Sachsens Senioren werden zum Wirtschaftsfaktor

Ob beim Friseur, im Restaurant oder für Kultur – in Sachsen stammt jeder vierte Euro, den Privathaushalte ausgeben können, aus der Rentenkasse. Foto: fotolia
Ob beim Friseur, im Restaurant oder für Kultur – in Sachsen stammt jeder vierte Euro, den Privathaushalte ausgeben können, aus der Rentenkasse. Foto: fotolia

Da der Anteil der Rentner an der Bevölkerung steigt, werden Senioren zu Wirtschaftsfaktoren. Denn das verfügbare Einkommen der Privathaushalte kommt zu einem erheblichen Teil aus Altersbezügen. Von den insgesamt 1,76 Billionen Euro bundesweit entfallen rund 330 Milliarden Euro oder 18,7 Prozent auf gesetzliche Alters- und Hinterbliebenenrenten sowie Pensionen. Regional klaffen aber große Unterschiede. In Ostdeutschland stammt jeder vierte Euro aus dem gesetzlichen Rententopf.

Spitzenreiter im Ländervergleich ist Sachsen-Anhalt, Sachsen liegt nach Mecklenburg-Vorpommern schon auf Platz drei. Mit einem Anteil von 19,4 Milliarden Euro aus Alters- und Hinterbliebenenversorgung an 76,1 Milliarden Euro verfügbarem Haushaltseinkommen erreicht die Rente hier einen Prozentsatz von 25,5. Auch in den übrigen ostdeutschen Ländern inklusive Berlin ist der Anteil überdurchschnittlich hoch – und damit der Einfluss der Älteren auf die regionale Nachfrage nach Dienstleistungen und Produkten. Die Zahlen entstammen der aktuellen Auswertung der Initiative „7 Jahre länger“ auf Basis der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Länder für 2015.

Ost-West-Gefälle

Anders zeigt sich das Bild in den alten Bundesländern. Dort machen Altersbezüge im Schnitt 17,6 Prozent des frei verfügbaren Haushaltseinkommens aus. Am niedrigsten ist der Anteil in Hamburg mit 15,1 Prozent, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg. Das Saarland hält mit 21,9 Prozent den Spitzenplatz in den „gebrauchten“ Ländern.

Das verfügbare Einkommen ist der Betrag, der den privaten Haushalten zum Konsumieren und Sparen verbleibt. Es umfasst die Bruttolöhne, Gehälter, Unternehmergewinne, Kapital- und Mieteinkünfte sowie sämtliche Sozialtransfers wie Renten, Pensionen, Arbeitslosen- oder Krankengeld. Davon abgezogen werden Steuern und Sozialabgaben.

Dass im Osten ein größerer Teil der Einkommen auf die Altersbezüge entfällt, hat mehrere Gründe: Zum einen bestehen hier höhere Rentenansprüche als im Westen, insbesondere bei Frauen. Während sie im Osten 2015 durchschnittlich 835 Euro Rente erhielten, waren es im Westen aufgrund geringerer Erwerbszeiten nur knapp 600 Euro. Umgekehrt verdienen die Ostdeutschen weniger und haben geringere Miet- oder Kapitaleinkünfte, sodass die Renten stärker ins Gewicht fallen.

Das Gefälle zeigt aber vor allem, wie unterschiedlich weit die Alterung fortgeschritten ist. In Sachsen-Anhalt und Sachsen war Ende 2015 jeweils ein Viertel der Einwohner 65 Jahre oder älter. Und wo relativ viele Senioren leben, fallen eben auch die Renten stärker ins Gewicht.In den Boom-Regionen Baden-Württemberg oder Bayern, die viele jüngere Menschen anlocken, waren es erst rund 20 Prozent.

Einfluss steigt noch

Tatsächlich ist die wirtschaftliche Bedeutung der Älteren in Deutschland noch höher, als diese Zahlen ausdrücken. Denn viele Senioren haben weitere Einkünfte. Allein die Leistungen aus privaten Sicherungssystemen – etwa Betriebsrenten, Pensionskassen oder Versorgungswerken –  beliefen sich 2015 auf knapp 60 Milliarden Euro.

Hinzu kommt die demografische Entwicklung. Nach der jüngsten Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes werden 2060 rund 23,7 Millionen Bundesbürger – von knapp
18 Prozent derzeit auf fast ein Drittel der Bevölkerung – mindestens 65 Jahre alt sein.

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