Dresden. Der Festsaal im Landhaus ist gefüllt. Rund hundert Sozialarbeiter sind gekommen, um zu hören, wie es in der Dresdner Kinder- und Jugendhilfe weitergehen soll. Sozialraumorientiert heißt das neue Zauberwort, gespannt warten alle zu erfahren, was das für ihre Praxis bedeutet.
Die öffentliche Präsentation der Wissenschaftler von der Evangelischen Hochschule aber war genauso sperrig, theoretisch und abstrakt wie der Titel: KONZEPTERSTELLUNG ZUR STÄRKUNG, PROFILIERUNG UND WEITERENTWICKLUNG SOZIALRAUMORIENTIERTER PRÄVENTIVER ANGEBOTSFORMEN DER KINDER- UND JUGENDHILFE IN DER LANDESHAUPTSTADT DRESDEN. Nach anderthalb Stunden verließen die ersten den Saal.
Potenter Papiertiger
Dabei birgt der Papiertiger bundesweit beachtetes Potenzial. Noch gibt es nur wenige gute Beispiele in Deutschland, wo Sozialraumorientierung umgesetzt wird. Das Rahmenkonzept für Dresden will mehr, nämlich nicht nur punktuell wie in der Modellphase, sondern für alle Stadtteile langfristig bessere Voraussetzungen und Planungen ermöglichen.
Neu ist die Verschiebung der Sichtweise von der Einzelfallbetreuung hin zum „Fall im Feld“. Umgebungsfaktoren werden in den Blick genommen, es geht um vorbeugende Gemeinwesenarbeit sowie gesetzes- und ressortübergreifende Kooperationen von Koordinatoren und Akteuren vor Ort.
Zunächst hatten die Forscher Pieschen, Leuben sowie Mockritz, Coschütz und Plauen untersucht, um aus der Analyse Empfehlungen für weitere Viertel zu entwickeln. Vorstellbar wären mit extra Budgets ausgestattete Stadtraumteams in offenen, niedrigschwelligen Anlaufstellen wie Familien- oder Stadtteilzentren. Dort anzutreffende Koordinatoren und Sozialpädagogen könnten auf konkrete Anfragen schnell und direkt reagieren oder in Krisensituationen vermitteln. Sie sollten dabei vorhandene Ressourcen aktivieren und unbürokratisch, ja unkonventionell helfen.
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