Schlosspark Pillnitz hat einen weißen Baum

Pillnitz Bäume
Die alte Farnblättrige Buch hat im Frühsommer große Äste abegworfen und muss nun mit einer Spezialfarbe vor Sonnenbrand geschützt werden. Foto: Pönisch

Ein Sturm? Ein Käfer? Sonnenschutz? Warum ein alter Baum im Pillnitzer Schlosspark plötzlich weiße Äste hat …

Jedes Jahr, wenn sich im Winter der Schlosspark Pillnitz in einen bunt leuchtenden Christmas Garden verwandelt, dann steht die große Farnblättrige Buche als grün angestrahlter Baum stolz und groß und majestätisch da. Sie gehört zu den ersten magischen Objekten, an denen das Auge des Betrachters gleich beim Betreten des Schlosshofes hängenbleibt. Das ist jetzt im Sommer genauso. Nur der Grund ist ein anderer: Die Farnblättrige Buche leuchtet weiß, ihr dicker Stamm und auch viele Äste tragen ein weißes Kleid. Und das nicht etwa, um die Blicke auf sich zu ziehen, sondern um die Sonnenstrahlen und letztlich einen Sonnenbrand abzuwenden.


Warum gesunde Bäume Äste abwerfen

Im Frühsommer hatte der alte Baum im Schlosspark Pillnitz plötzlich zwei dicke Äste abgeworfen. „Grünastbruch“ nennen Fachleute dieses Phänomen, wenn scheinbar gesunde Bäume plötzlich gesunde Äste abwerfen. Meist geschieht dies im Sommer, wenn es zuvor lange Zeit nicht geregnet hat, und meist am Nachmittag bei völliger Windstille. Forscher vermuten, dass bei einem plötzlichen Grünastbruch die abgeworfenen Äste vormittags mit einer starken Verdunstung zu kämpfen hatten. Nachmittags, wenn der Baum dann die Spaltöffnungen seiner Blätter geschlossen hat, um weniger zu „schwitzen“, läuft die Wasserleitung in den Ästen auf Sparflamme – und der Baum entledigt sich großer Äste, um besser durch die Hitze zu kommen.
Betroffen sind vor allem ausladende, oft waagerecht am Baum stehende Äste. „Das kann vor allem bei Hybrid-Pappeln, Silber-Ahornen und Rosskastanien passieren – aber es sind immer nur einzelne Bäume betroffen, die dazu neigen und bei denen der Abwurf wiederholt auftreten kann“, erklärt der Dresdner Prof. Dr. Andreas Roloff, Leiter des Deutschen Baum-Instituts und bundesweit bekannter Experte für die Forschung zur Baumbiologie. Das Phänomen sei keinesfalls neu, doch es nehme in letzter Zeit klimabedingt zu. Allerdings sei „die Zunahme noch nicht dramatisch“, beruhigt der Professor.

Pillnitz Bäume
Die weiße Spezialfarbe vergraut im Laufe der Jahre und reißt netzartig auf.

Weiße Farbe wird grau und netzartig

„Das sogenannte Baumweißen ist seit über 100 Jahren aus dem Obstbau bekannt“, weiß Thomas Riedel, Gartenbaumeister im Pillnitzer Schlosspark. Aufgetragen wird eine spezielle Langzeitschutzfarbe, die nicht nur Sonnenbrand und Sommersonnennekrose (Auf- und Abplatzen abgestorbener Rinde) verhindern sollen, sondern im Winter auch Schäden durch Frostriss und Wintersonnennekrose.
Wurden Bäume früher vor allem mit Kalk und mehrmals im Jahr gestrichen, bietet die im Schlosspark verwendete Farbe dagegen einen Schutz für Jahre. „In dieser Zeit vergraut der Weißanstrich und reißt zudem sukzessiv netzartig auf, ohne sich von der Rinde abzulösen“, erklärt Thomas Riedel. Damit sei erstmals die Möglichkeit einer Rindenanpassung an die veränderten Strahlungsverhältnisse gegeben.

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Sturmschaden vom 12. Juli 2023: Sechs Bäume fielen im Schloss Pillnitz dem Umwetter zum Opfer, an 60 Bäumen gingen Äste zu Bruch. Foto: Schlösserland Sachsen


Sturm richtete großen Schaden an

Nicht nur mit Hitze, sondern auch mit Sturm und Hagel hatten die Pillnitzer Bäume und Pflanzen in jüngster Zeit zu kämpfen. So richtete ein Unwetter am 12. Juli erhebliche Schäden an. Sechs Bäume waren umgestürzt und an rund 60 alten Bäumen gab es massive Astabbrüche, vor allem im Lustgarten, im Englischen und im Chinesischen Garten. „An diesen Bäumen sind Langzeitschäden zu erwarten.“ 20 große Kübelpflanzen wurden umgerissen, überstanden das Unwetter jedoch ohne Schaden.

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