien, die Kinder, Politik und die Gesellschaft. Und wenn wir unterwegs sind, in einem Tourbus, einem Night-Liner, dann leben wir eng zusammen – das ist eine wunderbare Zeit! Wir sind eine frische Band voll schöpferischem Tatendrang. Wenn wir für Proben zusammenkommen, kann es in unserem Studio musikalisch schon mal sehr leidenschaftlich und laut werden – dann sind alle mit sprühender Hingabe und Freude dabei.

Sie touren jetzt bald durch Deutschland – haben Sie eine Botschaft für Ihr Publikum?

Unsere Vorfreude auf die Tour ist riesig. Wir können es kaum erwarten, gerade nach den schwierigen, zwangsweise auftrittsfreien Jahren der Pandemie, mit unserer 30 Years Anniversary Tour 2023 im September endlich wieder gemeinsam auf die Bühnen in Deutschland zurückzukehren. Diese Wiederbegegnung mit unserem Publikum erfüllt uns auch mit tiefer Demut, denn unsere Stimme kann nur so laut gehört werden, wie es die Liebe unseres Publikums erlaubt.

Als Band sind wir natürlich immer hungrig nach Neuem. Unsere Welt befindet sich in einer schwermütigen Zeit, steckt in einer Multi-Krisen-Situation, da kommt Musik wieder eine größere Verantwortung zu, wie damals in Woodstock. Die Geschichte holt uns eben immer wieder ein und viele dieser Themen haben wir in unseren Songs auf den letzten Alben und unserem Konzertprogramm „Utopia for Realists“ verarbeitet und das wollen wir nun noch einmal gemeinsam mit unserem Publikum feiern.

Es ist unsere klare Botschaft, dass wir eine Utopie für Realisten bauen wollen, mit den Bausteinen der Musik, gerade in diesen unruhigen, krisenhaften und konfliktbeladenen Zeiten. Diese, unsere Bausteine sind Progressive Rock und Jazzrock. Michail Gorbatschow bestätigte mir in vielen Gesprächen, dass genau diese Art von intellektueller, nach Freiheit strebender Rockmusik, der Diktatur stets ein Dorn im Auge war. Und er war es schließlich auch, der gerade dann ein Jethro Tull Album bei der sowjetischen, staatlichen Record Company, veröffentlichte, um zu belegen, dass er Glasnost und Perestrojka wirklich total ernst und authentisch meint und somit auch diese Art von Musik, auch in einer Diktatur, erklingen dürfe. Das finde ich bemerkenswert.

Diese Musik, Progressive Rock war seit Woodstock immer der Kompass, der Wegweiser für Freiheit in Frieden und Frieden in Freiheit, dem ich mich auch heute noch verpflichtet fühle.

Sie kommunizieren musikalisch!

Unsere Songs erzählen über die Gemeinsamkeiten, unsere Musik verbindet, baut Brücken und versucht die Spaltung in unserer Gesellschaft zu überwinden. Musik war und ist immer eine Reaktion auf diese Krisen, ein passendes Beispiel finden wir zum Ende der 60er Jahre. Die Antikriegsbewegung hatte Musik als Antwort; mit ihr wurden die Wertegemeinschaften gebildet. Ich gebe Ihnen ein weiteres, einfaches Beispiel: Wir geben gerade einige hunderte Milliarden „Sondervermögen“ von unseren Enkeln aus, die noch nicht einmal geboren sind. Was für ein äußerst generations-ungerechtes Vorgehen. Eine totale Verschuldung, für Waffen! Wenn man uns das vor 20 Jahren gesagt hätte, dass wir uns für Aufrüstung verschulden werden, hätte das niemand geglaubt. Wo sind wir angekommen? Das ist eine schreckliche Fehlentwicklung!

