Vierbeinige Rasenmäher und eine „Firmenübergabe“

Schafe Schäfer
Eric Fischer (24, li.) übernimmt demnächst Herde und Hütestab von Steffen Vogel (66). Foto: Pönisch

Seit über 30 Jahren pflegt Schäfer Steffen Vogel mit seiner Herde die Elbwiesen. Jetzt gibt er den Hütestock weiter an Eric Fischer.

Mit einer Mischung aus Neugier und leichtem Desinteresse blicken die vierbeinigen Rasenmäher auf die Menschengruppe, die sich ihnen im Gänsemarsch durch das Gras der Elbwiesen am Ostragehege nähern. Nur vereinzelt ist ein Begrüßungs-„Mäh“ zu hören. Bewegung kommt erst in die Herde, als Steffen Vogel (66) und Eric Fischer (24) nebst Hütehündin Anka um die Ecke kommen. Die beiden Schäfer werden freudig begrüßt, der Hund respektvoll empfangen.

Vierbeinige Rasenmäher halten die Elbwiesen gesund

Für die Pflege der Elbwiesen setzt die Stadt nicht nur auf Maschinen, sondern auch auf Tiere. Und dass schon seit 1992. Rund 500 Schwarzkopf- und Suffolk-Schafe sorgen aktuell dafür, dass das Gras der Elbwiesen im Bereich zwischen Marienbrücke und Serkowitz sowie Kaditz auf der anderen Elbseite schön kurz bleibt. Die Herde gehört Steffen Vogel. Weitere 100 Tiere hat er am Dresdner Heller stehen, das ist quasi die Kinderstube der jungen Lämmer. Sein Betrieb, also das Winterquartier, befindet sich in Weixdorf. Von hier aus zieht der 66-Jährige jedes Frühjahr mit seiner Herde bis zur Hofewiese in der Dresdner Heide. Dann geht es weiter zu den Elbwiesen an der Waldschlösschenbrücke, wo die Herde ein Nacht pausiert, und schließlich über die Marienbrücke auf die andere Elbseite ins Ostragehege. Wer das Spektakel der Brückenüberquerung erleben will, muss sonntags allerdings sehr zeitig aufstehen.
Bis zum Dezember fressen sich Steffen Vogels Schafe dann durch das satte Grün, wobei jedes Tier täglich sechs bis zehn Kilo wegfuttert. „Diese schonende Beweidung der Elbwiesen ist im Landschaftsschutzgebiet sehr wichtig. In den Elbwiesen leben seit vielen Jahren geschützte Arten wie zum Beispiel der Wachtelkönig und der Wiesenknopfameisenbläuling. Die Schafe und ihr Schäfer leisten einen wichtigen Beitrag für den Erhalt wertvoller Biotope ebenso wie zum Erhalt unserer besonders schönen Kulturlandschaft mitten in der Stadt“, lobt Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen. Sie ist an diesem Vormittag extra zur Koppel gekommen, um dem Schäfer Dank zu sagen für diese Art der Landschaftspflege, der er nun schon seit 33 Jahren ausführt.

Hütestock und Herde finden neuen Besitzer

Steffen Vogel kann sich glücklich schätzen. Mit Eric Fischer hat er vor zwei Jahren einen Nachfolger gefunden, der Herde und Hütestock demnächst übernehmen wird. Dabei hat der großgewachsene junge Mann zuerst den Klempnerberuf erlernt, ehe er in die Schäferei zu Steffen Vogel wechselte und in einem Jahr sogar seinen Schäfermeister-Titel in der Tasche haben wird. Warum dieser Umweg? „Weil Schafe schon immer meine Leidenschaft waren“, bekennt er. In seinem Freundes- und Bekanntenkreis erntet der 24-Jährige dafür vor allem Respekt. Denn Schäferei, das ist weit mehr als auf dem Hütestock gestützt auf der Wiese zu sehen und den Tieren beim Fressen zuzusehen. „Das ist viel Arbeit, sehr zeitintensiv. Denn dazu gehören das Heu- und Silagemachen für den Winter, die Schur, Gesundheitsvorsorge und die Geburt der Lämmer im Februar“, zählt er auf. Zweimal täglich kontrollieren die Schäfer morgens und abends ihre Tiere auf der Weide und zum Ende des Sommers, wenn die Wiesen abgefuttert sind, müssen sie jeden Tag „umgekoppelt“ werden, um satt zu werden. Trotzdem kann sich Eric Fischer keinen besseren Job vorstellen. Und Steffen Vogel wird sich nicht ganz von Schafen trennen, denn wenn er endlich im Ruhestand ist, dann hat er privat „noch ein paar Tiere“ und Hütehündin Anka noch etwas zum Aufpassen.

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