Viel Sonne und Rekordtrockenheit: Das war der Frühling 2020

Trockenheit am Königsufer: keine Seltenheit. // Foto: Rene Meinig

Der Frühling 2020 war in Dresden erheblich zu trocken und bot Sonne satt. Es war der trockenste Frühling seit 1961, meldet das Umweltamt.

In den vergangenen drei Monaten fielen insgesamt nur 70,1 Millimeter Regen. Durchschnittlich 157 Millimeter waren es in der Klimareferenzperiode 1961 bis 1990. Das ist ein Niederschlagsdefizit von 55 Prozent. Statt 43 Niederschlagstage kommt der Frühling 2020 auf nur 26 Regentage. Wenig Regen bedeutet viel Sonnenschein. Und den gab es reichlich: Mit insgesamt 684 Sonnenstunden war es der drittsonnigste Frühling seit 1961. Nur 2007 und 2011 war es mit 688 und 715 Sonnenstunden noch sonniger. Betrachtet man die Durchschnittstemperatur des Frühlings, war es mit 9,4 Grad Celsius 1,1 Grad wärmer im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1961 bis 1990. Damals war der Frühling im Durchschnitt 8,3 Grad Celsius warm.

Sehr sonniger März

Trotz Sonnenschein- und Trockenheitsrekord startete der Frühling in diesem Jahr verhalten. Nach zwei Frosttagen im Februar blieb im März sogar an elf Tagen die Minimumtemperatur unter dem Gefrierpunkt. Vor allem in der letzten Märzdekade schaufelte Hoch „Jürgen“ kalte Luft aus Nordost-Europa nach Deutschland und drückte die Höchstwerte unter fünf Grad Celsius. In dieser Zeit wurde die in diesem Jahr bisher kälteste Nacht aufgezeichnet: Vom 22. zum 23. März wurde eine Tiefsttemperatur von -6,3 Grad Celsius gemessen. So tief fiel das Thermometer den gesamten Winter über nicht. Dennoch war es mit 177 Sonnenstunden – und damit einem Plus von 61 Prozent gegenüber dem Klimareferenzwert 1961 bis 1990 – ein sehr sonniger Monat. Im Klimareferenzzeitraum fielen an 14 Tagen 41,8 Millimeter Niederschlag. Im März 2020 waren es an 13 Tagen insgesamt 25 Millimeter. Das ist etwa 40 Prozent weniger Regen, der gefallen ist.

April viel zu trocken

Im April stellte sich dann die Großwetterlage um. Eine Hochdruckzone über Mitteleuropa machte sich breit und blockierte über mehrere Wochen den Durchzug regenbringender Tiefausläufer. Vom typischen wechselhaften Aprilwetter fehlte jede Spur. Strahlender Sonnenschein dominierte den gesamten Monat. Und das bewiesen auch die Aufzeichnungen: 104 Prozent Steigerung der Sonnenscheindauer. Mit insgesamt 297 Sonnenstunden schien die Sonne mehr als doppelt so viel wie im Klimareferenzzeitraum. Der April 2020 ist damit der sonnigste April seit 1961. Der viele Sonnenschein bedeutete aber auch gerade einmal zwei Regentage, nämlich der 13. und 29. April 2020. So kam nur eine Monatssumme von insgesamt 1,9 Millimeter Niederschlag zustande. Im Referenzzeitraum 1961 bis 1990 waren es 15 Niederschlagstage mit 52,1 Millimeter Regen. Allerdings sind die 1,9 Millimeter nur der zweitgeringste Messwert, der an der Station Dresden-Klotzsche seit 1961 registriert wurde. Noch trockener war der April 2007. Damals gingen nur 0,9 Millimeter Wolkenwasser auf die Erde nieder. Die sonnige und trockene Wettersituation sorgte dafür, dass der April 2020 die größte Temperaturabweichung gegenüber 1961 bis 1990 erreichte. Mit 11,0 statt 8,0 Grad Celsius war es der neuntwärmste April seit Aufzeichnungsbeginn an der Station Dresden-Klotzsche.

