Wie ich einem Kind das Leben gerettet habe

DDV-Azubi Adrian Leyser während der Stammzell-Spende im Uniklinikum Dresden. // Foto: privat

DAWO-Azubi Adrian Leyser hat Stammzellen gespendet. Warum das jeder tun sollte:

Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein. Aller 15 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Leukämie. Das Leben ist dann oftmals abhängig von einer Stammzellspende. Um diese bemüht sich die Deutsche Knochenmarkspende (DKMS). Im Dezember 2018 konnte ich mich im Rahmen einer Typisierungsaktion in meiner Schule bei der DKMS registrieren lassen. Nur wenige haben dann die Chance, dass sie tatsächlich spenden und ein Leben retten dürfen. Mir persönlich war damals noch nicht bewusst, dass ich zwei Jahre später einem Kind in der Türkei das Leben retten darf.

Im Dezember 2019 erhielt ich einen Anruf, dass ich als potenzieller Spender ausgewählt wurde und zum Bluttest gehen soll, damit sicher geklärt werden kann, ob ich als Spender in Frage komme. Zwei Wochen später bekam ich wieder einen Anruf der DKMS und mir wurde mitgeteilt, dass ich diesen Bluttest nicht mehr machen muss. Wieso? Das weiß ich bis heute nicht. Die möglichen Gründe dafür konnte ich mir aber denken und sie bedrückten mich.

Nicht einmal einen Monat später, wieder ein Anruf der DKMS: Erneut war ich als Spender ausgewählt, sollte diesmal direkt in die Uniklinik zur Voruntersuchung kommen. Ob es sich um denselben Patienten handelt, wie im Dezember? Das weiß ich nicht und werde es nie erfahren. Aber innerlich wünsche ich es mir. Ende Januar ging ich dann zur Voruntersuchung.

Alles halb so schlimm

Meine panische Angst vor der Blutabnahme konnte ich damals nicht leugnen, aber diese Furcht war unbegründet. Ich habe mich selten in einem Krankenhaus so wohlgefühlt, wie im Entnahmezentrum der Uniklinik. Nach einem EKG und einem Ultraschall folgte dann die Blutabnahme, ein kurzer Pieks und schon war alles vorbei. Meine Furcht führte mir immer vor Augen, dass der Weg, den der Patient gehen muss und bisher gegangen ist, viel leidvoller und schmerzhafter sein muss, als der, den ich für die Spende gehe. Drei Tage nach meiner Voruntersuchung erhielt ich die Freigabe zur Spende. Ab diesem Zeitpunkt musste ich mir selbstständig fünf Tage lang ein Medikament spritzen, damit genügend Stammzellen von meinem Knochenmark in mein Blut gelangen.

Am Tag der Spende brachte mich mein Papa dann in die Uniklinik. Ich wurde bei der Ankunft direkt freundlich empfangen und in den Entnahmeraum geführt. Weitere Spender waren auch schon vor Ort und während wir an die Entnahmemaschine angeschlossen wurden, stimmten wir ab, welchen Film wir in der Zeit schauen wollten. Einige von uns sitzen an diesem Tag bis zu drei Stunden, damit genügend Stammzellen entnommen werden können.

Leben retten ist einfach

Gut gelaunt und mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich an diesem Tag ein Leben rette, wurden die Entnahmemaschinen gestartet. Aus dem einen Arm floss mein Blut in die Maschine. Dort wurden die Stammzellen gefiltert und ich bekam mein Blut in meinen anderen Arm zurück. Ungefähr drei bis viermal ging mein Blutkreislauf durch die Maschine und nach zwei Stunden waren genügend Stammzellen gesammelt und meine Spende war getan.

Nach einem Mittagessen ging es für mich erstmal nach Hause und aufs Sofa. Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf war ich dann wieder im Vollbesitz meiner Kräfte und rief die DKMS an. Ich wollte nun natürlich wissen, wem ich das Leben gerettet habe. Als ich erfuhr, dass ich einem Kind ein zweites Leben schenken durfte, war ich zugleich wahnsinnig stolz und gerührt. Es hatte sich gelohnt und ich habe diese Spende zu keiner Sekunde bereut oder war mir unsicher. Ich würde heute immer wieder spenden und insgeheim hoffe ich jede Woche, dass ich wieder ein Anruf der DKMS erhalte.

Ich möchte jedem ans Herz legen, sich bei der DKMS zu registrieren und bereit zu sein, Leben zu retten. Es ist ein Ereignis, an das ich mich ein Leben lang erinnern werde. Ich würde zu jedem Zeitpunkt wieder spenden. Denn außer einem kurzen Pieks hatte ich nicht einmal Schmerzen. Man muss kein Held sein, um Leben zu retten. Es reicht sich typisieren zu lassen und bereit zu sein, Spender zu werden. Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein.

LE

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