Die große ADFC-Umfrage zeigt ernüchternde Ergebnisse: Sicherheitsgefühl und Zufriedenheit sinkt – Der ADFC fordert deutliche Schritte etwa entlang der Winterberg- und der Bautzner Straße.
Während immer mehr Dresdnerinnen und Dresdner aufs Fahrrad steigen, sinkt gleichzeitig die Zufriedenheit mit dem Radklima in der Elbestadt. Trotz Radverkehrskonzept und den Bemühungen der Stadt, bleibt Dresden im Vergleich zu ähnlich großen Städten in Punkto Radfreundlichkeit im hinteren Mittelfeld hängen und verharrt beim Fahrradklima im Gesamturteil bei einer wenig schmeichelhaften 4. Ein Wert der im Vergleich zu den Fahrradklima-Tests zuvor kontinuierlich schlechter wird.
Auf diesen Nenner lässt sich das Dresdner Ergebnis des bundesweiten Fahrradklima-Tests bringen, den der ADFC alle zwei Jahre durchführt. Insbesondere das Nein der Stadt zu Pop-Up-Radwegen kommt bei den Radfahrer*innen in Dresden nicht gut an und beeinflusst das Gesamturteil negativ. Auch das langsame Tempo bei der Umsetzung des Radverkehrskonzepts, in diesem Jahr sind es nur gut 9,2 Maßnahmen (von circa 450, erfüllt davon bisher nur knapp 61 nach ADFC-Rechnung) lässt die Bewertung der Radförderung nicht wirklich besser werden. Insgesamt 2851 Dresdner*innen beteiligten sich an der Online-Umfrage unter der Überschrift „Und wie ist Radfahren in Deiner Stadt?“, etwas mehr als beim letzten Fahrradklima-Test im Jahr 2018. Von September bis November 2020 hatten sie die Gelegenheit, 32 Fragen zum Radverkehr zu beantworten, darunter fünf Fragen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.
Gesamturteil: Eine konstante Vier
„Dresden verharrt beim Fahrradklima im Gesamturteil bei einer wenig schmeichelhaften 4“, berichtet Edwin Seifert, Geschäftsführer des ADFC Dresden e.V. „Ein Wert der im Vergleich zu den Fahrradklima-Tests davor leider kontinuierlich schlechter wird. Dresden rutscht in den meisten Kategorien deutlich ab.“ Etwa beim Sicherheitsgefühl. Über die letzten fünf Fahrradklima-Tests hinweg sinkt hier der Wert. Insgesamt haben 77 Prozent der Befragten die Frage nach dem Sicherheitsgefühl als Radfahrender im Straßenverkehr mit einer 4, 5 oder 6 beantwortet, sie fühlen sich im Straßenverkehr gefährdet (Note 4,5). Ähnliches Bild bei der Frage nach der Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer. Hier fühlen sich 65 Prozent nicht wirklich akzeptiert, ein Wert der ebenfalls nicht besser wurde über die Jahre (Note 4). Hinzu kommt noch, dass wie schon 2018 auch 52 Prozent angeben, sich gestresst zu fühlen, wenn sie mit dem Rad unterwegs sind (Note 3,7). Außerdem berichteten 84 Prozent von regelmäßigen Konflikten mit Autofahrer*innen (Note 4,7).
Zu schmale Radwege und ungünstige Ampelphasen
„Die Antworten dokumentieren aber auch klare Wünsche der Radfahrenden in Dresden. So wünschen sich 89 Prozent etwa breitere Radwege in der Stadt, auf denen langsamere Radfahrer*innen problemlos überholt werden können. Ein Wunsch der zudem über die Jahre kontinuierlich wächst. Auch die derzeitigen Ampelschaltungen werden deutlich kritisiert. 80 Prozent bewerten sie als sehr radunfreundlich (Note 4,7). Eine Einschätzung, die sich auch häufig in den Kommentaren bei der Umfrage wiederfindet“, berichtet der ADFC- Geschäftsführer.
