Der Dresdner Baum der Wünsche

Am Albertplatz steht Dresdens erster Shoetree. Foto: Una Giesecke
Am Albertplatz steht Dresdens erster Shoetree. Foto: Una Giesecke

Dresden. Die sächsische Landeshauptstadt hat seit Kurzem ihren ersten „shoetree“, zu Deutsch Schuhbaum. Am Albertplatz hängen in der Ahornkrone auf der Fußgängerinsel gegenüber vom Kästner-Museum jede Menge gebrauchte Schuhpaare, die an den Schnürsenkeln zusammengebunden sind, und geben den Vorübergehenden Rätsel auf. Wer hat die Schuhe wie und vor allem wozu dort hinaufbefördert?

Die ersten Vorboten dieses Trends kamen Ende der Neunziger nach Dresden. Damals baumelten an Kabeln, die die Alaunstraße in der Äußeren Neustadt überspannen, die ersten ausgedienten Latschen. Die Sitte selbst – alte Turnschuhe, Sandalen, Stiefel oder Stöckelschuhe über Laternen, Straßenschilder, Masten, Ampeln oder eben Äste zu werfen – ist seit Anfang der 1990er Jahre in den USA verbreitet. Nachdem an einer Pappel am Highway 50 in Nevada ein Paar hing, das ein Bräutigam im Streit mit seiner Braut hinaufgeschleudert hatte, damit sie nicht weglaufen könne, sollen sich die zwei wieder vertragen haben und Hunderte Nachahmer gefunden haben.

In Schottland setzt der jahrhundertealten Überlieferung zufolge ein aufgehängtes Paar Schuhe ein Zeichen dafür, dass ein in der Nähe lebender junger Mann vor Kurzem seine Unschuld verloren hat. Schuhbäume stehen auch in Kanada, England, Österreich und Deutschland. Aus Reutlingen wird berichtet, dass bis 1991 dort stationierte US-Soldaten zum Abschied ihre Stiefel – und damit vielleicht auch vergangene Sorgen – auf einem Baum zurückließen. Den Abschied vom Schnuller sollen den jeweiligen Kindern ja auch sogenannte Schnullerbäume erleichtern.

Eine andere Theorie zum Ursprung der Schuhbäume führt diese auf Gebietsmarkierungen von Straßengangs zurück. Im Nahen Osten oder auf dem Balkan hingegen ist der heidnische Brauch anzutreffen, Büsche mit bunten Stoffstreifen, Fähnchen oder Gehäkeltem zu schmücken, die die Segenswünsche ihrer Stifter verkörpern, in der keltischen Tradition verehrte man auf diese Weise heilkräftige Quellen.

Einen ersten Dresdner Baum der Wünsche, behängt mit Zetteln, die Passanten mit ihren Herzensangelegenheiten beschriftet hatten, gab es vor einiger Zeit auf einem Privatgrundstück am Bahndamm/Ecke Bischofsweg. Nun steht der erste Schuhbaum der Stadt im öffentlichen Raum, pünktlich zum Jahreswechsel, der Zeit der guten Wünsche und Vorsätze. Google maps zeigt ihn bereits samt Kommentaren an.

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