Liebe Zukunft, muss ich in zehn Jahren noch arbeiten? Dies Frage steht auf einem der vielen Zettel, die das Publikum wie eine unartige Klasse auf die Bühne schnipst. Fragen an die Zukunft. Im Laufe des anderthalbstündigen Stücks mit Dresdner Kindern und Jugendlichen geben diese natürlich keine Antworten, fächern aber ein breites Spektrum an Erwartungen, Spekulationen, Beschimpfungen und Visionen auf. Arbeiten müssen? „Untätige werden traurig oder wütend, deshalb geht ihr weiter arbeiten.“ Verklagt werden alle und alles, aufmüpfig und trotzig, wie es das Recht der Jugend nun mal ist: Dolly, Internet, Plastik, Trump, Massentierhaltung, Gier, Nutella, Chips, der Teufel. Es folgt die Abrechnung mit den Alten – dafür muss der einzige erwachsene Bürger auf der Bühne herhalten – als nutzlosen Kostenfaktoren. Eine kleine Enkelin in den vorderen Reihen schmiegt sich an die liebe Oma neben ihr.
Ausgefochten wird das uralte Entweder-Oder von Schwarz-Weiß, wie es die Art der Jugend nun mal ist, als Duelle Nord gegen Süd, Gemütlichkeit gegen Revolution, Magie versus Wissenschaft. Bringt die Forschung zu Zukunftstechnologien Segen oder Fluch? Leider wird die nahe liegende Wissenschaftslandschaft nicht einbezogen. Befragt wird die Vergangenheit, indem beispielsweise der talentierte Linus Marie Curie mimt, die in einem stoffbespannten Rollcontainer sitzt und orakelt, dass wie schon die Radioaktivität auch Smart-Lösungen die Menschen beherrschen werden, die damit unvernünftig umgehen.
Was man von der Bürgerbühne erwarten darf – authentische Laien, echte Biografien –, wird übertroffen. Da agieren Sieben- bis 17-Jährige locker, prononciert, konzentriert und improvisieren auch mal spontan. Hier wurde spürbar hart gearbeitet, in Winter- und Osterferien sowie der freigestellten Schulwoche vor der Premiere wurde durchgeprobt, um das ganze Stück hindurch präsent sein zu können. Unnötig, man hätte den Kindern einen kurzen Gang hinter den Vorhang zu einem Schluck Wasser und Durchatmen gegönnt. Hier kam wohl die theaterpädagogische Begleitung zugunsten der ehrgeizigen Regie und straffen Dramaturgie etwas zu kurz. Das Ergebnis aber kann sich sehen lassen. Energetisierend, spannend, unterhaltsam. Liebe Zukunft, gibt es in 50 Jahren noch Kinder? Wenn sie so drauf sind wie es die Art dieser jungen Leute hier an der Rampe ist, darf die Zukunft bitteschön gern kommen.
wieder am 17. und 20.4. sowie 5.5., Karten unter http://www.staatsschauspiel-dresden.de/spielplan/a-z/crashtest/
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