Aktuelle Zahlen der Polizei zeigen, dass sich vor allem Radfahrer häufig untereinander in die Quere kommen.
Der Elberadweg ist nach wie vor eine der gefragtesten Radrouten. Im vergangenen Jahr wurde er in der Online-Befragung „Radreiseanalyse 2021“ zum beliebtesten Radfernweg Deutschlands gewählt. Auch seine Dresdner Abschnitte stehen hoch in der Gunst der Nutzer. Allein im Zeitraum vom 1. Januar bis 24. März hat der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ADFC auf linkselbischer Seite 81.309 Radfahrer an der Waldschlößchenbrücke gezählt, an der rechtselbischen Zählstelle, also auf Neustädter Seite, waren es weitere fast 60.000. Zum Vergleich: 2018 waren 54.331 Radfahrer linkselbisch unterwegs, auf der gegenüberliegenden Seite 30.527. Die Zunahme liegt bei rund 66 Prozent.
108 Personen verletzt
Doch mit der Zahl der Nutzer stieg auch die Zahl der Unfälle. Die Polizei registrierte im Vorjahr 94 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Radfahrern. 2018 und 19 waren es nur jeweils 61. Und auch die Folgen der Zusammenstöße wurden gravierender. 2020 wurden auf dem Elberadweg 21 Personen schwer und 87 leicht verletzt. In den beiden vorangegangenen Jahren zählten die Beamten je 61 leicht Verletzte, dazu 13 und 11 Menschen mit schweren Verletzungen. „Das Gros der Unfälle ereignete sich zwischen Radfahrern“, so ein Polizeisprecher auf Anfrage der Sächsischen Zeitung. Genau das wird auch vom Dresdner ADFC-Vorstand immer öfter wahrgenommen. Unverhältnismäßiges Tempo und rücksichtsloses Verhalten führten zu Unfällen auf dem teilweise sehr schmalen Weg. Zwischen Johannstadt und Laubegast ist er oft nur zwei Meter breit. So werden auch andere Nutzer des Radweges gefährdet. Laut Polizei waren 65 Fußgänger an den registrierten Unfällen beteiligt. Weil sie sich oft unwohl fühlen angesichts rasender Radfahrer, weichen sie oft auf die Wiesen aus, wie Trampelpfade parallel zum Elberadweg zeigen.
Unfälle am Glockenspielpavillon
Als ein Unfallschwerpunkt kristallisierte sich nun der Bereich des Glockenspielpavillons heraus, an dem es im Vorjahr 14 Mal krachte. Das ist angesichts der Belegung an der Stelle nicht verwunderlich, obwohl es keine aktuellen Zahlen gibt. Doch der ADFC hatte dort bereits im Jahr 2019 eine manuelle 19-stündige Verkehrszählung organisiert, bei der am 3. Juli zwischen 5 und 24 Uhr rund 7.000 Radfahrer erfasst wurden. Die Dauerzählstelle an der Waldschlößchenbrücke erfasste im gleichen Zeitraum nur etwa 1.800 Radfahrer. Damit waren rund vier Mal so viele Radler zwischen Marien- und Augustusbrücke unterwegs.
Bei der Erhebung konnte auch festgestellt werden, dass es in den Morgenstunden mehr Radverkehr in Richtung Augustusbrücke gibt, während die Radfahrer am Nachmittag und Abend häufiger in Richtung Pieschen fahren. Selbst angesichts einer komfortablen Breite des Elberadweges von vier bis fünf Metern an der Stelle wird es dort also eng.
Das trifft auch auf den südlichen Brückenkopf des Blauen Wunders zu, der ebenfalls wieder mit an vorderster Stelle im Unfallranking erscheint. Die Polizei registrierte hier zwölf Unfälle. Über die Stelle wird derzeit heftig debattiert, kreuzen doch hier nicht nur viele Fußgänger den Elberadweg auf dem Weg zum Fluss, sondern auch Autofahrer, die auf dem Platz unterhalb des Schillergartens parken möchten. Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) möchte dies im Landschaftsschutzgebiet verhindern und plant, den Bereich mit Pollern abzugrenzen. Dagegen hat ein Dresdner Anwalt für Verkehrsrecht eine Petition gestartet, in der er fordert, dass auf dem Bereich ein offizieller Parkplatz mit Stellflächen eingerichtet wird. Er bezieht sich darin auf einen Stadtratsbeschluss von 2011, der aber nie umgesetzt wurde. Immerhin 1.772 Personen hatten bis Dienstagnachmittag die Petition unterzeichnet. Die Entscheidung dazu bleibt spannend.
Parallelweg: lange nichts passiert
Entspannung auf dem Elberadweg ist auch in nächster Zeit nicht zu erwarten. Die Stadt befindet sich seit Jahren in einem Behörden-Pingpong zum geplanten Parallelweg auf den Johannstädter und Blasewitzer Elbwiesen. Erst verzögerten Klagen zur Waldschlößchenbrücke die Planung, dann gab die Landesdirektion das Projekt zurück an die Stadt, weil geeignete Ausgleichsflächen fehlten.
„Nach derzeitigem Prüfstand sind im Stadtgebiet zwei geeignete Flächen vorhanden. Da sich die infrage kommenden Grundstücke nicht im Eigentum der Landeshauptstadt Dresden befinden, erfolgen entsprechende Verhandlungen zum Erwerb mit dem Freistaat Sachsen“, sagt Simone Prüfer, die Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes. Da die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen seien, könnten Aussagen zum weiteren Verfahren sowie zum Zeitpunkt einer Baudurchführung derzeit nicht getroffen werden. Der ADFC fordert diesbezüglich deutlich mehr Tempo. Doch das wird nicht helfen. Und so bleibt es weiter eng auf dem Elberadweg.
SZ/Kay Haufe
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