Dresdner Unternehmer machen die „Feuerland“ wieder fit: Neuer Kiel für das Expeditionsschiff

Ankunft und Abladen der Feuerland in Flensburg. // Bild: meeco Communication Services

Am Wochenende fand die Finissage der Ausstellung zum Traditionskutter „Feuerland“ im Flensburger Schifffahrtsmuseum statt. Bei einer Podiumsdiskussion betonte Museumsleiterin Susanne Grigull die positive Resonanz der Besucher, die aus Gästebucheinträgen aber auch persönlichen Nachrichten ablesbar ist. Ein Gast sei sogar extra aus München angereist, um die Geschichten rund um das Schiff des Polarforschers Gunther Plüschow in Kombination mit dem wiederentdeckten Schiff erleben zu können.

Dabei stand lange nicht fest, ob dieses duale Erlebnis auch so funktionieren würde. Immer wieder hatte sich die Überführung der „Feuerland“ aus dem Interimshafen Hamburg-Harburg verzögert – bis zuletzt stand nicht fest, ob das Schiff rechtzeitig zur Ausstellung in Flensburg ankommen würde. Aber Grigull wollte die Ausstellung auf jeden Fall machen, notfalls auch ohne Schiff.

So kam es zur Sonderausstellung mit der kürzesten Vorlaufzeit in der Geschichte des Museums, die dieses Wochenende zum letzten Mal für die Öffentlichkeit zu sehen war. Wie es dann mit den Ausstellungsstücken und all den gesammelten Informationen weitergeht, ist unklar. Die Leihgaben gehen zurück an ihre Eigentümer, der Rest wird eingelagert. Vielleicht findet sich ja ein anderes Museum mit Interesse an der facettenreichen Geschichte des Schiffs.

Denkmalschiff soll wieder nach Feuerland fahren

Klar ist dagegen, wie es mit der „Feuerland“ selbst weitergeht. Jens Fiedler, Geschäftsführer der „Denkmalschiff FEUERLAND gGmbH“ (im richtigen Leben Regionaldirektor des BNI-Unternehmernetzwerkes „BNI Südost“ in Dresden), wagt den Blick in die Zukunft: „Die Feuerland soll wieder zurück an ihre alten Wirkungsstätten fahren, den Weg von Büsum nach Feuerland und andere Stationen ihres Lebensweges nachvollziehen“.

So auch nach Buenos Aires, wo der Kutter 2006 im Hafen verladen wurde, nachdem das sechsköpfige Team um den Wiederentdecker des Schiffs, Bernd Buchner, und Fiedler selbst nach einer abenteuerlichen Fahrt von Feuerland aus feststellen musste, dass das Schiff es wohl doch nicht aus eigener Kraft über den Atlantik zurück nach Hause schaffen würde. Äußerlich machte das Schiff einen guten Eindruck, verrät Jens Fiedler, und fügt augenzwinkernd hinzu, dass es in seinem Berufsjargon – er war damals Gebrauchtwagenhändler – in „tadellosem Zustand“ war. Dies erwies sich jedoch als falsch. Schon kurz nach der Abfahrt zeigte sich, dass das Deck undicht war, es musste ständig Wasser abgepumpt werden, schlussendlich drang Wasser in die Maschine ein, die Fahrt musste abgebrochen werden.

Schiff muss noch aufwändig restauriert werden

Wie schlecht der Zustand tatsächlich ist, erklärte Uwe Kutzner, Geschäftsführer der Museumswerft Flensburg, in dessen Obhut sich das Schiff seit wenigen Monaten befindet. Nach Rückbau der Beplankung wurde das ganze Ausmaß sichtbar: Steven, Achtersteven und Kiel sind verzogen und in ihrer Originalsubstanz irreparabel. Das Schiff muss von Grund auf neu aufgebaut werden. Allein die Materialkosten für diese drei Teile belaufen sich auf bis zu 30 000 Euro.

Zudem ist es quasi unmöglich, einen 16 m langen Balken aus Eiche, dem Originalbaumaterial, zu bekommen, der für den Kiel notwendig wäre. Nun müssen Verhandlungen mit dem Amt für Denkmalschutz geführt werden, damit auch ein anderes Holz verwendet werden darf. Und wenn das Material einmal festgelegt ist, dauert es etwa neun Monate, bis das Holz vom Spezialhändler geliefert werden kann. Insgesamt schätzt Fiedler die Gesamtkosten für die Wiederherstellung des historischen Denkmals auf etwa 1,5 Millionen Euro.

Zudem muss der zukünftige Einsatz des Schiffs bedacht werden. Nur so können sowohl die Auflagen der Denkmalschutzbehörde als auch der zuständigen Schiffsicherheitsbehörden berücksichtigt werden. Letztere sind für die Ausstellung von Zertifikaten zuständig, damit das Schiff dann für bestimmte Zwecke und Gewässer zugelassen wird.

Öffentliches Interesse und Spenden sollen der „Feuerland“ helfen

Arved Fuchs, selbst Polarforscher und gut vertraut mit der Geschichte der Feuerland und ihres Erbauers Gunther Plüschow, hofft, dass die Ausstellung und das dadurch gewonnene öffentliche Interesse die Initialzündung für das weitere Vorgehen geben, um die Zukunft des Schiffs zu sichern. Aus eigener Erfahrung weiß er, wie hoch das Interesse besonders in Südamerika ist und wie groß dort das Ansehen Plüschows noch heute ist.

Die emotionale Komponente eines solchen Unternehmens darf nicht unterschätzt werden. Es sind vor allem die Geschichten hinter dem Objekt, auf die Menschen reagieren. Jens Fiedler baut daher auf ein ähnliches Prinzip wie bei der Wiedererrichtung der Frauenkirche Dresden – durch kleine und große Spenden von Menschen, denen das Schiff ebenso am Herzen liegt wie den Teilnehmern der Podiumsdiskussion in Flensburg.

Weitere Infos: www.expeditionsschiff-feuerland.de

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