Radebeul. Eben noch stand er auf der Bühne. Wild gestikulierend, seine Sprache erinnert an Hitler. Und genauso ist das Stück „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ auch angelegt. Michael Berndt-Cananá spielt den Kleingangster, der es schafft, in einem Geflecht von Korruption in Politik und Wirtschaft an die Macht zu kommen.
Jetzt sitzt der Hauptdarsteller gemeinsam mit Sandra Maria Huimann in der Kantine. Schaltet ab von der Rolle. Und erzählt, wie nah an der heutigen Realität das von Brecht 1941 geschriebene und 1958 uraufgeführte Stück immer noch ist. „Alle wissen, dass es so nicht weiter laufen kann, aber niemand ändert etwas“, sagt Berndt-Cananá. Das Stück zeigt deutlich die Parallelen zum Regime der Nationalsozialisten, in dem es zwar auch Oppositionelle gab, die aber nicht gemeinsam gegen Hitler und seine Schergen agierten. So wurde ein aufhaltsamer Aufstieg möglich.
„Die AfD darf nicht zum Normativ in der deutschen Demokratie werden“
Huimann ist in der Inszenierung, bei der Peter Kube Regie führt, in einer Doppelrolle zu sehen. Zum einen als Frau des Industriellen Dullfeet, die im Hintergrund die Fäden zieht, um Arturo Ui an die Macht zu verhelfen. Ihr Spiel wird ihr zum Verhängnis. In einer anderen Rolle ist Huimann als Journalistin Ted Ragg zu sehen, die aus der Not heraus alles tut, um an gute Storys zu kommen. „Es ist ein schmaler Grat zum Verbrechen. Lügen verbreiten sich, ungeprüft und unwidersprochen. Und eigentlich haben wir gedacht, aus der Geschichte heraus würde so etwas nicht mehr passieren.“ Doch es passiert. Und der kleine Arturo Ui wird vom Kleinkriminellen zum exzentrischen Machthaber über Leben und Tod.
„Um uns herum spielt das Theater“,sagt Berndt-Cananá und sieht aus dem Fenster. Die Erfolge der Alternative für Deutschland in Sachsen und bei der Bundestagswahlgeben dem Stück eine brandaktuelle Nähe hinein in unsere Zeit. Huimann, geboren in Wien, hofft, dass die AfD nicht wie die Freiheitliche Partei in Österreich zumNormativ in der deutschen Parteienlandschaft wird. „Aber es ist nicht ausgeschlossen.“
Und so hat das Stück eine flammende Botschaft, auch ohne erhobenen Zeigefinger.„Pass auf, dass es nicht wieder passiert! Wir müssen Mechanismen erkennen und sie uns bewusstmachen“, greift Huimann die Kernaussage des Stücks auf. Denn genau das will Brecht in seiner Geschichte vermitteln. „Es bleiben am Ende keine offenen Fragen“,ist sich Berndt-Cananá sicher. „Aber es ist auch noch lange nicht vorbei.“
Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
Zum Stück: Rezession, Inflation und Reformstau lähmen das Land. Nullwachstum ist angesagt. Großunternehmen stehen vor dem Aus. Um den Regierungschef entwickelt sich ein Korruptionsskandal. Er steht vor dem Aus. Da tritt Arturo Ui auf den Plan. Der hat das Staatsoberhaupt bald in der Hand. Und dies fordert seinen Tribut. Der Aufstieg von Arturo Ui geht weiter.
Zum Autor: 1941, im finnischen Exil, schrieb Bertolt Brecht diesen Politthriller darüber, wie Korruption und kriminelle Verquickungen von Wirtschaft, Politik und Medien Menschen an die Macht spülen, die die Welt in Angst und Schrecken versetzen.
Aufführungstermine auf der Hauptbühne Radebeul: Sa., 25.November, So., 26.November, jeweils um 19 Uhr, Sa., 30.Dezember, Fr., 5. Januar, Sa., 13.Januarund Sa., 3. März 2018,jeweils 19.30 UhrsowieFreitag,26. Januar um 20 Uhr
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Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui hat am nächsten Sonnabend,25. November, um 19 Uhr Premiere auf der Hauptbühne der Landesbühnen Sachsen, Meißner Straße 152 in Radebeul. Karten sind an der Theaterkasse, telefonisch unter 0351 8954214 oder online unter www.landesbuehnensachsen.de erhältlich.
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