Streit um Qualität von DDR-Plattenbauten in Dresden

Dresdner Studentenwohnheime an der Wundtstraße Foto: Eric Münch

„Linke und Grüne wollen die DDR konservieren“, unterstellt FDP-Stadtrat Holger Zastrow der Dresdner Ratsmehrheit und unterstellt Rot-Grün-Rot gar Rückwärtsgewandtheit. Denn Tilo Wirtz von den Linken hatte gefordert: „Es ist an der Zeit, Plattenbauten im Originalzustand als Einzeldenkmal exemplarisch unter Schutz zu stellen.“ Neben den Folgen großflächiger Abrisspolitik in den vergangenen Jahrzehnten und aktuell wachsender Wohnungsnot geht es dem Stadtrat um die Erhaltung der städtebaulichen Idee der Plattenbausiedlung.
„Ich persönlich würde es begrüßen, wenn es uns gelänge, Bauwerke der Nachkriegszeit/Ostmoderne als baukulturelle Überlieferungen zu verstehen und zu erhalten“, meint dazu Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch. „Es gibt die Möglichkeit, Bauwerke unter Denkmalschutz zu stellen, wenn dies im öffentlichen Interesse liegt. Dieses könnte durch einen Ratsbeschluss kundgetan werden.“
Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain sieht da durchaus Spielraum. „Per Erhaltungssatzung kann auch Architektur und Städtebau der DDR-Zeit geschützt werden. Wichtig ist, dass eine besondere städtebauliche Qualität herausgearbeitet werden kann. Und der Stadtrat muss sein positives Votum abgeben.“
Was aber ist Qualität? Die heruntergekommenen Neubauten der Siebziger am Neustädter Markt empfindet Zastrow als Schandfleck. „Versöhnlich stimmen nur die alten DDR-Platten an der Wundtstraße, die zu modern sanierten Uni-Hochhäusern umfunktioniert wurden. Das wäre unter Denkmalschutz gar nicht machbar gewesen.“
Michael Wolf von der Interessengruppe „StadtbilDD – das Korrektiv“ stößt ins gleiche Horn und wirft den Linken vor, „gleichgeschaltete Massenware als ein Symbol der SED-Diktatur besonders
schützen“ zu wollen. Die Erhaltung der städtebaulich charakterstarken Ostmoderne wie sie das Rundkino aufweist, hingegen befürwortet auch er.

Mo., 5.9., 17 Uhr, Theaterplatz, Eintritt frei zum Film „Was bleibt – Architektur der Nachkriegsmoderne in Dresden“, 2009, 60 min. 

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