So wird der Regen digitalisiert

Arne Rümmler, Masterstudent der Geoinformationstechnologie und student. Mitarbeiter an der Professur Geoinformatik TU Dresden beim Aufbau eines Messgerätes // Foto: LHD

Die Landeshauptstadt Dresden unterstützt seit 2017 innovative Projekte von Unternehmen und Forschungseinrichtungen in der Stadt mit einer Innovationsförderung. Eines dieser Vorhaben ist das Projekt Smart Rain.

Das Verbundprojekt zwischen dem Dresdner IT-Startup PIKOBYTES GmbH, der Professur für Geoinformatik der TU Dresden und der Elco Industrie Automation GmbH erhält rund 70 000 Euro vom Amt für Wirtschaftsförderung.

Ziel des Projektes ist der Aufbau und der Betrieb eines hochverdichteten Niederschlagsmessnetzes für urbane Räume. Vergangene Woche wurde die erste Messstation an der Sternwarte Dresden-Gönnsdorf installiert.

Regen lokal ergründen

„Das Projekt ist ein weiterer Baustein auf Dresdens Weg zur Smart City. Es fügt sich ein in unser Bild von nachhaltigem Leben in einer innovativen Stadt. Es ergeben sich Synergien zu unserem EU-Smart-City Projekt MAtchUP. Smart Rain kann hier die bestimmenden Themen Energieeffizienz, Digitalisierung, Elektromobilität und erneuerbare Energien um die Bereiche Umwelt und Umweltmonitoring ergänzen“, so Dr. Robert Franke, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung.

Das Messstellennetz soll Informationen über lokale Starkregenereignisse und Besonderheiten des Stadtklimas erfassen. Niederschlagsereignisse verursachen, durch Starkregen oder auch Hochwasser, immer wieder Schäden. „Untersuchungen der Stadtentwässerung Dresden haben ergeben, dass die Niederschlagsverteilung in Dresden stark variieren kann. Zur tatsächlichen Verteilung ist aber keine Aussage möglich. Hier wollen wir ansetzen. Denn die Kenntnis einer solchen Verteilung kann bei der Erarbeitung geeigneter Maßnahmen helfen“, sagt Dr.Pierre Karrasch, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Geoinformatik der Technischen Universität Dresden.

Daten für Bürger, Stadt, Land und Bund

Die gesammelten Daten sollen unterschiedlichen städtischen Akteuren der Stadt- und Infrastrukturplanung, der Wissenschaft aber auch den Bürgern als Open Data zur Verfügung stehen.

„Die gewonnenen Daten sind nicht nur lokal relevant, sondern können beispielsweise auch dem Freistaat Sachsen oder dem Deutschen Wetterdienst entscheidende Erkenntnisse bringen“,berichtet Dr. Johannes Franke, Referent im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), das für die Beobachtung und Bewertung des Klimawandels und der Klimafolgen im Freistaat zuständig ist.

Im Laufe der zweijährigen Projektlaufzeit soll eruiert werden, welche technischen und organisatorischen Herausforderungen für den Betrieb gemeistert werden müssen. Das Besondere an diesem Messstellennetz ist, dass es als bürgerschaftliches Netz geplant ist.

„Wir bauen darauf, dass interessierte Bürger, Vereine aber auch Behörden oder lokale Firmen mit uns kooperieren und eine Messstation bei sich aufstellen“, so Karrasch.

Prototyp an der Sternenwarte, weitere Orte folgen bald

Die erste Station des Bürgermessnetzes wurde an der Sternwarte Dresden-Gönnsdorf installiert: „Wir fanden die Idee sofort klasse; wollten das Projekt unterstützen und die‚Patenschaft‘ für eine Station übernehmen. Wir freuen uns daher besonders, dass jetzt die erste Messstation bei uns steht“, sagt Renate Franz, Projektleiterin Sternwarte Dresden-Gönnsdorf im Verein zur Förderung der Jugend e. V.

Die nächsten Messstationen werden in den kommenden Wochen hier aufgebaut: Gittersee (privater Garten),Oberwartha (privater Garten), Emerich-Ambros-Ufer (privater Garten), Gompitz(privater Garten), Forstcamp Bühlau (Staatsbetrieb Sachsenforst), Dresdner Heide (Staatsbetrieb Sachsenforst), Hosterwitz (Stadtentwässerung Dresden GmbH), Kaditz (Stadtentwässerung Dresden GmbH), Botanischer Garten.

50 Messstationen in Zusammenarbeit mit PIKOBYTES

Gespräche mit laufen mit der Bereichsbibliothek DrePunct der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) und dem World Trade Center. Insgesamt werden 50 Messstationen angestrebt.

Die technische Umsetzung der Messstationen realisieren die Projektpartner PIKOBYTES GmbH aus Dresden und Elco Industrie Automation GmbH aus Oberstenfeld (Baden-Württemberg). Die Messstationen bestehen aus einer Niederschlagskippwaage, einer Temperaturmessdose sowie einer Solarzelle für die Stromversorgung.

In einem wetterdichten Gehäuse steckt ein Prozessor, der die Daten der Sensoren empfängt und via Mobilfunk (GSM) an die Projektpartner Elco und dann PIKOBYTES sendet. Die Prototypen wurden vor dem Feldeinsatz auf dem Messfeld der Professur für Meteorologie an der TU Dresden am Standort Tharandt getestet.

Nach der Auswertung werden alle erfassten Daten auf der Internetplattform www.opensensorweb.de veröffentlicht und zusammen mit amtlichen Daten des Deutschen Wetterdienstes und des Freistaats Sachsen präsentiert.

„Gerade durch die Zusammenführung vieler Daten können wir ein digitales Abbild unserer Umwelt entstehen lassen, in dem aktuelle Phänomene wie der Klimawandel deutlich sichtbar werden“, erläutert Dr. Matthias Müller von PIKOBYTES. Die Datenplattform steht der TU Dresden auch künftig bereit und kann für weitere Analysen genutzt werden.

Weitere Informationen zur Innovationsförderung unter www.dresden.de/innovativ.

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