Das 60. Jubiläum der Herkuleskeule muss vorerst verschoben werden. Doch Corona zum Trotz wird geprobt und neu geschrieben – auch eine hörbare Überraschung gibt es.
Auf zwei Dinge kann man sich derzeit verlassen: Auf die Humorlosigkeit der Politik und dass Kabarettisten ihren Humor trotz allem nicht verloren haben. Und so warten natürlich auch die Akteure von Dresdens Polit-Kabarett Herkuleskeule nicht nur sehnsüchtig darauf, dass die Politik auch ihnen endlich wieder erlaubt, zu spielen – aber sie warten dennoch nicht einfach nur ab. Sondern sie schreiben neue Stücke und proben, damit im Kabarettkeller im Kulturpalast endlich wieder das (Bühnen)Licht angehen kann; es sozusagen ist das Hoffen auf das berühmt-berüchtigte Licht am Ende des Tunnels.
Apropos Licht. Eines der neuen Stücke trägt den Titel „Im Kühlschrank brennt noch Licht“ – und sollte ja eigentlich schon im Januar Premiere feiern. Sollte und eigentlich; aktuell sind das ja hierzulande mit die meist gebrauchten Worte … Geschrieben hat das Stück der neue künstlerische Leiter der Keule, Philipp Schaller gemeinsam mit Michael Frowin, der auch die Regie übernommen hat. Die Idee umschreibt Philipp Schaller dabei so: In einem Spätshop – in Hertas Getränke-Oase–treffen sich drei, die sich hier immer treffen (zumindest, wenn sie sich hier wieder treffen dürfen). Und sie wundern sich: Denn draußen auf der Straße tobt ein Demo-Kampftag. Selbsternannte Abendlandretter stoßen auf vier Gegendemos, Klimaaktivisten marschieren gegen Klimaleugner, Impfgegner fordern das Kaiserreich zurück, Gendergegner prallen auf Genderbefürworter*innen und so weiter und so weiter. Aber eines eint die da draußen: Sie haben Durst und kommen rein; in den „Späti“. Das Reich der vollen Gläser wird sozusagen zum Brennglas der Gesellschaft. Und man darf gespannt sein, auf das, was da zu hören sein wird, wenn man es wieder hören kann; weil hören darf …
Dass die Keulen-Türen geschlossen bleiben müssen, ist dabei auch deshalb tragisch, weil dieser Tage im Herkuleskeulen-Keller eigentlich kräftig gefeiert werden könnte: Am 1. Mai 1961 war in Dresden nämlich nicht nur zum Kampfund Feiertag der Werktätigen demonstriert und gejubelt worden, sondern unter Leitung von Manfred Schubert war damals die Herkuleskeule als städtisches Kabarett sozusagen aus der satirischen Taufe gehoben worden. Exakt 60 Jahre ist das nun also her …
Aber die Jubiläumsfeier muss verschoben werden. Und wird, verspricht Philipp Schaller, im kommenden Jahr unbedingt nachgeholt. Denn dann wird ja hoffentlich nicht „nur“ das Licht im Kühlschrank brennen dürfen, sondern auch wieder in der Keule …
JENS FRITZSCHE
Weil das 60. Jubiläum der Herkuleskeule natürlich trotz aller Einschränkungen nicht ungefeiert bleiben darf, gibt’s einen spannenden Podcast in vier Teilen mit den Akteuren der Keule auf der Internetseite: www.herkuleskeule.de.
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