Junge Wilde der Achtziger im Museum

Die AG Geige trat mit Papiermasken auf. Foto: SKD

Dresden. Mit Vogel- oder Strumpfmaske, gern auch mit Totenkopf – wenn die „Arbeitsgemeinschaft Geige“ auf die Bühne kam, schufen die dahinter versteckten bescheidenen Musikproduzenten mit Samplern, Loops und Grooves einen lautstarken, provokativen Gegenentwurf zum 80er-Jahre-Alltag in der DDR. Die AG Geige galt als „auffälligstes Volkskunstkollektiv im Untergeschoss der DDR-Tanzmusik“, räumten westliche Kommentatoren anerkennend ein.

Da es noch keine Videokameras gab, sind aus dieser Ära oft nur Tonbänder und Kassetten überliefert. Die mit Kopfhörern gespickte Ausstellung „Geniale Dilettanten“ illustriert die Alternativbewegungen jener Ära in Ost wie West dennoch auf anschauliche und begeisternde Weise mit Fotos, Covern, Plakaten und selbstgebauten Instrumenten. Es laufen filmische Konzertrekonstruktionen und aktuelle Interviews mit Protagonisten, die damals echte Geheimtipps waren. Für Kenner gibt es ein Wiedersehen mit Fine Kviatkowski, Hansi Noack oder Dietmar Diesner.

Legendär wurde das Coswiger Festival Intermedia I im Juni 1985, wo Free Jazz auf Schrottteilen, untragbare Mode, friekiger Tanz, Performance und Super-8-Clips sich mixten und zur blutigen Krach-Orgie steigerten, bis das Pogopublikum die Chaosbühne stürmte. „Wir entkamen nur knapp dem Alptraum und schmuggelten die Faszination über die Grenze“, schrieb Westjournalist C. Reval.

bis 19. November, täglich außer Mo., 10 bis 18 Uhr, Albertinum, www.skd.museum

Von Albertinum bis Zwinger öffnen zur Museumsnacht am 16. September, ab 18 Uhr rund 50 Ausstellungen, darunter Exoten wie BRN-Museum, Hofmühle, Fernmeldemuseum, Schillerhäuschen, Schulmuseum oder Polizeihistorische Sammlung.
www.
museumsnacht.dresden.de

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