Alles begann in Dresden: A. R. Penck

A. R. Penck: Ich überlege, vor 1971, Holzschnitt, SKD (Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2019/SKD, Kupferstich-Kabinett, A. Diesend)

Ausgeschlossen vom offiziellen Kunstbetrieb in der DDR erklärte sich Ralf Winkler selbst zum Künstler.

Bis zu seiner Ausreise 1980 galt A. R. Penck als heimlicher Star der Dresdner Kunstszene. Ralf Winkler, wie er eigentlich hieß, sah sich selbst nicht als Dissidenten. Wie viele andere Künstler auch glaubte er bis in die 1970er-Jahre hinein an die Reformierbarkeit des DDR-Sozialismus und verstand seine künstlerische Arbeit als Beitrag zur Analyse und Lösung bestehender Probleme. Offiziell hatte er jedoch nie Anerkennung gefunden; ein Studium und die Mitgliedschaft im Verband Bildender Künstler (VBK) blieben ihm verwehrt. Also organisierte er im Untergrund Ausstellungen und Gruppenprojekte.
Eine aktuelle Sonderschau im Albertinum zeigt nun neben Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen über 30 Skizzen-, Unikat- und Künstlerbücher. Die selten gezeigten Ausgaben hinterfragen konventionelle Lesegewohnheiten und fungieren als lebendiges Archiv und Labor zugleich.
Bislang unveröffentlichte Musikaufnahmen sowie eine Auswahl seiner zahlreichen Plattenproduktionen sind ebenso zu hören wie wiederentdeckte Super-8-Filme. Gemeinsam mit dem Freund und Künstlerkollegen Wolfgang Opitz begann A. R. Penck Ende der 1960er-Jahre in Super-8 zu drehen. Damit waren sie die ersten, die den Schmalfilm in der DDR für künstlerische Zwecke nutzten. Bis 1980 entstanden so mehr als 20 Streifen. Ein Großteil dieses Materials wurde im Vorfeld recherchiert und digitalisiert und simit erstmals einem größeren Publikum zugänglich gemacht.
Die Ausstellung erzählt des Weiteren von vielfältigen Kooperationen mit anderen Künstlern. Dazu gehören neben den Musikaktivitäten der frühe Freundeskreis um Jürgen Böttcher alias Strawalde, die 1978 gegründete freie Druckwerkstatt „Obergrabenpresse“, die 1971–76 bestehende Künstlergruppe „Lücke“ und Pencks Zusammenarbeit mit dem Videokünstler Wolf Kahlen in Berlin 1980.
Premiere feiert in der Ausstellung auch der Dokumentarfilm „Er nannte sich Y – der unbekannte A. R. Penck“ vom Regisseur und Autor Thomas Claus.
Parallel zum Albertinum zeigt die Städtische Galerie Dresden die Ausstellung „A. R. Penck – Übermalungen 1979 – Rekonstruktion einer Ausstellung (DAWO! berichtete). (UG)


„Ich aber komme aus Dresden (check it out man, check it out)“, Albertinum bis 12. Januar, täglich außer Mo. von 10 bis 18 Uhr, 12/9 Euro, unter 17 J. frei, skd.museum

1 Kommentar

  1. Künstler ist ein sehr hoher Anspruch, der wie ein Wissenschaftler nicht das Recht hätte, den Menschen das zu erzählen, was sie schon wissen. Künstler, ohne Mensch sein zu wollen, geht für mich gar nicht. Leider erfahre ich in Ihrem Artikel nicht, ob dies zutrifft. Ich kenne ihn deshalb auch jetzt noch nicht. Weder für die DDR, noch gegen die DDR zu sein ist für mich Maßstab, sondern Mensch sein!

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