Dresden. Wer auf Wanderschaft geht, braucht gute Schuhe, Regenponcho und Jacke. Für eine Pilgerreise mit sechs Bewohnern ihres Kinderhauses „Rabe“ suchte daher die Diakonie-Stadtmission Dresden noch Unterstützung. Das Bekleidungsgeld, was den an der Radeberger Straße untergebrachten Kindern aus schwierigen Verhältnissen zusteht, sieht solche Ausgaben allerdings nicht vor.
„Sachspenden haben den Nachteil, dass oft die Größen nicht passen“, sagt Sprecherin Uta Dutschke. Daher liege der Bedarf pro Kopf bei knapp 67 Euro. „An denen fehlte es uns gerade. Und da der Round Table Dresden das Kinderhaus auch in der Gartengestaltung unterstützt hatte, lag es nahe, dort noch mal anzuklopfen.“
Und die Antwort auf den Facebook-Hilferuf kam umgehend. Nach einer kurzen Spontanumfrage unter den Mitgliedern dieses Clubs junger Dresdner, die gemeinsam anpacken, um zu helfen, war die Summe schnell gesammelt, erzählt Danilo Schulz bei der Übergabe.
Freude über Hilfe
Am Dienstag brachten er und Martin Berger den Scheck über 400 Euro zum Grillfest ins Kinderhaus mit. Dort war die Freude groß. Jessica und Amy stellten sich fürs Erinnerungsfoto dankbar neben ihre Sponsoren.
Nun können sie sich in den Herbstferien gemeinsam mit drei Erziehern und vier weiteren „Raben“ im Alter zwischen 11 und 17 Jahren entlang der Via Gebennensis in Frankreich auf den Weg machen. „Das Pilgern hat in unseren Wohngruppen eine zehnjährige Tradition“, berichtet Betreuerin Anne Krause. Ganz klassisch auf dem Jakobsweg in Spanien ging es los.
Wandern statt Davonlaufen
„Das ist kein Urlaub und auch keine erlebnispädagogische Maßnahme, wo es nur um Spaß und die körperliche Erfahrung geht“, ergänzt Uta Dutschke. „Sondern die Kinder erleben, wie es ist, aufeinander angewiesen zu sein, ein Quartier zu suchen, sich untereinander und mit schwierigen Situationen auseinanderzusetzen.“ Einmal hätten beispielsweise einige „schlapp“ gemacht, es ging keinen Schritt weiter. Da hätten die anderen beim Gepäcktragen mitgeholfen. „Auf Pilgerwanderung können sie vor ihren Konflikten und Problemen nicht davonlaufen.“ Eine Erfahrung, die für viele neu ist.
„Natürlich bedeutet so eine Pilgerreise für jeden etwas anderes“, meint Anne Krause. „Wir erleben, wie stolz die Kinder sind, wenn sie zurückkommen, nicht nur, weil sie körperlich gefordert waren, sondern vor allem, weil sich vieles im Kopf verändert hat.“
Die Villa in der Radeberger Vorstadt bewohnen rund 20 Kinder und Jugendliche in drei Wohngruppen. Aus unterschiedlichen Gründen können sie wegen der Verhältnisse zu Hause zeitweise nicht in ihren Familien leben. Umso wichtiger sind die verlässlichen Strukturen und Rückzugsmöglichkeiten, die ihnen das Kinderhaus bietet.
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