Parade der Pötte am Tor zur Welt

An der Nordseeküste eröffnen sich Hafenwelten in Bremerhaven Foto: Bernd Kregel
An der Nordseeküste eröffnen sich Hafenwelten in Bremerhaven Foto: Bernd Kregel

Dresden. Die Flussmündungen von Elbe und Weser sind Ausgangspunkte einer abenteuerlichen Seefahrtstradition. „Am Werfte zu Kuxhaven, da ist ein schöner Ort,/der heißt ,Die Alte Liebe‘. Die meinige ließ ich dort.“ In Liebesangelegenheiten kannte Heinrich Heine sich zweifellos aus. Wen wollte es daher verwundern, dass sogar „Die Alte Liebe“ sein Herz erweichte: Jener spektakuläre Aussichtspunkt an der Elbmündung, der bis heute seine Besucher begeistert. Denn dort geben sich alle Schiffe ein Stelldichein, die von Hamburg aus in die weite Welt hinaus fahren oder nach langer Seereise an ihren vertrauten Ausgangsort heimkehren.

Ist doch das über diesen Gewässern schwebende Quäntchen Seefahrerromantik fast mit Händen zu greifen. Als sich beispielsweise die riesige „Pacific Princess“ auf die offene See zubewegt und zeitgleich in umgekehrter Richtung die schnittige „Europa“ nach langer Kreuzfahrt mit dröhnendem Signalton ihre Rückkehr ankündigt? So stellt sich das Fernweh auf der Aussichtsterrasse wie von selbst ein und das Auge folgt den beiden Ozeanriesen in ihrer jeweiligen Richtung, bis diese allmählich mit dem Dunstschleier am Horizont verschmelzen.

Stürme und Strömungen

Umso mehr zieht nun die prächtige Kulisse des Feuerschiffs „Elbe 1“ die Blicke auf sich. Unübersehbar in leuchtendem Rot erinnert es an die alten Zeiten, als bemannte Feuerschiffe vor der Elbmündung mit ihrem Leuchtfeuer den ein- und auslaufenden Schiffen Orientierung boten. Und dabei doch selbst einem erheblichen Risiko ausgesetzt waren. Denn auch wenn sie fest an der Kette lagen, stand doch bei hoher Grundsee in dem flachen Küstengewässer stets auch die eigene Sicherheit auf dem Spiel.

Mordsee Nordsee

Von ähnlich Abenteuergeschichten erzählt auch die „Windstärke 10“, das neue Wrack- und Fischereimuseum von Cuxhaven. Klaus Hankel, früher selbst aktiver Seefahrer, weiß anschaulich von der Knochenarbeit und den Gefahren vergangener Zeiten zu berichten. Besonders dann, wenn zwischen prall gefüllten Netzen und haushohen Wellen der Kampf ums Überleben angesagt war und sich die Nordsee dabei in eine Mordsee verwandeln konnte.

Sicherlich waren dies keine ermutigenden Voraussetzungen für alle jene, die während der großen europäischen Auswanderungswellen ihrer Heimat den Rücken kehrten. Diesen Eindruck vermittelt das anschaulich gestaltete Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven. Errichtet wurde es genau an jener Stelle des Weser-Hafenbeckens, von wo aus einst die Mehrzahl der europäischen Wirtschaftsflüchtlinge ins „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ aufgebrochen war.

Zur Langen Anna

Fröhlicher geht es dagegen auf einer Fährfahrt hinüber zur Felseninselnach Helgoland zu. Die Tour mit der „Fair Lady“ startet am ausdrucksstarken Auswandererdenkmal der Stadt und schnell wird deutlich, dass sich Helgoland für viele zu einem Publikumsmagneten gemausert hat.
Die Hauptattraktion des Inselaufenthalts ist wie eh und je der Klippenwanderweg hinüber zur legendären Langen Anna, die als roter Sandsteinstumpf in den Himmel ragt. Dort nisten Schwärme von Basstölpeln, die in den kräftigen Aufwinden Halt finden.
Legendäre KugelbakeSchutz suchen nach einem bewegten Tag auch die Inselgäste, die auf der modern eingerichteten„Helgoland“ die Rückreise nach Cuxhaven antreten. Hinter der legendären Kugelbake Bald gerätschließlich auch „Die Alte Liebe“ ins Blickfeld. Und wo gäbe es schon eine bessere Gelegenheit, von der Parade der Pötte stilvoll Abschied zu nehmen?

Bernd Kregel

www.cuxland.de; www.bremerhaven-tourism.de; www.helgoland.de; Die Recherche wurde unterstützt von der Reederei Cassen Eils.

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