In der Deutschen Fotothek ruht das fotografische Erbe

SLUB Deutsche Fotothek
Kiosk auf der Kesselsdorfer Straße in Löbtau, 1980. © Deutsche Fotothek/Christian Borchert

Die Deutsche Fotothek an der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen

Am Zelleschen Weg 18 ist es zu finden, das fotografische Erbe Deutschlands und eins der bedeutendsten Fotoarchive Europas. Es umfasst rund sieben Millionen Fotografien, 2,3 Millionen Bilder davon sind in der Online-Datenbank der Deutschen Fotothek frei recherchierbar. Acht Millionen Seitenaufrufe, knapp eine Millionen Downloads und 5000.000 Website-Besucher gehen in die jährliche Statistik ein. Doch viel spannender als diese Zahlen ist natürlich die Frage, wie die Deutsche Fotothek zu dem wurde, was sie heute ist.

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Herstellung der Fotogramme von Harlekin und Colombine im Großdialabor für die photokina in Köln. Werbeaufnahme für die Marke ORWO des VEB Filmfabrik Wolfen, 1968, © Deutsche Fotothek/Wolfgang G. Schröter


Steh- und Laufbilder für Schulzwecke nutzen: Die Lehrer gaben den Anstoß

Das heute sieben Millionen Fotos deutsche Geschichte erzählen, geht auf die deutsche Lehrerschaft der 1920er Jahre zurück. Sie begann nämlich im Unterricht Fotos und Filme zu nutzen, die von Verlagen genau für solche Zwecke angeboten wurden. Manch Lehrer hat damals sogar selbst zur Kamera gegriffen. Jedenfalls wurde im Mai 1924 der „Verein zur Förderung des Lichtbildwesens“ gegründet, sechs Monate später entstand mit Unterstützung eines Ministeriums daraus die Sächsische Landesbildstelle. Die war zunächst in den Chemnitzer Privaträumen von Gründungsdirektor Fritz Schimmer untergebracht, wurde aber schon Anfang 1925 nach Dresden in neue Geschäftsräume auf der Großen Meißner Straße 15 verlegt. Wiederum ein Jahr später zog die Landesstelle auf die Zirkusstraße 18 und Walter Möbius wurde als Erster Fotograf angestellt.

Schon im März 1928 umfasste die Sammlung 25.000 Lichtbilder, 63.000 Meter Film und 8.000 Negative.
Von der Zirkusstraße zieht die inzwischen in Landesbildstelle Sachen umbenannte Einrichtung 1939 auf die Pillnitzer Straße um, wird dort im Februar 1945 allerdings vollständig zerstört. Die Diasammlung, die Findmittel, Kataloge, Unterlagen und die komplette Einrichtung gehen verloren, das Negativarchiv und die Bilder indes waren zuvor bereit nach Dippoldiswalde und Gaußig ausgelagert.

Der Neustart erfolgt ein Jahr nach Kriegsende, zunächst interimsmäßig in den Räumen der Scharnhorst-Schule in Striesen, Ende 1946 geht es auf die Ehrlichstraße 1. Fünf Jahre darauf heißt die Sammlung Landesfotothek, untersteht dem Landesamt für Volkskunde und Denkmalpflege und ist im Ständehaus am Schloss zu finden. Zur Deutschen Fotothek wird sie 1956 und Abteilung der Sächsischen Landesbibliothek 1983. Nach einem Zwischenstopp 1997 auf der Bautzner Straße 19 findet das fotografische Erbe 2002 schließlich ihr endgültiges Zuhause im Neubau der SLUB am Zelleschen Weg.

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Fotowerkstatt der Deutschen Fotothek, 2023, © Deutsche Fotothek/Christian Schmidt


Digitalisierung, Website und Archiv der Fotografen

Wenn die Deutsche Fotothek im Mai ihren 100. Geburtstag feiert, kann sie auch auf 20 Jahre Online-Ausleihe blicken. Durch die systematische Digitalisierung ist heute knapp ein Drittel des Bestandes in der Online-Datenbank erfasst.
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte ist die Gründung des Archivs der Fotografen. Hier werden Vor- und Nachlässe von deutschen oder in Deutschland lebenden Fotografen bewahrt. Erst vor wenigen Tagen kam mit dem Nachlass von Hein Gorny, einem wegweisenden Künstler der Neuen Sachlichkeit, ein prominenter Neuzugang dazu.
Vier Ausstellungen unter den Hashtags #Mittendrin, #Bunt, #Modern und #Intensiv begleiten 2024 das Jubiläumsjahr der Fotothek.

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