Junge Anleger legen ganz anders an – Spekulativ bis Sicherheitsbedacht

Uni-Leben Bildquelle: Thelester via pixabay

Geld auf die hohe Kante legen – das hat in Sachsen Tradition. Was früher einmal mit einem Sparbuch bei der Hausbank begann, sieht bei der heutigen Generation oftmals ganz anders aus. Immer mehr junge Erwachsene zwischen 20 und 35 Jahren beschäftigen sich aktiv mit dem Thema Geldanlage. Dabei trifft der Wunsch nach finanzieller Sicherheit auf den Reiz moderner Technologien. Ob konservativ mit Bausparvertrag oder experimentierfreudig mit Kryptowährungen – das Spektrum ist heute breiter denn je. Wie gehen junge Menschen aus Sachsen mit dem Thema finanzielle Vorsorge im Kontext dieser Angebotsvielfalt um? Welche Rolle spielen klassische Werte noch bei der jüngeren Generation, und zeigen sich im Anlageverhalten bestimmte digitale Trends?

Klassische Anlageformen bleiben gefragt

Trotz wachsender Digitalisierung und neuer FinTech-Angebote setzen viele junge Sachsen weiterhin auf traditionelle Sparmethoden. Laut dem Vermögensbarometer 2024 des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes planen 51 Prozent der 14- bis 29-Jährigen, ihr Sparverhalten anzupassen – viele von ihnen greifen dabei nach wie vor auf klassische Modelle wie auch dem Sparbuch zurück. Besonders als Notgroschen oder zur kurzfristigen Rücklagenbildung bleibt diese Form der Geldaufbewahrung beliebt. Auch Bausparverträge erleben gerade eine gewisse Renaissance. In Zeiten eines angespannten Wohnungsmarktes schätzen viele junge Menschen die Kombination aus planbarer Verzinsung und langfristiger Immobilienperspektive. Gespräche mit Studierenden und Berufseinsteigern in Dresden zeigen: Der Wunsch nach einem eigenen Zuhause ist weiterhin präsent – auch wenn der Weg dorthin heute oftmals über deutlich individuellere Finanzstrategien führt. Hinzu kommt ein ganz frisches und beständiges Interesse an klassischen Aktienfonds. Wer keine Zeit oder Lust hat, sich täglich mit den Schwankungen einzelner Aktien zu beschäftigen, setzt zunehmend auf breit gestreute Fonds oder ETFs. Diese gelten bei langfristiger Anlage als vergleichsweise risikoarm und bieten eine einfache Möglichkeit, eine Altersrücklage Schritt für Schritt aufzubauen.

Digital und direkt – FinTechs

Neben den Klassikern haben viele junge Sachsen die Möglichkeiten moderner Finanztechnologien für sich entdeckt. Per App lassen sich heute Sparziele setzen, Ausgaben analysieren und Geld mit wenigen Klicks investieren. Anbieter wie Trade Republic, Scalable Capital oder N26 sind längst keine Exoten mehr, sondern Teil einer Anlagestrategie junger Leute. Der Vorteil? Niedrige Einstiegshürden. Schon mit Beträgen ab einem Euro lassen sich ETF-Sparpläne starten. Das macht die Geldanlage auch für Studierende oder Auszubildende erschwinglich und attraktiv, die nicht über größere Summen verfügen. Der Fokus jüngerer Anleger liegt oft auf Langfristigkeit – nach dem Motto: lieber klein anfangen als gar nicht. Dazu passt auch der Trend der Mikroinvestments. Apps wie Peaks oder Robinhood runden beim Einkauf automatisch auf und investieren die Differenz. Für viele ein spielerischer Einstieg in die Investmentwelt, der besonders bei Digital Natives gut ankommt.

Anlageformen einfach per App auswählen Bildquelle: Marius MB via pixabay

Krypto – Chance oder Risiko

Kaum ein Thema polarisiert die ganze Welt so sehr wie das Thema Krypto. Auch in Dresden hat sich um Bitcoin, Ethereum & Co. eine wachsende Community gebildet. Auf Meetups oder in Onlineforen tauschen sich junge Anleger über aktuelle Trends aus, diskutieren neue Technologien und Chancen. Besonders beliebt ist das Thema auch unter den Eher Technikaffinen, welchge sich mit Blockchain und Dezentralität identifizieren können. Aber auch der jugendliche Wunsch nach Unabhängigkeit vom klassischen Bankensystem spielt eine Rolle – gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Wer sich intensiver mit digitalen Trends auseinandersetzt, stößt früher oder später auch auf neue Meme Coins, die derzeit bei vielen jungen Anlegern Aufmerksamkeit wecken. Zwar sind diese besonders volatil, sorgen aber für ein hohes Maß an Interesse und Diskussionsstoff – vor allem auf Plattformen wie Reddit oder Telegram. Auch unter den jungen Anlegern wächst ein gesundes  Bewusstsein auch für die Risiken, die sie eingehen. Schnell reich werden wollen hier die wenigsten. Stattdessen geht es vielen um Diversifikation und das Ausprobieren neuer Wege.

Finanzbildung im Fokus

Der hier alles entscheidende Faktor ist, wie bei allen anderen Anlageformen auch, das Wissen darüber, was die Basis für alle weiteren Entscheidungen ist. Viele junge Leute möchten ihre Finanzen nicht mehr nur delegieren, sondern selbst aktiv dabei tätig werden. Dabei spielt Finanzbildung eine zunehmend wichtige Rolle. Ob über Podcasts, YouTube-Kanäle oder Workshops an der Universität – der Wunsch nach verständlichen und praxisnahen Informationen ist groß. Ein gutes Beispiel sind Initiativen wie „Finanzheldinnen“ oder lokale Bildungsangebote an der TU Dresden, die Grundlagen der Geldanlage vermitteln – oft gezielt für Einsteiger ohne Vorkenntnisse. Auch Banken und Sparkassen reagieren mit neuen Formaten, Webinaren und Infotagen. Diese Entwicklung zeigt: Die junge Generation ist bereit, Verantwortung zu übernehmen – auch beim Thema Geld. Dabei muss es nicht immer die eine perfekte Anlageform sein. Vielmehr geht es der Mehrheit eher darum, sich breit aufzustellen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren.

Zwischen Spekulativ und Sicherheit

Es lässt sich feststellen. Die Grenzen zwischen alten Anlagemodellen und ganz neuen, die vor wenigen Jahren noch nicht einmal vorstellbar waren, verschwimmen zunehmend. Sparbuch und Bausparvertrag sind nicht automatisch passé, genauso wie Krypto nicht automatisch viel zu spekulativ ist. Viele kombinieren verschiedene Ansätze, doch was für die meisten jungen Leute zählt, ist Transparenz und das Gefühl, die Kontrolle über die eigenen Finanzen zu behalten. Ob mit kleinen Beträgen über App‘s oder langfristig mit Fonds – die gebotenen Möglichkeiten werden von jungen Leuten auf der gesamten Breite und auch auf ihre ganz eigene Weise genutzt.