Zwischen den Deutschen Werkstätten Hellerau (DWH) und dem Festspielhaus lebt und wächst ein „grüner Zipfel“ Dresdens. Er ist geprägt von sozialreformerischen Ideen, die eng verbunden sind mit den Namen Karl Schmidt und Wolf Dohrn. Durch die Zeiten mit unterschiedlicher gesellschaftlicher Prägung hindurch galt und prägt den idyllischen Stadtteil bis heute eine welterbeträchtige Einheit von Arbeit, Wohnen, Erholung und Kunst. Denn Architekten wie Hermann Muthesius, Heinrich Tessenow oder Wilhelm Kreis und Riemerschmid wagten vor den Toren Dresdens städtebaulich Neues.
Utopien wurden geboren und zogen Künstler, Kunsthandwerker, Schriftsteller und Verleger in ihren Bann. Die Geschichte Helleraus ist eng verbunden mit dem Wirken von Tanzpädagogen wie Emile Jaques-Dalcroze und Mary Wigman, dem Werkstättenchef Karl Schmidt oder den Besuchen bekannter Persönlichkeiten wie Stefan Zweig, Franz Kafka, Henry van de Velde, Oskar Kokoschka, Emil Nolde und Alma Werfel-Mahler.
Rundgangsleiter Johannes Klötzer ist nicht der einzige Hellerau-Propagandist, doch er hat hier lange Zeit selbst gearbeitet und gewohnt,kennt die Gegend noch aus Jahrzehnten, bevor die Landeshauptstadt Hellerau „aus Steuergründen“ 1999 schluckte. 90 Jahre zuvor war hier die erste deutsche Gartenstadt nach englischem Vorbild entstanden. „Alle anderen, die sich ebenso nennen, sind Werkssiedlungen“, nimmt der ehemalige Pädagoge möglichem Widerspruch den Wind aus den Segeln.
In Form einer Schraubzwinge erbaut, produzierten die DWH „Maschinenmöbel“ in Serie. Seit der Reprivatisierung 1992 haben sich im Ensemble Technologen, Wissenschaftler, Architekten und Künstler angesiedelt, lädt im umgebauten Lager- und Auslieferungshaus das Restaurant „Schmidts“ Gourmands zum Tafeln. Die Skulptur „genius loci“, viereinhalb Tonnen Stahl und Aluminium, bildet eine Brücke zwischen den Bauten. Auf das Konto der DWH gehen rund 360 Holzhäuser in Dresden, darunter 41 in Prohlis und 45 in Leubnitz-Neuostra.
l D Una Giesecke
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