Man kennt ihn in den Niederlanden besser als in seiner Heimat: Jacob Böhme, einen der großen deutschen Geister. Geboren als Schusterjunge im Görlitz des 16. Jahrhunderts, entwickelte sich der Autodidakt zu einem Querdenker, der als erster deutscher Philosoph weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde.
Freunde versorgten mit Lebensmitteln, Literatur und Geld den Schuhmacher, der visionsartige Eingebungen und Einsichten hatte. Diese drängten ihn, ein prophetischer Gelehrter zu werden, während die evangelische Kirche ihn zeitlebens als Gegner bekämpfte. Dessen Ansicht, der Mensch sei nicht in Sünde, sondern frei geboren und nur seinem Gewissen verpflichtet, das selbst Gut und Böse unterscheiden könne, ließ die Institution Kirche überflüssig erscheinen.
Im Ausland – in Holland herrschte seinerzeit Religionsfreiheit – erschienen posthum die meisten der 30 Werke Böhmes. Bis heute inspirieren sie in ihren zeitlos aktuellen Fragestellungen Menschen aller Gesellschaftsschichten, darunter Künstler wie Kandinsky oder Arp.
Zu Lebzeiten versuchte sich Jacob Böhme an einem Weltbild, das „alles in Allem“ vereinte: Gott und Wissenschaft, Natur und Mensch, Werden und Vergehen, Konkretes und Unsichtbares, Harmonie und Gegensätze. Die acht Abteilungen in der Schütz-Kapelle des Dresdner Residenzschlossen tragen daher auch Namen wie „Finsternis“ und „Licht“. Um nichts Geringeres als Schöpfung und Kosmos, Mythos und Wirklichkeit machte sich der unkonventionelle Theosoph und Mystiker handschriftlich so kluge Gedanken, dass sie bis heute Jung und Alt faszinieren.
bis 19.11., Mi. bis Mo., 10 bis 18 Uhr, Eintritt inkl. Hausmannsturm 6/4,50 Euro
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