Dresden. Beton und Gerüste, wohin man schaut. Im Inneren des Rohbaus an der Ecke Frauengasse/Neumarkt beleben Tresen und Tische, gefüllte Gläser und Teller die Baustelle, ein Keybord untermalt das Geplauder der rund hundert geladenen Gäste – Richtfest an einem der letzten Filetstücke in Dresdens bauwütiger City. Hier stand 1851 das erste Dresdner Kaufhaus, Joseph Meiers „Au petit Bazar“ für Damenkonfektion, das Stadtplaner Hermann Heinrich Bothen an der Großen Frauengasse/Ecke Neumarkt in Anlehnung an Sempers Glasfront des Juwelierladens von Moritz Elimeyer entworfen hatte.
Den Geist der klassizistischen Architektur im Sinne Gottfried Sempers zu bewahren und dennoch nach zeitgemäßen Vorgaben zu bauen – und zwar unter den Argusaugen der Kritiker von der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) und der aufmerksamen Dresdner Öffentlichkeit – dieser Aufgabe stellt sich Bauherr Günter Blobel mit Bravour. Am Freitag ließ der in New York unabkömmliche Spitzenforscher ein Grußwort zum Richtfest verlesen, das frei nach Kennedy mit den Worten endete: „Ich bin ein Dresdner.“ Zur Eröffnung der Kunstgalerie im Erdgeschoss werde er da sein, versprach der deutschstämmige 80-Jährige.
Wie er sich die epochenübergreifende Formensprache auf seinem Grundstück vorstellt, die in den kommenden zehn Monaten Bauzeit den Rohbau bedecken soll, zeigte eine Diashow mit Visualisierungen. Da findet sich der Lichthof wieder, da gibt es das ebenerdige Ladengeschoss mit großer Schaufensterfront, da fügen sich Zierbalken, Pilaster, Simse, sechs Frauenfiguren und andere Zitate aus der Historie würdig ins Ensemble der Nachbarschaft um die Frauenkirche ein. „Fassadenbrüche sind ein No-go für mich“, konstatierte Blobel in seinem Grußwort.
„Nun kommt es auf die fachgerechte Ausführung im Detail an“, betonten sowohl Architekt Michael Kaiser als auch Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain in ihren Ansprachen. Letzterer nutzte die Gelegenheit, für März den Baubeginn des „Grünen Gewandhauses“ nebenan mit Platanen, Sitzgelegenheiten und Trinkbrunnen anzukündigen. „Für die Bäume und Bänke hat die Stadt bereits großzügige Spenden erhalten.“
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