Pop-Up Radwege Fehlanzeige
„Interessant sind auch die Antworten zu den Corona-Zusatzfragen. Hier liegt Dresden unter den Großstädten stets auf dem letzten Platz. Unter anderem wurde abgefragt, ob es handfeste Signale für mehr Radfreundlichkeit während der Corona-Zeit gibt. 89 Prozent verneinten das, was einer Note von 5,4 entspricht, informiert Edwin Seifert. „Weder die abgefragten Pop-Up-Radfahrstreifen, noch Fahrradstraßen, verkehrsberuhigten Zonen oder Poller gegen Durchgangsverkehr wurden wahrgenommen. Kein Wunder, Dresden hat sich hier insbesondere beim Thema Pop-Up Radwege durch das Nein des OB verweigert. Das fällt negativ auf.“
Hier muss Dresden aktiv werden
„Trotz Fahrradboom hat sich Dresdens Fahrradpolitik noch immer nicht so richtig frei geschwommen“, resümiert der Geschäftsführer des ADFC Dresden. „Die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests zeigen es erneut: Die Dresdner fordern durchgehende Radnetze und angstfrei befahrbare sowie breite Radwege. Lückenschlüsse sind also angesagt. Der Oberbürgermeister und der Baubürgermeister könnten hier ganz schnell aktiv werden.“
Etwa entlang der vielbefahrenen Winterbergstraße, dessen schmale Schutzstreifen nicht zum Radfahren einladen. Mit breiten Radfahrstreifen, für die eine Parkreihe weichen müsste, würde auch ein wichtiger Lückenschluss in der Hauptradroute aus dem Dresdner Osten geschaffen. Oder entlang der Bautzner Straße in der Äußeren Neustadt und darüber hinaus. Hier könnte die Stadt einmal Mut beweisen und Pop-Up Radwege anlegen. Mindestens fünf deutsche Städte neben Berlin waren hier mutiger als Dresden. Außerdem ist jetzt durch ein Urteil des OVG Berlin klar, dass sie mit der StVO vereinbar sind und bleiben können. Auch die Carolabrücke wäre so ein Fall, hier fehlt zum Lückenschluss ein breiter Radweg in Südrichtung.
Es gibt auch Positives
Kleine Lichtblicke offenbart der ADFC Fahrradklima-Test in Dresden dann doch auch. Gut ankommt das Leihradsystem Mobi-Bike, das von 78 Prozent gelobt wird und durchschnittlich mit einer Note von 2,2 bewertet wird (2012 gab es noch eine 3,5 fürs Fahrrad ausleihen). Ganz leicht besser bewertet wurde zudem die Frage, ob viel für den Radverkehr getan wurde in jüngster Zeit. Hier sank das Votum, dass zu wenig getan wird von 67 Prozent (2018) auf 62 Prozent 2020.
Fazit
Wie die kommunale Bürgerumfrage auch schon, zeigt auch der ADFC Fahrradklima-Test, dass sich die Dresdnerinnen und Dresdner deutlich mehr Engagement der Stadt für den Radverkehr wünschen. Engagement, welches direkt auf den Straßen sichtbar wird anhand von durchgehenden Routen mit breiten Radwegen.
Eine Übersicht über alle Ergebnisse der Umfrage finden Sie unter: www.adfc-dresden.de
Für mich als Fußgänger ist es einigermaßen befremdlich, dass von und wegen der Radfahrer so viel gejammert wird. Bestes Beispiel: Elbradweg Südseite. Dort ist man als Fußgänger stark gefordert sehr fit zu sein und beste Reflexe aufweisen zu können sonst kommt man unter die Räder. Es kommt mir jedes mal so vor, als wenn sämtliche Radfahrer darum wetteifern, wer der schnellste ist – ohne Rücksicht auf Verluste. Dafür wird man aber dann auch noch beschimpft, vor allem wenn man eine Einschränkung des Gehörs hat und die „Berittenen“ erst bemerkt, wenn sie unmittelbar neben einem sind. Ich bin bereits mehrfach am Arm verletzt worden bzw. vor Schreck gestürzt.
Wer derart auf Rücksichtnahme pocht, sollte sich doch bitteschön auch selbst darin üben, denn es kann nicht sein und ist auch nicht überall möglich, dass ich aus Angst verletzt zu werden ständig in den Grünanlagen laufe!!!