Zeitlose „Szenen einer Ehe“ am Dresdner Staatsschauspiel

Das facettenreiche, stets spannende Auf und Ab spielen Torsten Ranft und Nele Rosetz gekonnt aus. Foto: Matthias Horn

Schonungslos teilt Johan seiner Gattin Marianne am Küchentisch mit, er werde sie wegen einer jungen Geliebten auf der Stelle verlassen. Wie Zuneigung zu Hass wird, wie Lust in Gewalt umschlägt, wie mühsam aufgebaute Selbstsicherheit wie ein Kartenhaus zusammenbricht, all das sind zeitlose Szenen einer von vielen möglichen Ehen. Als „seelische Analphabeten“ bezeichnete sie Ingmar Bergman 1973 in einem Interview nach der Erstausstrahlung von „Szenen einer Ehe“ im schwedischen Fernsehen.
„Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“ – dieser Volksmund kommt einem in den Sinn, wenn man die Inszenierung des damaligen Kinohits am Kleinen Haus in Dresden verfolgt. Zunächst verwirrt es, doch bald geht dem Betrachter der Sinn auf, warum Kinder als stumme Statisten in gleicher Kleidung wie die Eltern auftreten, warum auch deren Eltern irgendwie immer anwesend sind und das Paar am ende ihre Rollen übernimmt (versöhnlich gespielt von Hannelore Koch und Lars Jung). Das über Generationen vererbte moderne Drama erlernter Hilflosigkeit, überzogener Erwartungen und egomanischer Gefühlskälte trifft nach wie vor ins Schwarze und wird erst spät durch eigene Erfahrung, Verständnis und Zuwendung erlöst.

„Szenen einer Ehe“ im Kleinen haus in Dresden, Glacisstraße, am 8., 12., 14., 21.10., jeweils 19.30 Uhr, 30.10., 16 Uhr, Karten unter Tel.: 0351 4913555

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