Heil Hitler, brüllt der am Boden liegende Mann. Zusammengeschlagen, nachts, in einem Neubaugebiet. Vandam denkt: Wenn ich um Hilfe schreie, drehen sich alle nur auf die andere Seite, dann verrecke ich, also muss ich mir was einfallen lassen. „Heil Hitler!“
Lichter gehen an, eine Ärztin beugt sich über ihn, er kann ihr in den Ausschnitt gucken. „Ich muss lachen. Ich habe den Westfälischen Frieden mit mir geschlossen.“ So könnte es enden, das Ein-Mann-Stück am Kleinen Haus des Dresdner Staatsschauspiels. Doch der letzte Satz des reichlich einstündigen Monologs lautet: „Scheiße, A. H. hat mir nicht das Leben gerettet.“ Minutenlanger Beifall.
Vandam ist der „Nationalheld von der Nationalstraße“, er war ganz vorne dabei 1989, als die Samtene Revolution losbrach. Seither wird der 17. November in Tschechien als Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie gefeiert. Vandam interessiert sich für Geschichte, Politik und die schöne Barfrau in seiner Stammkneipe. Für sie schlägt er sich und wird erschlagen.
Der Autor und Musiker Jaroslav Rudiš hat in „Nationalstraße“ dem kleinen Mann von der Straße aufs Maul geschaut und dessen Ansprache in einen spannenden, brisanten Mix aus Parolen und Poesie, Wut und Verzweiflung verwandelt. Weil immer alles anders kommt, als man glaubt, wie es richtig sein müsste.
6., 13., 21. und 31. Oktober, jeweils 19.30 Uhr im Kleinen Haus, Glacisstraße 28, Karten-Tel.: 0351 4913555; Staatsschauspiel
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