Gerade für Betroffene mit Aufmerksamkeits-Defiziten ist die moderne Medienwelt durchaus problematisch.
Dieser Text wurde ironischerweise von einem Kind mit ADS geschrieben. ADS ist die Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und ist eine im Kindesalter beginnende psychische Störung. In der Regel verbunden mit schlechter Konzentrationsfähigkeit, leichter Ablenkbarkeit, wenig Ausdauer, übermäßiger Vergesslichkeit und geringem Durchhaltevermögen.
Das kommt wahrscheinlich einigen Schülern bekannt vor und so dürfen sich betroffene Personen von ADS sehr oft Sätze wie „Wenn du ADS hast, dann habe ich das auch“ oder „Achso, das hat ja jetzt auch jedes zweite Kind“ anhören. Das stimmt faktisch nicht, aber dennoch stellen sich einige die Frage, aus welchen Gründen so viele denken, sie wären von dieser Art von Beeinträchtigung betroffen.
Laut einer im Jahr 2011 veröffentlichten Befragung im Auftrag der Vodafone Stiftung über das Schülerbild gaben von 536 Lehrern 75% an, Schüler hätten Konzentrationsprobleme. Im Jahre 2000 betrug die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne drei Minuten, also 180 Sekunden Konzentration. Danach schweifen die Gedanken ab und/oder machen eine kurze Pause, um dann wieder neu einsteigen zu können. In den letzten 20 Jahren ging diese Aufmerksamkeitsspanne auf 47 Sekunden zurück. Das sind 133 Sekunden weniger. Als Ursachen dafür wurde die intensive Nutzung von digitalen Geräten festgestellt. Ausschlaggebend dafür könnte unter anderem die App Tiktok sein. Das Tiktok-Schema beruht darauf, nacheinander in Dauerschleife kleine Videoclips abzuspielen. Innerhalb der ersten ein bis zwei Sekunden entscheidet der Nutzer, ob er das Video sehen möchte, oder weiterscrollt. Die Aufmerksamkeit wird dadurch reduziert und dieses Phänomen überträgt sich auf den Alltag.
Bei so vielen Reizen, Quellen und Wissen fühlt man sich schnell überfordert und vergisst seinen ursprünglichen Ausgangspunkt. Überforderung führt zu Stress und dieser erschwert das Fokussieren – so lassen sich auch die verkürzten Aufmerksamkeitsspannen erklären. Diesen Stress muss man sich aber erstmal eingestehen. Wir können unsere Gedankengänge nicht perfekt nachvollziehen und schieben Stress, Ablenkung und Unaufmerksamkeit auf andere mögliche Auslöser wie Schule, Familie oder ganz schlicht die Pubertät und Hormone. Die innere Unruhe hat aber sehr viel mit der ständigen Konfrontation von beispielsweise neuen Posts, Schnappschüssen und Twitterbeiträgen zu tun. Lösungen gegen hohe Bildschirmzeit gibt es einige.
Beginnen sollte man aber immer mit ehrlichem Reflektieren vom eigenen Nutzungsverhalten. Dieses kann man ganz einfach mit einer App „protokollieren“ lassen und sich dann auch meist mit derselben App Nutzungs- und Zeitsperren einstellen. Wenn das Handy nicht zwingend fürs Lernen und Recherchieren benötigt wird, empfiehlt es sich dieses in ein anderes Zimmer zu legen. Es ist ratsam sich bei Aufmerksamkeitsstörungen nicht selbst zu diagnostizieren. Man sollte auf professionelle Hilfe setzen und auf den Konsum digitaler Geräte achten. Auch bildschirmfreie Zeiten sind wichtig.
LOTTE F.
Im gemeinsamen Zeitungsprojekt von DAWO! und der Christlichen Schule Dresden gibt es ganz besondere Einblicke.
Die gesamte Ausgabe können Sie entweder in der gedruckten Zeitung oder in unserer E-Paper-Ausgabe (abrufbar ab Samstag, dem 26. Novmber) lesen. Alle Artikel können Sie im Laufe der nächsten Tage auch unter dawo-dresden.de/schueler-in-der-dawo nachlesen.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar