Seit Trainer Uwe Neuhaus kürzlich öffentlich der Kragen geplatzt ist, weil die Betreiberin (PG) des Dynamo-Stadions seiner Elf den Zutritt zum Training verweigert hatte, kocht das Thema hoch: Wieso gehört die Heimspielstätte des Spitzenreiters der Dritten Liga, der Woche für Woche über 27 000 Gäste anzieht, eigentlich nicht dem Verein oder besser noch der Stadt? Stattdessen fließen jährlich 3,8 Millionen aus dem Stadtsäckel an die PG. Stadtrat Thomas
Blümel fordert jetzt den Rückkauf.
Denn seit der Vertragsgestaltung 2007 für den Neubau des einstigen
Rudolf-Harbig-Stadions haben sich die politischen Fronten an der Rathausspitze verschoben. „Wir haben in die laufenden Kooperationsgespräche die Rekommunalisierung des Dynamo-Stadions eingebracht“, sagt der 50-jährige SPD-Mann. „Sowohl Linke als auch Grüne und CDU haben signalisiert, sich dem nicht zu verweigern.“Dass sowohl Verein als auch Stadt mit der aktuellen Lösung unzufrieden sind, ist schon länger klar, auch dass an Rückkaufkonzepten gearbeitet wird. Erstmals steht aber eine Mehrheit im Rat fest dahinter und ein konkretes Konzept soll erarbeitet werden. Darüber gab es bereits Diskussionen. Eine einstellige Millionensumme sei dafür nötig. Außerdem könnte Dresden als Eigentümerin eine halbe Million jährlich im Unterhalt sparen. Die Hoffnung der Rückkauf-Befürworter: Die Stadt kann das Stadion wesentlich schlanker und transparenter betreiben als die aktuelle Gesellschaft.„Hausmeisterdienste könnte das Sportamt übernehmen, den Strom können wir direkt von der Drewag und nicht über teure Umwege einkaufen. Das Geld bliebe auf jeden Fall in der Stadt“, sagt Blümel. Aufgrund bestehender Vertragslaufzeiten hofft der sport- und finanzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion auf eine Umsetzung bis 2019.
Amtskollege Peter Krüger von der CDU, der im Sportausschuss sitzt, meint: „Die Idee ist nicht verkehrt. Es ist aber ein ganz dickes Brett, was wir zu bohren haben.“ Mittelfristig könnte der Stadion-Rückkauf das neue Großprojekt der Stadt werden. Linke-Stadtrat Tilo Kießling geht noch weiter: „Der Vorschlag sollte sehr ernsthaft geprüft werden. Vermutlich wird es für den Verein und die Stadt weniger kosten, wenn die private Projektgesellschaft wegfällt.“
Erste Zweifel äußerte nun FDP-Stadtrat Jens Genschmar, der das Dresdner Fußballmuseum betreibt. „Ich glaube nicht, dass eine städtische Immobilie billiger geführt werden kann als eine private.“ In diese Kerbe haut ausgerechnet Wolfgang Deppe. „Aus grüner Sicht hat die Stadt derzeit wichtigere Herausforderungen zu bewältigen.“ Die Folgewirkungen eines Rückkaufs seien im Moment nicht zu kalkulieren.
Dynamo-Geschäftsführer Robert Schäfer geht davon aus, „dass eine Rekommunalisierung Vorteile für uns hätte. Wenn sich solche Pläne konkretisieren, unterstützen wir das natürlich.“ Unterstützen könnte die Mannschaft das freilich mit dem, was sie am besten kann: Fußball. Denn je höher Dynamo steigt, umso geringere Zuschüsse muss die Stadt zahlen. Dafür müssten die Jungs aber Platz zum Trainieren haben. Womit sich die Katze in den Schwanz beißt. (Una Giesecke)
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