Habt ihr hier Krieg gespielt?“, fragt am Ende des Jugendstücks „Herr der Fliegen“ der erste Erwachsene, der auftaucht. „Hoffentlich habt ihr keinen umgebracht?“ – „Nur zwei“, kommt kleinlaut die Antwort. Brachiales Kriegsgeschrei Alarmsignale, chorisches Hecheln und die Jagd auf einen Ausgestoßenen, „um ihn auszuräuchern“ – das sind Zutaten der Inszenierung des Nachkriegsklassikers von Nobelpreisträger William Golding an der Bürgerbühne im Kleinen Haus.
Der spätere hatte darin seine Erinnerungen als englischer Marineoffizier im Zweiten Weltkrieg verarbeitet. Viele Jahrzehnte nach Kriegsende ist die berühmte Dystopie zeitlos aktuell. 15 Dresdner Laiendarsteller zwischen 11 und 22 gehen mit überzeugenden laienschauspielerischen Mitteln stringent, aber oft mit Getöse, teils mit Tiefe der Frage nach, wie es dazu kommen kann, dass vernunftbegabte, wohlerzogene Menschen faschistoide Tendenzen entwickeln.
Worum geht es?
Englische Eliteschüler sollen vor einem Atomkrieg in Sicherheit gebracht werden, doch das rettende Flugzeug stürzt über einer unbewohnten Pazifikinsel ab. Alle Erwachsenen kommen ums Leben. Die fernab der Zivilisation gestrandeten Jugendlichen auf sich allein gestellt und stellen selbst entscheiden, nach welcheneigene Regeln auf, nach denen und Werten sie leben wollen. Doch bald schon kippt die Handlung in blutige Barbarei.
Ordnung und Rettung oder das Recht des Stärkeren, und alle gehen vor die Hunde? Befragt nach ihrer Meinung schlägt Mitspielerin Emily Mende den Kompromiss vor: „Geordnet zu jagen, bis man gerettet wird, scheint mir das Beste zu sein.“ Matti Freitag findet Recht und Ordnung aber „mit der Zeit sehr langweilig“, einen neuen „Führer“ lehnt er aber auch ab.
Auf der Bühne zerbricht über dieser Frage die Gemeinschaft. Während der vernünftige Ralph mit seinen Verbündeten ein System von Recht und Ordnung aufbauen möchte, steht der impulsive Jack mit seinen Jägern für Der Machtkampf zwischen den verfeindeten Lagern, die sich der Vernunft und dem anarchischen Abenteuer und wilden Exzesseneskaliert.
(Una Giesecke)
23./24.2. und 21.3. bereits ausverkauft; Karten für 2.3., 5. und 14.4., jeweils 19.30 Uhr unter Tel.: 0351 4913555
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