Mehr für den Klimaschutz tun und gleichzeitig besser leben? Wie das geht, soll in dem Projekt „Nachhaltige Johannstadt“ ausprobiert werden. Es zielt darauf ab, den verdichteten, innerstädtischen Stadtteil bis zum Jahr 2025 besonders klimafreundlich, nachhaltig und lebenswert zu gestalten. Dafür soll eine innovative Strategie erarbeitet und umgesetzt werden. Die Projektpartner wollen das nicht allein tun, sondern die knapp 25.000 Johannstädter intensiv beteiligen. Eine der Herausforderungen besteht darin, vor allem auch die Bevölkerungsgruppen zu gewinnen, die ihr Handeln nicht oder wenig auf den Klimaschutz ausrichten.
Die Macher wollen die drei Handlungsfelder „beackern“, die laut Umweltbundesamt für 90 Prozent der Treibhausgasemissionen des Konsums verantwortlich sind: Wohnen, Mobilität sowie Konsum/Ernährung. Im Handlungsfeld Wohnen werden Verbraucher*innen zur Reduktion ihres konventionellen Strom- und Wärmeverbrauchs bzw. zur Umstellung auf Öko-Strom beraten. Im Handlungsfeld Mobilität werden die Johannstädter motiviert, Wege zu vermeiden, zu verkürzen oder diese auf möglichst klimafreundliche Art und Weise zurückzulegen. Im Handlungsfeld Konsum/Ernährung geht es um ökologische, biologische und regionale Produkte sowie das Vermeiden von Lebensmittelabfällen. Insgesamt könnten die Johannstädter bis zu 18.000 Tonnen Treibhausgase pro Jahr sparen. Damit könnten die Johannstädter zeigen wie´s geht: die Landeshauptstadt Dresden hat das Ziel, jährlich mindestens 2 Prozent der Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Offener Strategieprozess ab Januar 2019
Das Projekt besteht aus zwei Phasen. Bis Ende September 2019 steht ein ergebnisoffener Beteiligungsprozess auf der Agenda. Nach einer Auftaktveranstaltung im Januar 2019 sollen Johannstädter Institutionen und Bewohner*innen Ziele und Maßnahmen entwickeln und zu einem gemeinsamen Aktionsplan zusammenführen. Ein wichtiges Anliegen ist dabei, auch wenig interessierte Bewohnergruppen für eine aktive Mitarbeit zu gewinnen. Die Frage ist, wie aus der Sicht der Beteiligten Klimaschutz und Alltag zusammenpassen. Gibt es Klimaschutzaktivitäten, die gleichzeitig das selbständige und gesunde Leben im Alter fördern, die Integration im neuen Heimatland erleichtern oder sparen helfen? Um in der interkulturellen Johannstadt möglichst viele Menschen zu erreichen, ist ein mehrsprachiger Online-Auftritt geplant.
Modellhafte Umsetzung ab Oktober 2019
Die anschließende zweite Projektphase läuft über drei Jahre bis 2022. Ab Oktober 2019 sollen verschiedene Teile des Aktionsplans modellhaft umgesetzt werden. Parallel wird es eine große Zahl von Workshops geben. Dabei werden Johannstädter Bürger als Klima-Coaches ausgebildet und so in die Lage versetzt, Menschen in ihrem Umfeld für ein klimafreundliches Alltagshandeln zu sensibilisieren. Außerdem sollen Klima-Nachbarschaften oder -Teams entstehen, die sich hinsichtlich ihrer Treibhausgasminderung miteinander vergleichen. Eine Koordinationsstelle im Stadtteilverein soll den Prozess begleiten und langfristig verstetigen.
Das Projekt „Nachhaltige Johannstadt“ will erforschen, wie Engagement für Klimaschutz aus der Nische in die breite, heterogen zusammengesetzte Einwohnerschaft getragen werden kann. Die Bewohner können sogar direkt profitieren, zum Beispiel durch Senkung von Energiekosten. Indirekt kommen die Ergebnisse der gesamten Bevölkerung im Stadtteil zugute, zum Beispiel durch eine bessere Beteiligungskultur. Da die Maßnahmen partizipativ entwickelt werden, können konkrete Aussagen erst zum Abschluss von Phase eins getroffen werden.
Starke Partner für die Johannstadt
Die Verbundpartner Stadtteilverein Johannstadt e.V., Verbraucherzentrale Sachsen e.V., Dresdner Verkehrsbetriebe AG und NAHhaft e.V. werden u. a. von den ideellen Partnern Landeshauptstadt Dresden, Wohnungsgenossenschaft Johannstadt (WGJ) eG, teilAuto Dresden Mobility Center GmbH, UFER-Projekte Dresden e.V. und VG-Verbrauchergemeinschaft für umweltgerecht erzeugte Produkte e.V. unterstützt.
Das Projekt „Nachhaltige Johannstadt“ kostet etwa 700.000 Euro, davon werden etwa 600.000 Euro von der Bundesregierung gefördert. Der Bund hofft auf Erkenntnisse, die auch auf andere Städte und Stadtteile übertragbar sind. Die Ergebnisse sollen auch in die Klimaschutzstrategie der Landeshauptstadt Dresden einfließen.
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