Alter Schwede, der Ruf des unkonventionellen Enfant terrible eilt Ekmans wasserüberfluteten und heubefüllten Inszenierungen voraus. Aber auch an der Semperoper hingen nach dem echten Fuchs bei Janacek 2014 die Erwartungen hoch. Nun ja, eine lebende Kuh betritt das ehrwürdige Gebäude denn doch nicht. Dafür hängen und stehen 16 weiße Kuhplastiken in der Szenerie. Und ein Video beobachtet den Tänzer Christian Bauch auf seinem Weidengang beim Versuch, sich in das Wesen dieser gemütlichen Vierbeiner hineinzufühlen.
Skandinavischer Humor
Wer Humor hat, amüsiert sich prächtig, wie Ekman in einer schwarz-weiß-bunten Bilderflut kuhlen Nordwind durch das bedeutungsschwere Gemäuer bläst. Zu Mikael Karlssons Musik – auch mal rein perkussiv oder als röhrend brummende Cellogeräusche, aber immer passend wie Filmmusik – wippt ein Pärchen in Streit und Versöhnung ewig auf und ab, rennt ein Stehaufmännchen sysiphusartig gegen die Wand, bricht ein schwarzgekleideter Pas de deux immer wieder aus der Klassik aus.
Den Herdentrieb hingegen illustrieren einerseits Kleinbürgerparzellen und überladene Boote, andererseits meditativ drehende Derwischröcke oder rhythmisch stampfende Füße, dass es eine Freude ist, olé. Gesteigert wird diese noch von beeindruckender Hebebühnentechnik und dramatischen Spotlights.
Wie Ekman sich mit Ukulele-Geschrammel und einem Kasten Radeberger selbst über das Stammhaus der Staatskapelle lustig macht, nimmt das Publikum erstaunlich gelassen. Und damit hat doch der Abend sein Ziel erreicht: einmal kurz den Ballast alberner Intellektualität abzulegen und mit stoischem Humor das Hier und Heute zu nehmen, wie es ist, muh.
14., 16., 17. und 28. März, 4., 6., 7. und 13.4., Karten zu 8 bis 55 Euro: www.semperoper.de
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