Von Perchen, Rûch und Regeln: Rauhnächte im Stallhof

Rauhnächte Stallhof
Geister und Krampusse ziehen in den Rauhnächten durch den Stallhof Foto: Bibow Communications

Nach dem Weihnachtsfest öffnet der Stallhof im Dresdner Schloss erneut seine Tore, diesmal für die „Rauhnächte“.

Bewährtes bleibt, Neues kommt dazu. Die aufwändigen Fassadenprojektionen, die Laterna Magica mit dem Märchenprogramm, der Badezuber und das mittelalterliche Musik- und Gaukeleiprogramm auf der Bühne wird es auch bei den Rauhnächten im Stallhof geben. Die finden vom 27. bis 30. Dezember und vom 2. bis 6. Januar statt.

In den magischen Nächten, die der Volksmund auch die „Zeit zwischen den Jahren“ nennt, ändert sich aber etwas. Geister und Krampusse ziehen mehrmals am Tag durch den Stallhof. Bands und Gaukler wechseln sich nahezu täglich ab und Wahrsagerinnen übernehmen einige der Hütten. Gleich drei Damen dieser Zunft bieten ihre Dienste an. „In Zeiten wie diesen sollte man vielleicht sicher gehen und sich eine zweite Meinung einholen“, erklärt Marktmeister Tom Zierfuß schmunzelnd.


Woher kommen die Rauhnächte?

Der genaue Ursprung der Rauhnächte lässt sich nur schwer ermitteln. Vermutlich geht er auf den germanischen Mondkalender zurück. Der zählte zwölf Mondmonate und 354 Tage. Zum heutigen Sonnenkalender mit seinen 365 Tagen fehlten also elf Tage beziehungsweise zwölf Nächte. Diese Nächte vom 25. Dezember bis 6. Januar werden bis heute als Rauhnächte bezeichnet, mancherorts auch als Zwölf-, Los-, Unter-, Weihe-, oder Zwischennächte oder „tote Tage außerhalb der Zeit“.
Unklar ist auch, ob das Wort „rauh“ auf das mittelhochdeutsche „rûch“ für haarig oder pelzig zurückgeht. Noch heute wird ja in der Kürschnerei von Rauhware für Pelze gesprochen. Früher wurden mit „rûch“ zum einen Dämonen in Verbindung gebracht, die in jenen unheimlichen zwölf Nächten ihr Unwesen trieben. Um sie zu vertreiben, wurden die Behausungen mit Kräutern „ausgeräuchert“ – auch daher könnten die zwölf Nächte ihre Bezeichnung haben.
Auf jeden Fall waren diese Nächte mystisch, unheimlich und dunkel. Der Glaube an Geister war noch einmal stärker als sonst und sie zu vertreiben war die Aufgabe der „Perchten“. Das waren (vor allem im alpenländischen Raum) in Pelze gehüllte maskierte Gestalten. Noch heute gibt es in einigen Gegenden die Perchtenläufe. Die Perchten sollten auch darüber wachen, dass die Menschen in jenen zwölf Nächten nicht arbeiten und zur Ruhe kommen.


Strenge Regeln in den Rauhnächten

Manche Rauhnächte waren so gefährlich, dass es strenge Regeln gab: Kein Kartenspiel, keine Wäsche waschen und aufhängen, keine Unordnung im Haus dulden. Die Einhaltung der Regeln war auch Sache der Perchten.
Übrigens fällt die Mitte der Rauhnächte auf den 31. Dezember und es ist durchaus denkbar, dass die heutigen Feuerwerke zum Jahreswechsel auf das lautstarke Vertreiben der bösen Wintergeister zurückgehen. Und da die Rauhnächte früher auch zum Befragen von Orakeln genutzt wurden, könnte auch das heute noch weit verbreitete Bleigießen damit in Zusammenhang stehen.

Rauhnächte im Stallhof: 27. bis 30. Dezember 11 bis 21.30 Uhr, 2. bis 6. Januar 11 bis 20 Uhr

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