Neue Messstation soll Klimawandel erfassen

Spielplatz Jordanstraße Foto: Una Giesecke

Auf einem Spielplatz in der Dresdner Neustadt wird der Deutsche Wetterdienst (DWD) demnächst eine Messstation errichten. „Dem Umweltamt ist es gelungen, in dessen Stadtklima-Messprogramm aufgenommen zu werden“, freut sich Franziska Reinfried, Meteorologin im Umweltamt. „Dadurch gewinnt Dresden neben Köln, München oder Berlin eine neue Innenstadt-Station.“
Denn im Gegensatz zum weniger versiegelten und überbauten Umland kommt es in Großstädten im Sommer zum sogenannten Wärmeinseleffekt. Das bedeutet, dass sich tagsüber die Straßen stärker aufwärmen und nachts nur sehr langsam abkühlen. Diese Wärmebelastung in ohnehin schon überhitzten Stadtteilen wird sich laut Umweltamt unter den steigenden Temperaturen im Klimawandel sogar noch verschärfen.
Dresden verfügt bislang über drei Stationen des DWD: am Flughafen in Klotzsche, neben einer Großgärtnerei in Strehlen und an der Elbe in Hosterwitz. Das Umweltamt betreibt eine Station im Botanischen Garten, die Drewag eine am Kraftwerk Nossener Brücke. Repräsentativ für die Innenstadt ist keine davon, deshalb werden ab diesem Sommer in Dresdens am dichtesten besiedelten Stadtteil, in der Äußeren Neustadt, die Daten erfasst.

Probleme sind seit 20 Jahren bekannt

Neu ist der Wärmeinseleffekt keineswegs. Bereits vor 20 Jahren beschrieb ihn das städtische Klimaschutzgutachten von 1996 und empfahl als Gegenmaßnahme zu Wüstenklima und tropischen Nächten, wo möglich zu entsiegeln. Getan hat sich einiges, aber längst nicht genug. „In erster Linie sind die Gebäudeeigentümer verantwortlich“, sagt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen. „Für den Überwärmungsgrad gibt es aber keine Grenzwerte wie in der Luftreinhaltung. Ein Eingreifen der Verwaltung bei privaten Vorhaben ist demzufolge nur schwer möglich.“ Laut Erneuerungskonzept sollen im Regelfall 40 Prozent eines Grundstücks als Grün- und Freifläche verbleiben. „Im Zuge von bauordnungsrechtlichen und Sanierungsverfahren werden Auflagen zur Entsiegelung und Begrünung erteilt“, so die Grünen-Politikerin. „Der wesentliche Schutz liegt aber in der Sanierung von Gebäuden.“ Eine gute Wärmedämmung hilft auch gegen Überhitzung.
Seit 1991 sind rund vier Millionen Euro aus Städtebaufördermitteln in den Abbruch nicht mehr benötigter Hinterhäuser und Nebengebäude, die Entsiegelung von Flächen sowie deren Begrünung und gärtnerische Gestaltung geflossen. Bis 2006 wurden so rund 13.000 Quadratmeter Grün- und Freiflächen in den Innenhöfen geschaffen. Öffentliche Flächen sind neu entstanden auf Spielplätzen an der Louisenstraße, auf dem Sportplatz an der Seifhennersdorfer Straße und jetzt mit der Westerweiterung des Alaunparks.

Häuser begrünen, Bäche und Luftschneisen renaturieren

„Dennoch könnte die Stadt ihre Bemühungen um Anpassungen an den Klimawandel noch ausbauen“, ist die Umweltbürgermeisterin überzeugt. Bei kommunalen Vorhaben könne sie mit gutem Beispiel vorangehen, Dächer und Fassaden begrünen. „Hinzu kommen Schutz und gegebenenfalls Erweiterung von Stadtgrün und Kaltluftschneisen.“ Denn die Kaltluftströme, wie sie linkselbisch noch auftreten, erreichen die Äußere Neustadt gar nicht. Der Stadtteil aber ist hoch verdichtet und bietet kaum Platz für umfangreiche Begrünungen.
„Um so wichtiger sind die großen umgebenden Grünflächen und Grünzüge wie Elbwiesen, Alaunpark und Prießnitz.“ Diese Flächen stuft der Landschaftsplan daher als besonders schutzwürdig ein. Positiv wirken zudem das Freilegen und Begrünen von alten Bachläufen. „So wollen wir an der Prießnitz jetzt ins Planfeststellungsverfahren für die naturnahe Sanierung des Unterlaufs in der Neustadt gehen“, verspricht Eva Jähnigen.

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