Sie steht unangefochten an der Spitze: Die Frauenkirche ist Dresdens Besuchermagnet Nummer eins. Keine andere Kirche, kein anderes Museum und kein anderes Theater zählt mehr Gäste als das Gotteshaus auf dem Neumarkt. 2017 waren es über zwei Millionen. Mit weniger als der Hälfte landet der Zoo auf Platz zwei. Die Sächsische Dampfschifffahrt verkaufte voriges Jahr immerhin 509.000 Tickets und schafft es damit ebenfalls noch aufs Siegertreppchen.
Nein, zum Erholen kommen Urlauber nicht nach Dresden. Zwei Tage bleiben sie im Schnitt, um alte und noch ältere Gemälde zu bewundern, sich die Frauenkirche anzuschauen, auf einen Raddampfer zu steigen und den Abend vielleicht noch in der Semperoper zu verbringen. Wer da nicht pflastermüde wird, ist selber schuld. Jetzt hat es Dresden mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten auf Platz fünf der beliebtesten deutschen Reiseziele geschafft. Das Reiseportal „Tripadvisor“ hat Hotelbuchungen und Urlauber-Meinungen ausgewertet. Das Ergebnis: Nur Berlin, München, Hamburg und Köln sind beliebter.
Tourismuschef Kai Schulz hofft, dass sich das Ranking in den Besucherzahlen niederschlägt. Besonders um ausländische Gäste hat sich Dresden in den letzten Tagen stark bemüht. Von Sonntag bis Dienstag waren 330 Manager aus aller Welt zu Gast, die in ihren Ländern Deutschland-Trips verkaufen. Begleitet wurden sie von über
140 Reisejournalisten, die jetzt über ihren Besuch berichten werden. Die Stadt als Gastgeber hatte den Vorteil, die Reiseeinkäufer herumführen zu können, anstatt nur mit Prospekten für sich zu werben. So sind die Touristiker am Montagabend mit fünf Schiffen nach Pillnitz gefahren und mit einem Konzert empfangen worden. Am Dienstag stand ein Stadtbummel für die Journalisten auf dem Programm.
Tatsächlich hat Dresden noch Luft nach oben. So waren die Hotelbetten letztes Jahr im Schnitt nur zu 54 Prozent ausgelastet. Außerdem haben das Albertinum, das Residenzschloss und der Dresdner Zwinger schon einmal deutlich mehr Besucher gesehen als in den letzten Jahren. Zuletzt waren es zusammen etwa 1,8 Millionen Menschen, die sich die Staatlichen Kunstsammlungen anschauten.
Potenzial bei Gästen aus dem Ausland
Potenzial hat Dresden vor allem bei ausländischen Touristen. Ihr Anteil beträgt derzeit nur etwa 20 Prozent. Das sind vor allem Amerikaner, Schweizer und Österreicher. Außerdem haben die Chinesen die Stadt für sich entdeckt. Dagegen setzen nur wenige Australier, Kanadier oder Südamerikaner einen Fuß auf Dresdner Boden.
Nationen und Regionen, die beim Germany Travel Mart (GTM) – so der Name der Börse – vertreten waren. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass der GTM der Dresdner Tourismusbranche hilft? Zumindest hat keiner der letzten Gastgeber im Anschluss Touristen eingebüßt. Im Gegenteil: In Stuttgart zum Beispiel stieg die Zahl der Hotelbuchungen innerhalb von zwei Jahren um 300.000 Übernachtungen, in Bremen um etwa 100.000. Auch die Region Erfurt-Weimar sowie Sachsen-Anhalts Hauptstadt Magdeburg haben nach der Tourismusbörse Gäste gewonnen.
Wie viele davon auf die Kappe der dreitägigen Veranstaltung gehen, ist unklar. Zwei Jahre nach dem letzten Travel Mart in Dresden, das war 1998, habe die Stadt einen unheimlichen Schub gespürt, findet Hans-Jürgen Goller, Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft des Freistaats. Die Stadt habe sogar bis zur Eröffnung der Frauenkirche im Jahr 2006 davon profitiert, heißt es auch von der Dresdner Hotelallianz. Zumindest eine harte Zahl gibt es von der letzten Tourismusbörse in Nürnberg. Dort konnten im Anschluss um die 30 Millionen Presseberichte gesichtet werden, so die Deutsche Zentrale für Tourismus, die den GTM veranstaltet.
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