Ohne uns ist’s still: Eine Kampagne aus der Dresdner Kultur

Moritz Baumert ist eines von 400 „Kulturgesichtern“. // Foto: Daniel Scholz

Dresden hat jetzt „Kulturgesichter“. Moritz Baumert ist eines davon. Hier erklärt er, was die Initiative will.

Bereits als Teenager stieg Moritz Baumert in den Beruf des Tontechnikers ein. Der Dresdner ist seither national unterwegs, betreut zwei hiesige Clubs und betreibt ein kleines Tonstudio. Im Interview erzählt er, was passierte, als die Musik plötzlich verstummte.

Wie sind Sie zu einem der „Kulturgesichter“ geworden?

Die „Kulturgesichter“-Kampagne ist eine Aktion, die in vielen Städten gestartet ist. Wir Kulturschaffenden wollen damit medienwirksam Sichtbarkeit und Beachtung für die Branche erreichen, die wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig in Deutschland durch die Pandemie betroffen ist. Über ein Formular konnten sich alle, die wollten für die Aktion registrieren und diese unterstützen.

Wie erging es Ihnen im Lockdown?

Das Jahr 2020 fing für mich mit einem vollen Terminkalender bis in den Dezember hinein an. Im ersten Lockdown war ich die ersten Wochen ziemlich perplex, in einer Art Schockstarre und wollte die Situation nicht wahrhaben. Ich habe mich von Verordnung zu Verordnung gehangelt und Woche für Woche gehofft, dass sich eine Perspektive ergibt.

Die ersten Wochen habe ich Equipment gewartet und überhaupt die Zeit für Dinge genutzt, für die man sonst in der Saison keine Zeit hat. Irgendwann habe ich mich gar nicht mehr getraut, in meine Mails zu schauen, da täglich Absagen eintrafen und das bereits auch schon weit bis in den Herbst hinein. In dem Moment wollte ich noch nicht wahrhaben, dass ich mich wohl bis auf weiteres in Abstinenz meines Berufs, der auch eine Berufung und Leidenschaft ist, üben muss.

Und im zweiten Lockdown?

Im zweiten Lockdown war es natürlich wieder ein großer Schock, der sich aber diesmal schon etwas länger ankündigte. Fragen blieben dennoch viele und die Hoffnung, so weiter zu machen wie noch im Sommer, war schnell vorüber. Der gesamten Branche lag immer ein hohes Interesse daran, die Auflagen zu erfüllen und alles in Windeseile für die Konzert-Locations umzusetzen und eigene Konzepte zu erschaffen. Das war schon ein ziemlicher Schlag ins Gesicht!

Inwiefern mussten oder wollten Sie sich umorientieren?

Also von Wollen kann nicht die Rede sein, mir blieb keine andere Wahl. Ich hatte meine letzte Show am 7. März 2020 und seitdem kein Geld verdient und ausschließlich vom Ersparten gelebt. Im Sommer fanden dann einige Livestreams und „Corona Shows“ statt. Das hat aber bei weitem nicht das gedeckelt, womit man bereits im Jahr zuvor geplant hatte.

Deswegen war ich gezwungen, wie viele meiner Kollegen auch, mich umzuorientieren. Ich habe eine Weile beim Bäcker als Verkäufer gearbeitet. Später bin ich zurück in die soziale Arbeit gegangen.

Was haben Sie für Pläne – wenn es denn wieder losgeht?

Ich bezweifle stark, dass es ein „Schnell“ geben wird. Für mein Empfinden, wird es ein langsamer Weg zurück in die Normalität und die Art und Weise, wie wir Kultur erleben, wird für länger eine andere sein.

Mehr Infos finden Sie unter: www.kulturgesichterdresden.de
Hier geht’s zur Spendenaktion: www.startnext.com/
kulturgesichter-dresden

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