Mai brachte Nachtfrost

Im Mai wurde es dann wechselhafter –  zum Glück für die Natur. Richtig Regen gab es mit dem pünktlichen Einzug der Eisheiligen. Sie treten meist zwischen dem 11. und 15. Mai auf. Zu dieser Zeit befand sich ein Hoch über Skandinavien und Polarluft über Deutschland. Deshalb fielen die nächtlichen Temperaturen in diesen Tagen nochmal bis zum Gefrierpunkt. Am 12. Mai 2020 wurde mit einer Tagesminimumtemperatur von -0,2 Grad Celsius sogar ein Frosttag verzeichnet. Die Eisheiligen brachten aber nicht nur Abkühlung, sondern endlich auch etwas Regen in den Dresdner Raum. Insgesamt konnten im Mai 2020 immerhin 11 – statt der durchschnittlichen 14 – Regentage gezählt werden. Mit einer Niederschlagssumme von 43 Millimeter wurden 67 Prozent der Regenmenge des Klimareferenzzeitraums erreicht. Wie schon der Mai 2019 war auch der diesjährige kälter als im Vergleichszeitraum 1961 bis 1990. Statt der durchschnittlichen 13,1 Grad Celsius lag die Monatsmitteltemperatur in Dresden-Klotzsche bei nur 12,1 Grad Celsius. Das ist seit elf Monaten die erste negative Temperaturabweichung. Im langjährigen Durchschnitt werden im Mai sonst bis zu vier Sommertage registriert. Da fällt der diesjährige Mai völlig aus dem Rahmen. Das ist jedoch kein Anzeichen für einen besonders kühlen oder besonders heißen Sommer.

Was die Trockenheit der vergangenen Jahre anrichtete

Seit 2017 überwiegen die Niederschlagsdefizite in Dresden. Von November 2017 bis Ende Mai 2020 beträgt das aufsummierte Niederschlagsdefizit etwa 500 Millimeter. Der Mittelwert der Jahresniederschlagssumme 1961 bis 1990 misst 669 Millimeter. Damit fehlt also allein in den letzten zweieinhalb Jahren schon fast ein ganzer Jahresniederschlag. Die Trockenheit ist an vielen Stellen zu sehen – zum Beispiel am Elbepegel. Im Einzugsbereich der Elbe in Tschechien fehlt es seit Jahren an kräftigen Niederschlägen, die die Elbe speisen. Wenn dort Dürre herrscht, ist das hier in der Stadt zu sehen. So erreichte der Wasserstand in Dresden letztmalig vor fünf Jahren eine Hochwasseralarmstufe – Alarmstufe 1 am 12. Januar 2015 mit einem Wasserstand von 449 Zentimeter. Auch die nahezu fehlende Schneeschmelze in den vergangenen Jahren trägt dazu bei, dass bereits jeweils zu Beginn des Sommers in der Elbe Niedrigwasser herrscht und dieses bis zum Jahresende anhält. Am 10. und 11. Mai 2020 wurde am Pegel Dresden der niedrigste Tagesmittelwert in einem Mai seit der Inbetriebnahme der Moldaukaskaden im Jahr 1964 registriert: Der Pegelwert erreichte nur 68 Zentimeter.

Aber nicht nur am Elbepegel zeigt sich die Trockenheit. Die Auswirkungen des fehlenden Niederschlags bekunden auch die kleineren Gewässer. Nahezu alle der Ende April begutachteten vierzig Bäche und Flüsse im Stadtgebiet führten nur wenig bis sehr wenig Wasser. Allein der Ilschengraben in Rähnitz und der Unkersdorfer Silberbach hatten an den Beobachtungspunkten eine „mittlere“ Wasserführung. Bei der Besichtigung im April war am Kaitzbach die Wasserentnahme am Carolasee in Betrieb. Stromabwärts floss auch noch Wasser, aber das kam an der Lennéstraße nicht mehr an. Neben dem Kaitzbach unterhalb der Lennéstraße waren bereits vier weitere Gewässer abschnittsweise oder vollständig ausgetrocknet: Blasewitz-Grunaer Landgraben, Nautelweg Abzugsgraben, Rosinendorfwasser und Weidigtbach. Auch die Talsperre Kauscha hatte einen sehr geringen Wasserstand. Trotzdem war eine Wasserentnahme mit Motorpumpe in Betrieb. Wegen der geringen Wasserführung in Dresdens Fließgewässern ist seit dem 6. Juni 2020 die Wasserentnahme aus oberirdischen Gewässern im Stadtgebiet Dresden untersagt, beziehungsweise vereinzelt eingeschränkt. Die Allgemeinverfügung wurde im Amtsblatt vom 5. Juni 2020 veröffentlicht: www.dresden.de/amtsblatt.

Der Boden bezeugt ebenfalls die Trockenheit der letzten Jahre. Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung – abrufbar unter www.ufz.de – stellt den Bodenfeuchtezustand dar. Für den Gesamtboden in Sachsen und im Dresdner Raum wird eine außergewöhnliche Dürre angezeigt.

Auch die Grundwasserstände bleiben wegen der weitgehend niederschlagsarmen Witterung und der geringen Wasserführung der Elbe weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Im Durchschnitt liegen die Grundwasserstände an den städtischen Messstellen etwa 90 Zentimeter unter dem Monatsmittelwert der letzten elf Jahre. Die weitere Entwicklung wird vom Niederschlags- und Temperaturverlauf der nächsten Monate abhängen. Allerdings ist selbst bei ergiebigen Niederschlägen nicht mit einer zügigen Wiederauffüllung des Grundwasserleiters zu rechnen.

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