In Gorbitz ist die DDR zurück

Martin Maleschka inmitten der Exponate // Foto: Jens Kirchschläger

In einer Wohnung in Gorbitz macht die EWG eine ganz besondere Ausstellung möglich.

Der Titel macht schonmal neugierig: „Wohnmaschine 2.0“. Was sich dahinter verbirgt, ist eine außergewöhnliche Ausstellung. In einer typischen WBS 70-Ein-Raum-Wohnung der Eisenbahner Wohnungsgenossenschaft Dresden (EWG) im Stadtteil Gorbitz nämlich. Hier ist seit dem 31. Oktober auf genau 36 Quadratmetern Wohnfläche die Ausstellung von Martin Maleschkas zu erleben. Der Cottbuser Künstler ordnet dabei Alltagsgegenstände aus der DDR-Zeit als Installation an und ermöglicht so neue Sichtweisen.

Die Ausstellungsstücke wecken gerade bei Gorbitzern vertraute Erinnerungen, denn viele leben bereits seit Jahrzehnten in diesem Dresdner Stadtteil, der von DDR-Plattenbauten geprägt ist. Ob eine Seifendose oder eine Thermoskanne, ein Korb für Wäscheklammern oder der unverwüstliche Mixer RG 28 – alle Gegenstände wurden in der DDR designt und gehörten zum Alltag vieler Menschen.

Warum Orange hier eine ganz besondere Rolle spielt

Ein Detail dieser spannenden Schau ist dabei ganz besonders ungewöhnlich: Allen Ausstellungsstücken gemeinsam ist die Farbe Orange in den unterschiedlichsten Nuancen. „Orange war die dominierende Farbe der 1970er Jahre“, erklärt Martin Maleschka. „Auch die ersten Plattenbauten vom Typ WBS 70 entstanden in dieser Zeit. Mit der Farbe Orange möchte ich die Verbindung zu dem ungewöhnlichen Ausstellungsraum in einer Plattenbauwohnung betonen.“

Aus Eisenhüttenstadt nach Gorbitz

In seiner Installation ordnet der Künstler die Gegenstände unabhängig von ihrer Funktion an und gestaltet ein geometrisches Muster, das einen spannenden Draufblick bietet. „Durch die unterschiedlichen Formen, Höhen und Maße ergibt sich eine Silhouette, die – stellt man sich den Blick aus einem Flugzeug vor – an eine Stadt aus der Vogelperspektive erinnert.“ Die Ausstellungsstücke sind dabei Leihgaben aus den Depots des Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt.

Einen wirklich authentischen Ort für diese besondere Ausstellung zu finden, war dabei gar nicht mehr so leicht. Denn die EWG hat in den vergangenen Jahrzehnten kräftig in die Sanierung und den Umbau der „Platten“ in Gorbitz investiert. Der Block in der Hainbuchenstraße – die Ausstellung befindet sich in der Hausnummer 10 – ist eines der letzten unsanierten Gebäude der Genossenschaft und soll ebenfalls in den nächsten Jahren komplett modernisiert werden.

„Wir freuen uns deshalb sehr, dass wir der Ausstellung mit einem unserer letzten ,ostalgischen‘ Wohngebäude den passenden Rahmen bieten können“, erklärt Genossenschafts-Vorstand Antje Neelmeijer. „Die 80er Jahre mit den typischen Plattenbauten haben den Stadtteil und auch unsere Genossenschaft entscheidend geprägt“, sagt sie. 50 Prozent aller Gorbitzer leben in Genossenschaftswohnungen und zahlreiche Ausstellungsstücke stammen aus der Zeit, in der viele Mieter hierhergezogen sind. „Nicht zuletzt begrüßen wir die Idee einer Ausstellung in unmittelbarer Nachbarschaft unserer Mitglieder und wollen die Dresdner Kunst- und Kulturszene dabei sehr gern unterstützen“, macht Antje Neelmeijer deutlich.

Schon vorm Ausstellungsstart Verlängerung geplant

Die Installation „Wohnmaschine 2.0“ ist Teil der Ausstellung „WBS70 – fünfzig Jahre danach. Kunst.off Plattenbau“ der Galerie Kunsthaus Raskolnikow. Seit dieser Woche lädt Kurator Tomasz Lewandovski immer mittwochs zwischen 16 und 18 Uhr zu geführten, kurzen Besichtigungen ein. Die Ausstellung befindet sich auf der Hainbuchenstraße 10 und sollte ursprünglich bis Mitte Dezember laufen. Aktuell ist bereits eine Verlängerung bis 2021 in Planung. Der Eintritt ist frei.

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„Wohnmaschine 2.0“: Ausstellung in einer Plattenbau-Musterwohnung
in der Hainbuchenstraße 10 in Dresden-Gorbitz
Öffnungszeiten: jeden Mittwoch 16 bis 18 Uhr (unter Vorbehalt, bitte kontaktieren Sie vorher den Veranstalter)
Tel.: 0351 8045708

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