Dynamo Dresden trauert um seine Klubikone Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner. Der Nationalspieler der DDR, Rekordspieler und Ehrenspielführer des Fußball-Zweitligisten verstarb in der Nacht zu Mittwoch nach langer und schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren.
Aus der Geschichte des Dresdner und letztendlich auch des DDR-Fußballs ist Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner nicht wegzudenken. Er war Vorreiter einer modernen Spielinterpretation. In der Nacht zum Mittwoch ist die Fußball-Legende der DDR im Alter von 70 Jahren nach langer schwerer Krankheit in seiner Dresdner Wohnung gestorben.
„Dixie“ Dörner war einer der größten Spieler in der Geschichte des deutschen Fußballs. Immer wieder wurde er in der Vergangenheit zumeist in den Medien als „Beckenbauer des Ostens“ bezeichnet – ein Vergleich, den er persönlich überhaupt nicht mochte. Sie seien zwei unterschiedliche Spielerpersönlichkeiten in verschiedenen Mannschaften und gegensätzlichen Systemen gewesen, hat Dörner mal gesagt, als er auf den Vergleich angesprochen wurde. Natürlich hatten die beiden Idole auch verschiedene Gemeinsamkeiten: Der eine spielte 103-mal für die BRD, der andere 100-mal für die DDR. Beide brillierten als Techniker, die das künstlerische Risiko mehr liebten als den unästhetischen Befreiungsschlag. Beckenbauer wurde 1974 Weltmeister, Dörner 1976 Olympiasieger Dennoch war der gebürtige Oberlausitzer nicht wie der „Kaiser“. Ihm fehlte es unter anderem an Eitelkeit, an Selbstgefälligkeit und vielleicht auch am Geschäftssinn. Aber er hatte Eleganz und Ballgefühl, Spielübersicht und überragendes Spielverständnis. Zum berühmten „Dresdner Kreisel“ gehörten viele Spezialisten, aber nur einen wirklichen Alleskönner: Hans-Jürgen Dörner. Er war ein Dirigent, der eine Mannschaft hervorragend führen konnte. Und noch etwas Besonderes war seine Treue zur SG Dynamo Dresden. 558-mal lief er wettbewerbsübergreifend für seine Dynamos auf (davon 392 mal in der DDR-Oberliga) und schoss 101 Tore (Oberliga: 65).
Als Dörner von seinem Heimatverein Energie/WAMA Görlitz als 16-Jähriger zu Dynamo wechselte, waren die Dresdner gerade in die zweite Liga abgestiegen. 1969 war Dynamo wieder oben, mit einer verjüngten Mannschaft, die gleich am ersten Spieltag Hansa Rostock 2:0 bezwang. Einer der Torschützen: „Dixie“ Dörner. Nach seinem Debüt in der ersten Mannschaft als Stürmer landete er früh auf der Libero-Position, die er später wie kaum ein anderer prägte. Es folgten zahlreiche nationale Pokale und 68 Einsätze im Europacup für Dynamo sowie 100 Länderspiele für die DDR. Höhepunkt seiner Karriere war zweifelsohne 1976 bei Olympia, als die DDR in Montreal Gold holte. Leider hatte ihn zwei Jahre zuvor eine Gelbsuchterkrankung an der Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1974 gehindert.
Nach seinem Karriereende am 24. Mai 1986 war Dörner zunächst Nachwuchstrainer bei Dynamo, ehe er von 1988 bis 1990 die Olympia-Auswahl der DDR betreute. Bis 1996 war er als Nachwuchscoach beim DFB tätig. Danach folgten Stationen bei Werder Bremen, Al-Ahly Kairo und dem Landesligisten Radebeuler BC. Der große Erfolg blieb jedoch aus. Dörner gehörte seit November 2013 zum Aufsichtsrat von Dynamo, wurde am 11. Oktober 2019 in die „Hall of Fame“ des Deutschen Fußballmuseums aufgenommen. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte er am 24. April 2021 bei der Einweihung seiner „Dixie-Dörner-Tribüne“ im Rudolf-Harbig-Stadion. Im Andenken an den beliebten Fußballer will Dynamo beim Auswärtsspiel in Hannover am Sonntag mit Trauerflor auflaufen. Zudem hat der Club eine Schweigeminute beantragt.
EKG
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