Sehen Sie, 1989 regnete es Glück vom Himmel, dieser schreckliche Kalte Krieg war vorbei, die Mauer des Todes war aufgrund der Sehnsucht der Menschen nach Freiheit gefallen. Und was haben wir daraus gemacht? Das war eine Riesenchance, wir hätten ein achtsames, harmonisches Miteinander aufbauen können. Aber das ist uns misslungen, weil wir Gier als gesellschaftliches Leitmotiv zugelassen haben und das gipfelt jetzt in den aktuellen Krisen. Die Rockmusik hat da eine klare Antwort zu formulieren, nämlich für eine generationengerechte, achtsame Welt zu kämpfen, gegen die allgegenwärtige Spaltung in unserer Gesellschaft. Wir müssen alle gemeinsam nach Wegen suchen, wie wir unseren nachfolgenden Generationen eine bessere Welt hinterlassen können, denn ein Europa in Frieden und Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit. Wir brauchen jetzt wieder diesen Spirit von Woodstock , „Music ist the greatest Unifier“! Musik muss jetzt Antworten liefern, Musiker sind Rebellen und ewige Stachel im Fleisch der Gesellschaft.

Ein neues Soulmates-Album erscheint weltweit im Frühjahr 2024. Sie stehen seit 1970 auf der Bühne – woher kommt die Kreativität?

Der Grund, ein neues Album zu machen, ist ausschließlich der, sich selbst zu übertreffen. Es wird mit Abstand unser bestes Album!

Was ist diesmal das Besondere daran?

Es liegt Schwermut in der Luft. Wir wollen als Musiker dieser schwermütigen Zeit etwas entgegensetzen. Es ist eine Zeit, in der uns Menschen, uns Musiker Vieles beschäftigt. Wir versuchen, am Ende eines dunklen Tunnels mit der leuchtenden Fackel der Musik zu stehen!

Es heißt über Sie, Ihre Musik erzählt Ihre Lebensgeschichte.

Das ist ein großartiges Lob von Till Brönner! Da ich die meisten Lieder komponiere und Texte schreibe, steckt überall in meiner Arbeit natürlich auch sehr viel Autobiographisches. Ich habe allein für das neue Album 40 Lieder geschrieben, dreizehn von ihnen finden darauf Platz: alle die, die ich am besten finde!  Auf der Soulmates-Tour werden wir jetzt schon vorab einen Song davon spielen: Devil´s Encyclopedia. Ein Song, der gesellschaftskritisch über die sozialen Medien erzählt, gegen die Anonymität von Meinungen, für den Diskurs, denn der ist für mich alternativlos. Auch wenn man unterschiedlicher Meinung ist: man muss miteinander reden. Eine substantiierte Gegenrede ist die Essenz der Demokratie.

War Musiker zu werden Ihr Traumberuf?

Nein, ich wollte Maler werden, dann Dichter. Doch mein Vater sagte mir: „Du bist so ein talentierter Musiker, du musst einem Beruf nachgehen, mit dem du eines Tages eine Familie ernähren kannst.“ Und Talent verpflichtet. Also hat er mich quasi dazu „verdonnert“, Musiker zu werden. Und ich bin ihm sehr dankbar!

Das Inteview wurde geführt von der Red-Rock Production

DAWO verlost 3 x 2 Tickets. Teilnahme bitte per Kommentar bis zum 30.08.2023, 13.00 Uhr.

Veranstalter des Gewinnspiels ist die DAWO! (MVD Medien Vertrieb Dresden GmbH, DAWO!, Ostra-Allee 20, 01067 Dresden). Teilnahmebedingungen: Es gelten die Allgemeine Bedingungen für Gewinnspiele, die Sie hier abrufen können. Datenschutzhinweis: Ihre personenbezogenen Daten verarbeitet die DAWO! für die Gewinnspielteilnahme. Unsere ausführlichen Datenschutzhinweise finden Sie hierWiderspruchsrecht: Wenn ich der Verarbeitung meiner personenbezogenen Daten für die Gewinnspielteilnahme widersprechen oder eine erteilte Einwilligung widerrufen möchte, genügt jederzeit eine kurze Nachricht per E-Mail an [email protected] oder MVD Medien Vertrieb Dresden GmbH, DAWO!, Ostra-Allee 20, 01067 Dresden.

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