In der Gewehrgalerie im Langen Gang des Dresdner Residenzschlosses werden prachtvolle Feuerwaffen präsentiert.
Der „architektonisch bemerkenswerteste Raum“ im Dresdner Residenzschloss kann seit kurzem besichtigt werden: Auf einer Fläche von 100 mal fünf Metern werden im Langen Gang knapp 500 prachtvolle Handfeuerwaffen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert präsentiert. „Die Gewehrgalerie versucht, den Waffen ihren Schrecken zu nehmen und sie als technische Meisterwerke und künstlerische Schönheiten zu zeigen“, sagt Dirk Syndram, Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer. Zudem handelt es sich bei den Gewehren und Pistolen nicht um Kriegsgerät, sondern um Waffen für die Jagd und fürs höfische Scheibenschießen – wofür viele von ihnen auch tatsächlich benutzt wurden.
Als eigenständiges Museum wurde die Gewehrgalerie 1733 von August III., dem Sohn August des Starken, eröffnet. „Anfangs wurden 900 bis 1.000, später rund 1.800 Feuerwaffen dicht an dicht ausgestellt“, so Syndram weiter. „Sie waren nach Typ und geografischer Herkunft geordnet und zeugten von der Bedeutung des Kurfürsten und Königs ebenso wie von seinem Kunstsinn.“ Schon damals handelte es sich um eine der wichtigsten fürstlichen Feuerwaffensammlungen Europas und um einen Spiegel europäischer Kunstgeschichte.
Der bereits Ende des 16. Jahrhundert erbaute und vom Hofmaler Heinrich Göding ausgestaltete Lange Gang wurde beim Bombenangriff im Februar 1945 stark zerstört; die Waffen waren jedoch rechtzeitig ausgelagert worden. Von 2015 bis 2020 wurde der Raum in seiner historischen Fassung wiederhergestellt. In Einbauvitrinen, die den ursprünglichen Holzschränken nachempfunden sind, werden auf der einen Gangseite Exponate aus dem deutschsprachigen Raum, gegenüber Meisterstücke vor allem aus französischen, italienischen und britischen Werkstätten inszeniert.
Drei Vitrinen sind allein der Dresdner Büchsenmacherkunst gewidmet; prachtvoll und detailreich verziert ist ebenso die Luxuswaffengarnitur aus der bis heute für ihre Waffentradition bekannten thüringischen Stadt Suhl. Zu den „Hinguckern“ gehören unter anderem auch italienische Waffen mit filigranen, an Spitze erinnernden Eisenbeschlägen, das weltweit früheste Pistolenpaar aus Schottland und die extrem langen Karrenbüchsen aus Ceylon. Im letzten Abschnitt des Langen Gangs nähert sich die heutige Inszenierung in ihrer Dichtheit der historischen an, ergänzt durch Ahnenporträts, Turnierbilder und Geweihe.
BIRGIT HILBIG
Weitere Infos: Zugang über den Renaissanceflügle der Rüstkammer, geöffnet täglich außer dienstags 10 bis 17 Uhr, www.skd.museum
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