Wissen, woher und was auf den Tisch kommt, wollen immer mehr Verbraucher.
Gemüse, Brot, Fleisch, Eier, jede Woche frisch aus regionaler ökologischer Erzeugung – das alles können Verbraucher in Dresden mittlerweile an vielen Orten kaufen: von der Bioecke im Supermarkt über die Bioladen-Kette bis zu Verbrauchergemeinschaft und Unverpacktladen. Wer sich diesen Umweg über den Handel mit seinen teils zweifelhaften Schönheitsstandards und undurchschaubaren Wirtschaftskreisläufen sparen und saisonale Erzeugnisse direkt vom nahe gelegenen Biobauernhof beziehen möchte, ist bei der solidarischen Landwirtschaft (Solawi) richtig.
Die sogenannten Ernteteiler bezahlen für eine Saison, die vom 1. April bis 31. März läuft, nicht für die das einzelnen Lebensmittel, sondern für eine verantwortungsvolle, vielfältige, lebendige ökologische Landwirtschaft. Dies erlaubt eine faire Entlohnung der Landwirte und Gärtner, sodass sie weder sich selbst noch die Natur ausbeuten müssen und gibt ihnen einen Vorschuss an finanziellen Mitteln für die Produktion. Risiken, Verantwortung und Kosten tragen somit alle gemeinsam in einer Wirtschaftsgemeinschaft. Auf Grundlage der geschätzten Jahreskosten für die einzelnen Erzeugnisse ergeben sich monatliche Richtwerte für Gemüse, Eier, Rind-, Gänse-, Hühner- und Schaffleisch, Backwaren oder Honig. Daran orientiert, legen die Abnehmer ihren persönlichen Beitrag nach ihren finanziellen Möglichkeiten und individuellem Verbrauch in Familie oder WG selbst fest. Das Besondere: Durch die gewonnene Freiheit von EU-Normen und Handelsnormen – rund 40 Prozent des Angebauten erreicht nie den Endverbraucher – wird nichts verschwendet. „Egal, wie krumm die Gurke ist – alles, was nicht verdorben und essbar ist, wird verteilt“, sagt Christina Förster, Bewirtschafterin vom Schellehof in Struppen.
Wie das im Einzelnen funktioniert, wollten am vergangenen Sonntag über 50 interessierte Dresdner wissen, die zu dem kostenfreien Vortrag mit Fragerunde in die Alte Fabrik gekommen waren, wo es bereits eine selbstorganisierte Abholstation gibt. Eine zweite ist im Hechtviertel in Gründung. In der Pause kosteten die Gäste sich gegen Spende durchs Büfett mit Grünkohlomelett, Tomatenbutter und Emmerbrot, Betekuchen oder Lupinenkaffee.
Wie man so etwas selber zubereitet, wo die Zutaten herkommen, was man ohne Pestizide oder synthetische Dünger gegen Schädlinge und Beikraut erreichen kann, welche Sorten mit dürren Sommern besser klarkommen – all das erfahren Solawi-Mitmacher samt Nachwuchs beispielsweise auf einem Ausflug in die Sächsische Schweiz zum Schellehof. Solawi ist etwas für Leute, denen das Überleben von Bodenbrütern wie Feldlerchen am Herzen liegt und die gern in die Anbauplanung einbezogen werden, kurzum für bewusste und nachhaltige Verbraucher. (Una Giesecke)
Kostenfreie Info-Veranstaltung am So., 1. März, 14 bis 16 Uhr, Löbtop, Deubener Str. 24; Hofrundgänge: 10.5., 20.6., 12.7., 13.9., jeweils 15 bis 17 Uhr, Struppen, Hauptstraße 62a,
www.schellehof.de, www.lebenswurzel.org, solidarische-landwirtschaft.org
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